Der Terminkalender von Sergio Ermotti (64) ist prall gefüllt, keine Frage. Der Chef der grössten Schweizer Bank ist ein gefragter Mann. Trotzdem: Für die Patrons am Industrietag hätte sich der Tessiner doch etwas mehr Zeit nehmen können. Ermotti kam erst, als die Veranstaltung schon lief, und rauschte nach seinem Auftritt gleich wieder ab.
Keine Chance für die Unternehmer und Geschäftsführer der kleinen und grossen Industriebetriebe in der Schweiz, mit dem mächtigsten Banker in der Schweiz ins Gespräch zu kommen. Redebedarf hätte es durchaus gegeben, nach wie vor sind die Befürchtungen verbreitet, dass sich gerade für Firmenkunden die Bedingungen nach dem Ende der Credit Suisse verschlechtern könnten.
Direkt bei der UBS melden
Jemand aus dem Publikum sprach das Problem via Frage an die Moderation direkt an: «Die Firmenkundenbetreuung der UBS funktioniert nicht. Die Mitarbeitenden scheinen überlastet, Termine werden nicht eingehalten. Wie möchten Sie das ändern und verbessern?» Konkret auf die Frage mochte Ermotti nicht eingehen, seine ausweichende Antwort: «Anstatt zu den Medien zu gehen, sollten die Leute zu uns kommen und ganz genau sagen, was das Problem ist.» Und spielte damit auf Medienberichte über unzufriedene ehemalige CS-Kunden – auch aus der Industrie – an, die nun mit der UBS zusammenarbeiten müssen.
Das Problem: Gerade im Schweizer Firmenkundengeschäft hinterlässt die CS eine Lücke. Die Bank habe sich für die Industrie aus dem Fenster gelehnt, ist am Rande des Industrietages zu hören. Echte Alternativen sind rar, die Kantonalbanken können – wenn überhaupt – nur Teile des ehemaligen CS-Geschäftes übernehmen. Und bei den Auslandbanken drohe immer die Gefahr, dass sie bei Schwierigkeiten im Heimmarkt schnell das Interesse am lukrativen Schweizer Firmenkundengeschäft verlieren könnten.
Verpasste Chance
Bleibt also oftmals nur die UBS. Wie ernst die Grossbank die Sorgen der Schweizer Tech-Industrie nimmt, hätte Ermotti zeigen können, indem er sich nach seinem Auftritt in der Pause unters Publikum gemischt hätte. Und er hätte seinem Angebot, mit seinen Problemen zur UBS zu kommen, entsprechend Nachdruck verliehen. Diese Chance hat der UBS-Chef am Dienstag in Bern am Branchentag der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie verpasst.
So aber blieb es bei einigen Gemeinplätzen. Ermotti verwies einmal mehr auf die gestiegenen Zinsen und die damit verbundenen höheren Finanzierungskosten für die Banken. Oder darauf, dass es in der Finanzindustrie aufgrund des Wettbewerbes fast unmöglich sei, Marktdominanz zu erlangen.
Immerhin: Mit seiner Aussage zum Wettbewerb – «früher hatten wir in der Schweiz 231 Banken, jetzt sind es 230» – konnte der UBS-Chef dem Publikum ein verhaltenes Lachen abringen.