UBS-CEO Sergio Ermotti (65) gibt sich bei der Präsentation der Zahlen fürs zweite Quartal gut gelaunt. Er spricht von einem soliden Gewinn von 1,14 Milliarden US-Dollar. Was ihn noch mehr freut: Die Integration der Credit Suisse in die UBS läuft praktisch geräuschlos. «Wir kommen schneller voran als erwartet», betont Ermotti.
Doch ein grosser Kraftakt steht erst bevor. Die UBS überträgt die CS-Kunden mit ihren unterschiedlichen Konten und Depots auf die eigenen Plattformen. Die Migration erfolgt im laufenden Geschäftsbetrieb. Die Aufgabe gleicht einer Operation am offenen Herzen. Fehler sind keine erlaubt. Denn die Kundschaft wird weiterhin Transaktionen und andere Dienstleistungen nutzen und ausführen.
Diese Aufgabe ist bei vielen Millionen Kundenbeziehungen und mehreren Tausend IT-Applikationen der CS «technisch sehr anspruchsvoll», wie Ermotti zu Blick sagt. «Wir werden alles dafür tun, dass der Wechsel für die Kundinnen und Kunden so glatt und unsichtbar wie möglich abläuft.» Probleme will man dabei unbedingt vermeiden. Denn das wäre schlechte Werbung für die neue Superbank.
UBS will Schweizer Kunden 2025 migrieren
Der Startschuss fällt in diesem Herbst in Luxemburg, Hongkong und Singapur. Die Schweizer Kunden werden voraussichtlich ab Mitte 2025 bis Anfang 2026 auf die UBS-Plattformen übergeführt, heisst es. Betroffen sind rund eine Million Kundenbeziehungen. Man werde die Kunden im nächsten Jahr transparent über die Integration informieren. Auf einige von ihnen dürften dabei Änderungen zukommen, wie Ermotti antönt. Wie diese genau aussehen, führt der UBS-Chef aber nicht weiter aus.
Für die Integration in die UBS-Systeme müssen die Kunden keine neuen Verträge unterzeichnen. Auch Hypotheken werden wie alle laufenden Verträge wie bis anhin weitergeführt. Zudem erhalten Kunden im Integrationsprozess Zugang zu den Ressourcen der kombinierten Bank. So profitieren CS-Kunden heute schon vom grösseren Filialnetz der UBS. Und sobald sie in die UBS-Systeme integriert sind, können je nach Applikation auch zusätzliche Dienstleistungen zur Verfügung stehen. Ob es bei den Log-in-Daten fürs E- und Mobilbanking Anpassungen gibt, kann die UBS aktuell noch nicht beantworten.
Entlassungen schreiten voran
Die Kundenintegration läuft weltweit gestaffelt ab. In den jeweiligen Ländern dauert der Prozess mehrere Monate. Erst werden die einfacheren Fälle wie Kleinsparer ins UBS-System übernommen. Am Ende dann die grossen Firmenkunden, die deutlich aufwendiger zu migrieren sind und eine lange Vorbereitungszeit benötigen.
Mit der Einstampfung der CS-Plattformen kann die UBS ihre Ausgaben reduzieren. Der aktuelle Integrationsprozess der CS hat die Kosten massiv in die Höhe getrieben. Bis Ende 2026 peilt die Grossbank Einsparungen von 13 Milliarden Dollar an. Mehr als die Hälfte davon hat sie bereits geschafft. Gerade beim Personal sieht die Bank noch viel Einsparpotenzial. Im Schweizer Geschäft werden, wie vor längerem angekündigt, 3000 Stellen abgebaut. Nach freiwilligen Abgängen und Entlassungen soll der Abbau in diesem und insbesondere im nächsten Jahr vorangetrieben werden.
Unrentable Geschäfte ausmisten
Seit der CS-Übernahme ist die Zahl der Vollzeitstellen weltweit von 119'100 auf unter 110'000 gesunken. Wie viele es am Ende sein werden, will Ermotti nicht beantworten. Allein im letzten Quartal sind 1558 Vollzeitstellen weggefallen. Ziel sei es, dass die UBS nach der Übernahme bis Ende 2026 wieder so profitabel sei wie zuvor, so Ermotti.
Auf dem Weg dahin habe man bereits im grossen Stil von der CS geerbte Risiken abgebaut und unrentable CS-Geschäftsbeziehungen ausgemistet. «Die CS hat zum Teil zu inakzeptablen Konditionen Geschäfte gemacht», so Ermotti. Das müsse korrigiert werden. Man sei nicht dazu da, um unrentable Unternehmen mitzufinanzieren.