Kein Comeback bei der Migros
Einkaufs-Bus bald in Deutschland unterwegs

Der deutsche Detailhandelsgigant lanciert mit der Deutschen Bahn den Einkaufs-Bus. Der «Supermarkt auf Rädern» soll die Versorgung von ländlichen Gemeinden sicherstellen. Ein Konzept, das in der Schweiz eher Nostalgiegefühle statt Zukunftszuversicht schürt.
Publiziert: 23.01.2023 um 15:58 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2023 um 14:52 Uhr
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So sieht er aus, der Einkaufs-Bus von Rewe und der Deutschen Bahn.
Foto: Deutsche Bahn AG
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Die Migroswagen stehen ganz am Anfang der Geschichte des Schweizer Detailhandels-Riesen. Damit wurden seit 1925 schweizweit Produkte quasi vor die Haustüre der Konsumentinnen und Konsumenten gefahren. In den sechziger Jahren waren 144 Migroswagen unterwegs, 2007 wurden die letzten eingestellt. Da es fast überall Filialen gab, erübrigte sich diese Form der Versorgung.

Was für Schweizer heute eine schöne Erinnerung ist, ist in Deutschland Zukunft. Der Kölner Detailhandels-Riese Rewe und die Deutsche Bahn (DB) lancieren im Frühjahr 2023 den Einkaufs-Bus. Zunächst nur im Rahmen eines Pilotprojekts in Norden des Bundeslands Hessen.

Zweck sei die Versorgung von ländlichen Gebieten, in denen keine nennenswerte Abdeckung durch Lebensmittelhändler vorhanden ist. Zudem leiste der Einkaufs-Bus leiste einen Beitrag zum Klimaschutz, da weniger Menschen mit dem Auto in den nächsten Supermarkt fahren müssen, heisst es in einer Mitteilung.

Zuerst war der Einkaufs-Zug

Vor gut einem Jahr tourte bereits ein «Rewe-Supermarktzug» durch Hessen. Nur sind dem Schienennetz enge Grenzen gesetzt. Also sorgt nun ein «Supermarkt auf Rädern» für die Versorgung in der Fläche. «So gelingt die Mobilitätswende», verspricht Frank Klingenhöfer (53), Vorstand der DB Regio AG.

Der Einkaufs-Bus kommt jeweils zu festen Zeiten in mehrere Gemeinden der Landkreise Kassel, Schwalm-Eder und Waldeck-Frankenberg. Mit 700 verschiedenen Produkten in jeder Preisklasse entspricht das Angebot dem Sortiment eines regulären Supermarktes. Kern des Angebots sollen Fairtrade-Produkte und regionale Waren sein.

«Wie sich das Sortiment nach Verkaufsstart genau zusammensetzen wird, wird letztendlich der selbstständige Rewe-Kaufmann, der den Einkaufs-Bus betreiben wird, anhand des Kundenverhaltens und der Nachfrage entscheiden», erklärt eine Rewe-Sprecherin.

Beim Bus handelt es sich um einen Dieselbus. Welcher der Abgas-Norm Euro VI entspricht. Und «mit zusätzlichen Klimaanlagen für einen angenehmen Einkauf sorgen» soll.

Kein Comeback bei der Migros

Busse, die quasi als Lokal für einen bestimmten Zweck Verwendung finden, gibt es auch in der Schweiz noch. Während Corona gab es beispielsweise den Impfbus. Kommt es möglicherweise auch bei der Migros zu einem Comeback des Migroswagens? Eine spezielle Marketingaktion vor fünf Jahren zeigte, dass der Migroswagen beliebt ist. Allerdings nur aus nostalgischer Gründen.

«Die Zeit des Migroswagens ist abgelaufen und es bestehen keine Pläne, einen solchen wieder in Betrieb zu nehmen», erklärt Migros-Sprecher Tristan Cerf gegenüber Blick. Das dichte Filialnetz und das grosse Produktsortiment sprechen dagegen. «Zudem hat der Online-Handel die Rolle des Migroswagens bei der Versorgung von Randregionen längst ersetzt», so Cerf. Die jüngst präsentierten Migros-Zahlen 2022 zum Onlinehandel unterstreichen dies.

Der Migroswagen muss also im Luzerner Verkehrshaus bleiben. Was nicht heisst, dass das Konzept in Deutschland keinen Anklang findet: Im viel grösseren Nachbarland ist die Lebensmittel-Filialdichte deutlich geringer als in der Schweiz. Dort ist das Konzept laut DB und Rewe auch tatsächlich ein Novum.

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