Auf einen Blick
Klara F., 95-jährig, verwitwet, war mit einem Swissair-Buchhalter verheiratet. Sie ist rüstig und freut sich auf die nächsten Ferien im Berner Oberland. Eingeladen hat sie auch zwei Freundinnen. «Die Finanzierung verdanke ich dem Extrabatzen der Swissair», sagt sie. Möglich macht den Seniorinnentrip die Allgemeine Pensionskasse der Swissair.
Während vielen Jahren galt die Swissair dank ihrer Finanzkraft als «fliegende Bank», doch 2001 ging sie pleite. Sie riss neben der Airline auch diverse Tochterfirmen mit, aber nicht die Pensionskasse des Personals. Diese PK stieg über die Jahre zur potentesten Vorsorgekasse im Land auf, bei der alle gerne versichert wären.
Aktuell zählt sie 2600 ehemalige Swissair-Angestellte, die einst in der Buchhaltung, in der Abfertigung oder im Marketing arbeiteten; für diese «Happy Few» steht ein PK-Vermögen von 1180 Millionen Franken zur Auszahlung bereit. Der Deckungsgrad der Kasse liegt aktuell bei 121,9 Prozent, 2021 waren es 138,1 Prozent.
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Davon können andere PK nur träumen: Die Bundeskasse Publica bringts auf 98,3 Prozent, die Zürcher Beamtenkasse BVK auf 102,9 und die Berner Staatskasse BPK auf 94,9 Prozent.
Im Rekordjahr gab es 23 Monatsrenten
Die APK der Swissair schwimmt im Geld, weil die Richter entschieden haben, dass das Personal beim Grounding nicht zu Schaden kommen sollte. Im Gegensatz zu anderen Stakeholdern: Die Gläubiger der Airline schrieben 10 Milliarden ab, die Aktionäre und Aktionärinnen verloren ebenfalls Milliarden.
Das Personal geniesst einen sorgenfreien finanziellen Lebensabend, dank Sonderausschüttungen, zusätzlichen Monatsrenten und regelmässiger Anhebung der Pension. Anfang 2024 gönnte man sich eine Aufbesserung der Rente um 5 Prozent, dazu im Sommer drei zusätzliche Monatsrenten.
Weitere dürften bis Jahresende folgen. «Im Schnitt erhalten wir drei bis fünf Renten mehr», sagt ein Pensionär. 2021 hats richtig geklimpert, da wurden 23 Monatsrenten ausbezahlt, 11 mehr als üblich.
Die Swissair-Mitarbeitenden verdienen dank den vielen Auszahlungen mitunter mehr als zu dem Zeitpunkt, als sie noch in den Swissair-Büros sassen. Und sie geniessen es, denn sie sind bei den Veranstaltungen der Personal-Vereinigung der Swissair, wo aktive Mitarbeitende der Gruppe und ihrer Tochterfirmen versammelt sind, gerne gesehen. Das Angebot ist üppig: Wandern auf Heidis Spuren, Preisjassen, Schneeschuhlaufen, Besuch des Basler Zollis, auch die Redaktion der CH-Medien in Aarau erhielt kürzlich Besuch von den ehemaligen Swissairlern. Und das bei einem Durchschnittsalter der munteren Truppe von 85 Jahren.
Sorgfältige Planung der Vermögen
Während andere PK ihre Leistungen nach unten schrauben, gibt es bei der Swissair-Kasse andere Probleme: den Deckungsgrad nicht noch mehr ansteigen zu lassen und die Milliarde möglichst gerecht zu verteilen. Gemäss einer internen Studie würde der letzte Rentner, die letzte Rentnerin im Jahr 2073 rund 400 Millionen aus dem PK-Vermögen beziehen, wenn nicht eine Finanzplanung für Gerechtigkeit sorgen würde.
Ergo hat APK-Präsident Peter Ramel eine Zukunftsplanung eingeleitet. Der ehemalige Swissair-Finanzchef sagt: «Unser Experte erstellt für uns einen Businessplan für die nächsten zehn Jahre, der uns Hinweise für eine nachhaltige Ausschüttungspolitik gibt.» So soll das Absinken der Vermögen kontrolliert und gekoppelt an den Mitgliederbestand vollzogen werden. Die Zahl der Mitglieder reduziert sich wegen Todesfällen um 10 Prozent pro Jahr.
Die PK des Swissair-Bodenpersonals ist so etwas wie die First-Class unter den Vorsorgeinstitutionen der fallierten Airline. Und es gibt da auch so etwas wie die Business-Class: Dazu gehören die Pensionskasse des Flugpersonals und jene des früheren Swissair-Kaders. Letztere weist einen Deckungsgrad von 122,1 Prozent aus. Und sorgt sich um die Klientel: 2024 schüttet sie 14 statt 12 Monatsrenten aus, dazu hat sie die Renten Anfang Jahr um 5 Prozent erhöht.
Doch einmal ist auch bei den wohlbestallten Swissair-Kassen Schluss – dann, wenn die Zahl der Rentnerinnen und Rentner zu klein und die Administrativkosten zu gross sind. Präsident Ramel sorgt vor: «Wir prüfen, wie lange wir autonom bleiben können.»