Boom bei Solarpanels, Wärmepumpen und Holzpellet-Heizungen: Immer mehr Schweizer steigen auf erneuerbare Energien um. Der Ukraine-Krieg befeuert diesen Trend zusätzlich.
Doch die Energiewende ist nicht ohne Risiko. Ab 2025 droht der Schweiz im Winter ein Blackout, das mehrere Tage anhalten könnte. Bundesrätin Simonetta Sommaruga (61, SP) schlägt deshalb vor, Gaskraftwerke zu bauen, die im Notfall hochgefahren werden könnten.
Bei den Grünliberalen kommt der Vorschlag, fossile Brennstoffe einzusetzen, schlecht an. Der Bau von Gaskraftwerken sei «unsinnig und unnötig», sagt Parteipräsident Jürg Grossen (52, BE). Die Lösung der GLP lautet: smartes Stromsparen und -speichern.
Bewegungsmelder und Elektroautos helfen
«Heute verpufft fast die Hälfte des Schweizer Stroms ungenutzt», sagt Grossen. Der GLP-Chef verweist auf eine Studie des Bundesamts für Energie, wonach das Einsparpotenzial beim Strom bis zu 40 Prozent beträgt.
So verbrauchten viele Firmen nachts unnötig Strom, sagt Grossen. Bei seiner eigenen Firma hingegen werde – soweit möglich – alles ausgeschaltet, sobald der letzte Mitarbeiter das Gebäude verlässt, erklärt der Berner Oberländer. «Dank Bewegungsmelder geschieht das vollautomatisch.» Dies sei nur eines von vielen Beispielen, wie der Energieverbrauch mittels Digitalisierung reduziert werden könne.
Eine intelligente Steuerung helfe auch, das Problem der fehlenden Stromspeicherung zu lösen, sagt Grossen. Zum Beispiel mithilfe von Elektroautos.
«Wenn wir die Batterien von Elektroautos ins Netz einbeziehen und einen Teil der Ladung als Speicher nutzen, kann daraus – auf vier Millionen Autos gerechnet – die Leistung von mehreren AKW bezogen werden», sagt Grossen. Für die meisten Fahrten brauche man keine voll geladene Batterie.
GLP erhält Unterstützung
Einen weiteren Vorschlag lanciert Grossens Parteikollegin Barbara Schaffner (53, ZH). Der Bund soll Firmen dafür bezahlen, dass sie im Notfall ihre Anlagen kurzzeitig herunterfahren. «Ich denke da zum Beispiel an Skilifte oder andere Betriebe, die ihren Verbrauch ohne Schaden für die Gesamtwirtschaft reduzieren können – sofern sie entschädigt werden.»
Freiwillige Lösungen wie diese seien günstiger und ökologischer als Gaskraftwerke, die überwiegend ungenutzt herumstünden, argumentiert Schaffner.
Der Vorschlag der Grünliberalen ist nicht ganz aus der Luft gegriffen. Die Notfallplanung des Bundes sieht vor, dass Firmen bei Strommangel verpflichtet werden können, ihren Stromverbrauch zu reduzieren. Ein freiwilliges Abschalten inklusive Entschädigung wäre jedoch die bessere Lösung, so Schaffner.
Die Grünliberalen sind überzeugt, dass sich dank solcher Massnahmen der Bau von Gaskraftwerken erübrigt. Sie sind damit nicht alleine: Die entsprechenden Vorstösse, welche die Partei diese Woche eingereicht hat, erhalten breite Unterstützung – von SVP bis SP.