30 Gebäude, darunter drei Hotels, zehn Restaurants, Lounges und Bars, das grösste Spa Europas, drei Tennisplätze und vieles mehr: Das Bürgenstock Resort Lake Lucerne ist eine Welt für sich. Auf die bald alle Augen gerichtet sind. Am 15. und 16. Juni findet hier die Ukraine-Friedenskonferenz statt, zu der die Schweiz lädt. Voraussichtlich ist Ukraine-Präsident Wolodimir Selenski (47) dabei, vielleicht sogar US-Präsident Joe Biden (81) – die definitive Namensliste steht noch aus. Mittendrin: Bürgenstock-Direktor Chris Franzen (53), der sein Amt erst am 1. April angetreten hat. Der gross gewachsene Walliser hat eine Feuertaufe vor sich. Blick hat den Gastgeber auf dem Bürgenstock besucht.
Chris Franzen (53) entstammt einer Hoteliersfamilie aus Zermatt VS. Nach einer Lehre als Koch in Zug und Ausbildungen zum Sommelier und Front Office Manager in Zug, Martigny VS, Freiburg und Zürich zieht es ihn ab 1996 in die weite Welt. Seine Stationen heissen Frankfurt (D), Naples (USA), Canberra (Australien), Dubai (V.A.E.), Muscat (Oman) und Moskau (Russland). Erstmals Chef eines Hotels wird er 2009, im Grand Hyatt in Muscat. Weitere Chefposten als Area Vice President, primär innerhalb der Hotelkette Hyatt, erhält er in Mumbai (Indien) und Doha (Katar). Nun ist er zurück in der Schweiz. Franzen ist mit einer Australierin verheiratet und Vater einer Tochter (18) und eines Sohnes (15).
Chris Franzen (53) entstammt einer Hoteliersfamilie aus Zermatt VS. Nach einer Lehre als Koch in Zug und Ausbildungen zum Sommelier und Front Office Manager in Zug, Martigny VS, Freiburg und Zürich zieht es ihn ab 1996 in die weite Welt. Seine Stationen heissen Frankfurt (D), Naples (USA), Canberra (Australien), Dubai (V.A.E.), Muscat (Oman) und Moskau (Russland). Erstmals Chef eines Hotels wird er 2009, im Grand Hyatt in Muscat. Weitere Chefposten als Area Vice President, primär innerhalb der Hotelkette Hyatt, erhält er in Mumbai (Indien) und Doha (Katar). Nun ist er zurück in der Schweiz. Franzen ist mit einer Australierin verheiratet und Vater einer Tochter (18) und eines Sohnes (15).
Blick: Herr Franzen, nach Jahrzehnten im Ausland leiten Sie erstmals ein Resort in der Schweiz. Haben Sie sich den Einstieg im Heimatland sanfter vorgestellt?
Chris Franzen: Ich liebe die Herausforderung! Sorgen mache ich mir wegen der Friedenskonferenz nicht. Das ist für uns fast wie jeder andere Anlass.
Im Ernst? Eine global beachtete Konferenz ist doch selbst für erfahrene Gastgeber wie Sie speziell.
Normalerweise beherbergt man wenige Staatsgäste auf einmal, jetzt haben wir 80 bis 100 davon innerhalb von zwei Tagen. Wirklich aussergewöhnlich sind aber nur die speziellen Sicherheitsbestimmungen. Wobei der Bund vorgibt, wer wo übernachtet, wie das Sicherheitsdispositiv aussieht und mehr. Das macht es für uns einfacher.
Welche Rolle bleibt für Sie noch übrig?
Ich stelle sicher, dass alles nach Plan verläuft, dass sich die Gäste wohlfühlen und ein Ambiente entsteht, das der Konferenz förderlich ist. Perfekter Service ist wesentlich. Im Vorfeld sprechen wir uns mit EDA, Kanton und anderen Stellen über die Planung ab. Während der Konferenz bin ich da, wenn es mich braucht. Aber ich werde mich sicher nicht in den Vordergrund stellen!
Was gehört zu den Sicherheitsabklärungen?
Wenn man Staatsgäste beherbergt, muss vieles geklärt sein: Fluchtwege, nahe gelegene Spitäler, was wird geschlossen, was bleibt öffentlich zugänglich, wie sehen Zugangskontrollen aus, wer arbeitet hier – das schauen sich die jeweiligen Delegationen bereits Monate im Voraus mit uns an.
Welche Delegationen waren schon da?
Keine, ausser jene vom Bund. Aber es dauert noch etwas bis zur Konferenz.
Müssen Sie am Resort viel ändern, um den Sicherheitsbestimmungen zu entsprechen?
Ich rechne nicht damit. Allerdings kommt die Planung erst richtig ins Rollen. Änderungen gibt es für das Personal: Wer nicht im Resort wohnt, muss während der Konferenz per Shuttle zur Arbeit kommen. Die Anreise im privaten Auto ist dann nicht möglich.
Ändert sich was für die Köche?
Die Menüpläne stehen noch nicht. Aber wir beziehen wie üblich: primär bei lokalen Lieferanten.
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Was ist mit dem Rahmenprogramm? Das Resort hat einen eigenen Katamaran ...
Alle unsere Dienstleistungen stehen zur Verfügung. Ob die Konferenzteilnehmer Zeit für Seefahrten, Golf oder Spa haben, bezweifle ich aber.
