Wer für das Grounding der Swissair hauptverantwortlich ist, darüber streitet man sich noch heute. Waren es die Grossbanken UBS und Credit Suisse? Der Bundesrat? Oder geht die Hauptlast doch auf das Konto der Swissair-Manager? Die Verantwortung für das Grounding der Airline vor 20 Jahren konnte Letzteren nie angehängt werden. Die Konfliktparteien rauften sich Ende 2020 zu einem Vergleich auf: Zusammen zahlte die ehemalige Führungsriege der Airline 2,75 Millionen Franken – einen Bruchteil der einst geforderten Summen.
Die grossen Namen von damals haben sich grossteils aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und sind ausgewandert.
Ultimativer Karriereabsturz
Philippe Bruggisser (73) war von 1997 bis 2001 Konzernchef der Swissair. Aufgrund seiner ruinösen Hunter-Strategie musste er ein halbes Jahr vor dem Grounding gehen. Bruggissers Karriere war zerstört – er konnte nie mehr einen wichtigen Posten bekleiden. Kurzzeitig war er noch Chef einer Privatjetfirma in Malta. Heute lebt er in Miami (USA) und gibt keine Interviews mehr.
Basler Airline gegründet – wieder Konkurs
Moritz Suter (78) übernahm im Frühling 2001 interimistisch die Geschicke der Swissair. Der Crossair-Gründer wurde zwei Monate nach dem Grounding komplett entmachtet. Er gründete 2004 in Basel die Airline Hello, die 2012 jedoch wieder einging. Später amtete Suter als Verleger der «Basler Zeitung».
Ausgewandert nach Amerika
Mario Corti (74) war der letzte Swissair-Chef. Nach dem Grounding wanderte er mit seiner Frau in die USA aus, wo er heute in Boston lebt. Corti engagiert sich beim Basler Thinktank Carnot-Cournot und publizierte 2019 ein Essay über das Energiesystem in Amerika. Sein letzter Auftritt vor den Kameras war beim Prozess am Bezirksgericht Bülach im Jahr 2007.
Gästehaus-Betreiber
Eric Honegger (75) war bis kurz vor dem Grounding VR-Präsident der Swissair-Gruppe. Der ehemalige Zürcher Regierungsrat betreibt seit 2012 mit seiner Lebenspartnerin in Österreich das Gästehaus Arkadenhof.
Gescheitert als Finanzchefin, erfolgreich als CEO
Jackie Fouse (58) war die letzte Finanzchefin der Swissair. Nach dem Grounding kehrte sie in die USA zurück und legte eine beeindruckende Karriere hin. Sieben Jahre hat sich Fouse als Präsidentin des Pharmaunternehmens Celgene dem Kampf gegen den Krebs gewidmet. Heute ist die Texanerin CEO der US-Pharmafirma Agios mit Sitz in Cambridge.
Autor, Dozent und Firmenbesitzer
Matthias Mölleney (61) amtete als letzter Personalchef der Swissair. Heute ist er Inhaber einer Personalberatung und leitet das HR-Departement der Hochschule für Wirtschaft (HWZ) in Zürich. Zudem unterrichtet er anderen Hochschulen und ist Buchautor.
Mit GC Cupsieger
André Dosé (64) war von 2002 bis 2004 der erste CEO der neuen Fluggesellschaft Swiss. Er versuchte es im Anschluss erneut bei der Gulf Air, kehrte dann aber der Aviatik-Branche den Rücken zu. 2012 wurde er überraschend Präsident von GC, gewann ein Jahr später mit den Zürchern den Cupsieg. Heute führt Dosé eine Beratungsfirma und wohnt in Münchwilen AG.