GLP will Skilifte abschalten – Bergbahnen wehren sich
«Das ist ein realitätsferner Vorschlag»

Die Grünliberalen fordern, bei einem Blackout Skilifte abzuschalten, um Strom zu sparen. Der Verband Seilbahnen Schweiz sowie ein Skigebiet halten von dieser Idee nichts.
Publiziert: 22.03.2022 um 11:32 Uhr
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Aktualisiert: 23.03.2022 um 10:53 Uhr
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«Seilbahnen könnten im Winter abgestellt werden, um Strom zu sparen», schlug die GLP-Nationalrätin ...
Foto: keystone-sda.ch
Kilian Marti

Die Schweiz steuert einem Strom-Mangel entgegen. 2025 könnte für ein paar Tage im Winter sogar ein Blackout, ein totaler Stromausfall, drohen. Der Bundesrat will für den Notfall Gaskraftwerke bauen.

Den Grünliberalen ist das ein Graus. Sie haben andere Pläne: Die Zürcher GLP-Nationalrätin Barbara Schaffner (53) schlug vor, dass die Privatwirtschaft ihre Anlagen bei Stromknappheit kurzfristig herunterfahren soll – und dafür vom Bund entschädigt wird. «Ich denke da zum Beispiel an Skilifte oder andere Betriebe, die ihren Verbrauch ohne Schaden für die Gesamtwirtschaft reduzieren können – sofern sie entschädigt werden», sagte Schaffner im Sonntagsblick.

«Realitätsferner Vorschlag»

Gegen diese «unrealistische Lösung» wehrt sich der Verband Seilbahnen Schweiz. «Skilifte und Bergbahnen kann man im Winter nicht einfach abschalten», sagt Seilbahnen-Direktor Berno Stoffel (52). Dies würde Auswirkungen auf den ganzen Tourismus haben – von Restaurants über Sportgeschäfte bis hin zur Hotellerie. Zudem würden die vorgeschlagenen Ergänzungsgelder für Bergbahnen niemals ausreichen, findet Seilbahnen-Stoffel: «Da sprechen wir von ganz anderen Beträgen.»

Von einer «äusserst teuren» Angelegenheit spricht auch der Geschäftsführer der Sportbahnen Melchsee-Frutt im Kanton Obwalden, Daniel Dommann (59). «Weil es nicht nur einzelne Unternehmen trifft, sondern eine ganze Destination, ist dieser Vorschlag realitätsfern.»

Selber Naturstrom produzieren

Verbandspräsident Stoffel betont jedoch, dass das Stromsparen bei den Bergbahnen durchaus ein Thema sei. «Die Branche arbeitet an innovativen Lösungen, wie man beispielsweise je nach Frequenz der Gäste die Bahnen schneller oder langsamer fahren kann, um Strom zu sparen».

Von der Politik wünscht sich der Verband Seilbahnen Schweiz zudem eine vermehrte Förderung von erneuerbaren Energien. «Wir sollten uns darauf fokussieren, selber Strom zu produzieren – etwa mit Photovoltaik-Anlagen», ist Stoffel überzeugt.

Bei der Eigenproduktion setzt auch Daniel Dommann, der Chef der Sportbahnen Melchsee-Frutt, an: «Innerhalb der Korporation Kerns, wovon die Sportbahnen Melchsee-Frutt ein Teil sind, wird über ein Kleinkraftwerk doppelt so viel Naturstrom produziert, wie die ganze Korporation inklusive aller Bahnen verbraucht.»

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