Wie viele Konferenzteilnehmer bringen Sie im Resort unter?
Wir haben 383 Zimmer in unseren drei Hotels sowie 67 Residence Suites. Wir werden rund 500 Personen bei uns beherbergen, rechnen aber mit bis zu 1000 Teilnehmern bei der Friedenskonferenz. Die Übrigen werden auf Hotels in der Region und bis nach Zürich verteilt.
Müssen Sie jetzt mehr Personal einstellen?
Wir haben Mitte Mai schon über 700 Mitarbeitende vor Ort. Das müsste reichen. Sollte Not am Mann bestehen, können wir auf Personal aus unseren Schwesterhotels in Bern und Lausanne zurückgreifen.
Warum wurde das Bürgenstock Resort für die Durchführung ausgewählt?
Ich weiss nicht, was beim EDA diskutiert wurde. Die Verhandlungen haben zudem stattgefunden, bevor ich als Direktor angefangen habe. Wir wurden angefragt und haben zugesagt, weil es für uns und die Region eine riesige Chance ist. Für uns sprachen wohl die einfach kontrollierbare Zufahrt sowie die Nähe zum Flughafen Zürich. Zudem haben wir bereits zwei Mal Konferenzen unter Schirmherrschaft des Bundes durchgeführt: 2002 eine Waffenstillstands-Konferenz zum Sudan und 2004 eine Konferenz über den EU-Beitritt von Zypern.
Zimmer kosten ab 800 Franken pro Nacht. Bezahlt das EDA übliche Preise?
Wie bei jedem grossen Event finden Preisverhandlungen statt. Das EDA hat das ganze Resort für zwei Tage reserviert. Kostendetails hierzu geben wir nicht bekannt. Wir haben jedenfalls volles Haus und profitieren von der Ausstrahlung des Events.
Ihr Vorgänger im Bürgenstock war wie Sie zuvor in Katar als Hotelier aktiv. Haben Sie den Job dank Ihrer Beziehungen zu den katarischen Eigentümern erhalten?
Nein. Ich habe mich 2023 für einen Umzug in die Schweiz entschieden. Meine Familie lebte noch nie hier, meine Kinder sprechen kein Deutsch. Also suchte ich nach Möglichkeiten. Ich habe mich beim Bürgenstock Resort beworben und ein normales Assessment durchlaufen. Der Job wurde mir nicht geschenkt! Kenntnisse über Katar und die Schweiz waren aber sicher wertvoll.
Ist Ihre Familie schon hier?
Meine Familie ist noch in Katar. Sie wird aber in wenigen Wochen übersiedeln. Wir suchen etwas Passendes in der Region. Gern ländlich: Ich war in den vergangenen Jahren nur in Städten.
Aufgewachsen sind Sie in Zermatt. War die Lobby des elterlichen Hotels Ihr Spielplatz?
Nein, wir wohnten nicht im Hotel selbst. Natürlich habe ich durch meine Eltern viel «Hotelatmosphäre» aufgesogen und arbeitete jeweils im Sommer im Betrieb mit. Wer in Zermatt aufwächst, ist mit dem Tourismusbusiness unweigerlich verbunden. Wobei: Mein Bruder ist Sportjournalist, und meine Schwester arbeitet im Marketing in London. Bei denen lief es anders.
Sie waren über 30 Jahre im Ausland tätig. Was ist an Ihnen noch schweizerisch?
Alles! Ich liebe die Berge, bin pünktlich und zuverlässig.
Was an Ihnen ist walliserisch?
Das Hintergrundbild auf meinem Handy zeigt das Matterhorn. Und ich liebe den FC Sion. Trotz allem! (lacht) Und den FC Liverpool.
Fussballfan? Gibt es während der Konferenz für die Teilnehmer ein Public Viewing zur EM?
Ich versuche da, noch etwas auf die Beine zu stellen!
Sie selbst sind aber nicht Fussballer, sondern Biker. Was fahren Sie?
Ich fuhr schon vieles: Royal Enfield, BMW, Harley-Davidson, KTM. In der Schweiz habe ich noch kein Motorrad und bislang kaum Zeit für Touren. Ich mache aber gern Motorradferien. Das hat mich schon nach Südafrika, Bhutan, Vietnam, Lesotho, Australien und an weitere Orte geführt. Manchmal ist meine Frau mit dem Auto dabei, und es gab schon Touren, wo Hotelgäste dabei waren.
Apropos Wallis: Kennen Sie die Walliser Bundespräsidentin Viola Amherd persönlich?
Ich habe sie einmal in Doha getroffen, bevor sie Bundesrätin war. Von damals habe ich ein Foto. Falls ich sie treffe, werde ich um ein neues Foto mit ihr bitten. (lacht)
Das Bürgenstock Resort gibt es seit 150 Jahren. Mit dem millionenschweren Ausbau durch die Katarer wurde alles viel nobler. Manche Einheimische fühlen sich nicht mehr willkommen auf dem Berg.
Das ist ein falscher Eindruck. Zum Resort gehören auch ein Chalet – die Taverne 1879 – mit vergleichsweise günstigen Zimmern sowie einem Restaurant, in dem Sie Wurstsalat finden, der günstiger ist als in der Stadt. Dort darf man auch mit Wanderschuhen rein. Tagestouristen sind bei uns willkommen.