Werbeverbote für Flugreisen?
«Entscheidungshilfen sind besser als Verbote»

Der österreichische Seilbahnen-Chef wehrt sich gegen Vorwürfe, wonach Seilbahnen zu viel Energie verbrauchen. Und fordert im Gegenzug ein Werbeverbot für Flugreisen oder Kreuzfahrten. Das bringt die Touristiker auf die Palme.
Publiziert: 11.01.2023 um 16:44 Uhr
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Aktualisiert: 11.01.2023 um 17:30 Uhr
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ÖVP-Politiker Franz Hörl hat mit aufsehenerregenden Forderungen eine Debatte ausgelöst.
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Franz Hörl (66) ist nicht für seine sensible Wortwahl bekannt. Der österreichische ÖVP-Politiker ist Fachverbandsobmann der Seilbahnen und selber Hotelier im Zillertal. Nun hat er in der Debatte über den Stromverbrauch der Seilbahnen und über den Sinn des Skifahrens im grünen Winter einigen Staub aufgewirbelt.

Hörl verwies darauf, dass Seilbahnen laut Umweltbundesamt nur 0,33 Prozent des Gesamtenergiebedarfs in Österreich ausmachen. Die An- und Abreise der Gäste in die Feriengebiete sei ökologisch die «einzige Schwachstelle». Zum Vergleich: Der Betrieb der Seilbahnen in der Schweiz verbraucht 0,24 Prozent des Gesamtbedarfs der Schweiz. Hinzu kommen 0,1 Prozent für die technische Beschneiung.

Um zu vergleichen, wie wenig umweltschädlich Skiferien im Vergleich zu anderen Reisearten sei, forderte er «Fakten und Daten» von der Flug- und der ebenfalls emissionsreichen Kreuzfahrtbranche. Gäste sollen so erkennen können, «wie grün der Urlaub in der österreichischen Sommer- und Wintersaison ist.»

Hörl ging sogar so weit, eine Sondersteuer für die Bewerbung «besonders umweltschädlicher Urlaubsformen» wie eben Flugreisen oder Kreuzfahrten zu fordern. Im Gespräch mit der Austria Presse Agentur (APA) dachte er gar laut über ein Werbeverbot für diese Ferienformen nach.

Übers Ziel geschossen

Hörl erntete für diese Aussagen viel Kritik. Was sagt der oberste Seilbahn-Chef der Schweiz? Berno Stoffel (52): «Der Tourismus ist als Ganzes zu betrachten. Im Bereich der Nachhaltigkeit sind alle Tourismusanbieter in der Schweiz daran, ihren Beitrag zu leisten.» Die Volksabstimmung zum CO2-Gesetz vom Jahr 2021 in der Schweiz habe gezeigt, dass zusätzliche Steuern für Flugreisen in der Schweiz nicht mehrheitsfähig sind.

Des Weiteren sagt Walter Säckl (64), Generalsekretär des österreichischen Reise-Verbands: «Dass sich ein Tourismussprecher, der eigentlich den gesamten Tourismus Österreichs vertreten sollte, zu derartigen Aussagen hinreissen lässt, ist mehr als bedenklich.»

Dessen Pendant in der Schweiz ist Walter Kunz (61), Geschäftsführer des Schweizer Reise-Verbands (SRV). Dieser stösst ins gleiche Horn: «Damit will Herr Hörl die Debatte nur von sich ablenken.»

Kunz zufolge ist sich die Reisebranche bewusst, dass das Reisen belastend für das Klima sei. Sie müsse sich dieser Herausforderung stellen. «Statt Verbote zu erlassen oder einander den Schwarzen Peter zuzuschieben, ist es aber sinnvoller, Entscheidungshilfen für Konsumenten zu schaffen.» Womit er allerdings an eine Forderung Hörls anknüpft: Der Konsument soll sehen können, wie viel CO₂ seine Reise ausstösst. Aufgrund dessen lassen sich dann informierte Ferienentscheide treffen.

«Klimalink» sorgt für Vergleichbarkeit

Ein Tool für diese Vergleichbarkeit steht schon bald zur Verfügung. Der Verein «KlimaLink» will ein solches zur Verfügung stellen. Der Verein wurde im Oktober 2022 gegründet, zu den 22 Gründungsmitgliedern gehören nebst dem SRV auch Hotelplan oder DER Touristik, der Mutterkonzern der Marke Kuoni.

Das Ziel lautet, Emissionsdaten auf Basis eines einheitlichen CO₂e-Berechnungsstandards digital bereitzustellen. Das «e» steht für «equivalent» und bedeutet, dass neben Kohlendioxid auch anderen Gase wie Methan oder Distickstoffoxid berücksichtigt werden. Diese Daten werden regelmässig weiterentwickelt und zu aktualisiert. Laut Kunz können Reisende künftig damit ihren ökologischen Reise-Fussabdruck erkennen und anhand dessen Reise-Entscheidungen treffen.

Dass allein wegen dem CO₂-Ausstoss etwa nicht mehr nach Australien gereist wird, sei nicht anzunehmen, führt Kunz aus. «Vielleicht kann aufgrund der Informationen dann aber etwas weniger, dafür bewusster gereist werden.»

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