Auf einen Blick
Wieder geht ein warmer Geldregen auf die Rentnerinnen und Rentner nieder, die einst bei der nationalen Prestige-Airline Swissair angestellt waren. Möglich machts die Allgemeine Pensionskasse APK, die im Geld schwimmt.
Dank der APK werden den Ex-Swissairlern 2024 nicht wie üblich zwölf Monatsrenten ausbezahlt, sondern einige mehr. Das ist einem Schreiben von APK-Präsident Peter Ramel zu entnehmen, das er vor wenigen Tagen den 2600 Rentenbeziehenden zuschickte: «Wir freuen uns, dass die APK mit der Oktober-Rente Ihnen nochmals eine dreifache Zusatzzahlung entrichten kann.»
Bereits in der ersten Jahreshälfte waren den Rentenberechtigten der APK drei Sonderrenten ausbezahlt worden. Damit erhalten sie dieses Jahr total 18 Monatsrenten. Bereits im Januar waren sämtliche Renten um 5 Prozent angehoben worden. Bei einer mittleren PK-Rente von 36’000 Franken gibts also 18’000 Franken obendrauf – mehr, als viele einst als aktive Mitarbeitende heimtrugen.
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Grund für den Geldsegen ist, dass die Pensionskasse über grosse Reserven verfügt, die Zahl der Versicherten aber von Jahr zu Jahr abnimmt, weil es keine Aktiven gibt, die neu in das Vorsorgewerk eintreten. Zu verhindern ist, dass die Kasse irgendwann nur noch Reserven, aber keine Versicherten mehr aufweist. Und so schüttet sie die Reserven grosszügig aus.
Konkurrenz war weniger grosszügig
Allerdings freuen sich nicht alle Ex-Swissairler, denn nur ein Teil der Belegschaft der Airline kommt in den Genuss all dieser Zuschüsse im Alter. Als die Swissair um den Jahrtausendwechsel in finanzielle Turbulenzen stürzte, verscherbelte sie ihre Töchter – darunter Gate Gourmet, Swissport, SR Technics, Rail Gourmet, Avireal, Nuance oder Pro Taxi. Sie gingen an Konkurrenten oder an Private-Equity-Firmen, deren Vorsorgewerke härter ausgepolstert waren als jene der Swissair.
Nur logisch, dass es nach dem Grounding der Airline 2001 einen heftigen Streit über die Verteilung der angesparten Vorsorgegelder gab, immerhin ging es um 3 Milliarden Franken. Besonders umstritten waren das freie Deckungskapital, der Rentenanpassungsfonds, die Arbeitgeberbeiträge und der Flight-Attendant-Fond. Gegen 200 Klagen galt es am eidgenössischen Versicherungsgericht, am Bundesverwaltungsgericht, am Sozialversicherungsgericht und vor der PK-Aufsichtsbehörde abzuarbeiten. Der Streit ums PK-Kapital der Swissair beschäftigte die Gerichte fast zehn Jahre lang – bis 2010, als das Bundesgericht das letzte Machtwort sprach.
«Wir wurden geprellt»
Viele sind heute der Meinung, sie seien bei der Verteilung der Milliarden zu kurz gekommen. Zu ihnen gehören jene 20’000 ehemaligen Arbeitnehmenden, die bei einer Swissair-Tochterfirma angestellt waren und beim Grounding der Airline ihren Job verloren, mit tieferem Lohn zu einem neuen Arbeitgeber wechselten oder wegen Krankheit frühzeitig in Pension gehen mussten. Ihnen fehlen Beitragsjahre oder eine fette Pensionskasse.
Neidisch schielen sie auf ihre ehemaligen Arbeitskolleginnen und -kollegen, die bei der Swissair-APK regelmässig in den Genuss von Sonderausschüttungen kommen. Ein Betroffener sagt: «Wir wurden damals um das freie Deckungskapital geprellt.» Dieses sei nicht an die neuen Firmen transferiert worden, sondern bei der Swissair-PK verblieben. Auch deshalb, meint einer, hätten die ehemaligen Swissairler heute derart üppige Renten.
Fakt ist, dass man bei der Ausgestaltung der APK-Rentnerkasse darauf bedacht war, allfällige Inflations- oder Börsenstürme finanziell abfedern zu können. Nur: Stürme gabs wenige, dafür schöne Anlagerenditen und steigende Deckungsgrade. Heute hat die Kasse noch 2600 Versicherte, unter denen 1160 Millionen Franken zu verteilen sind. Sie dürfen sich schon jetzt auf nächste Extraauszahlungen freuen.