Wenige ultragünstige Tarife
Swiss wirbt mit vermeintlichen Flugschnäppchen

Die Swiss bewirbt ihre nordamerikanischen Ziele aggressiv mit Tiefstpreisen. In den Genuss davon kommt aber kaum jemand. Die Preise bleiben im Schnitt höher als vor der Pandemie.
Publiziert: 02.11.2023 um 12:54 Uhr
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Aktualisiert: 03.11.2023 um 08:56 Uhr
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Swiss hat auch dank höheren Flugtarifen ein hervorragendes Ergebnis im 3. Quartal erzielt.
Foto: keystone-sda.ch
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Seit der Covid-Pandemie sind die Flugpreise hoch. Oder doch nicht? Die Swiss wirbt seit einiger Zeit auf mehreren Kanälen mit attraktiven Preisen. Den Flug nach New York gibt's schon für 396 Franken, jenen nach Atlanta (USA) für 397 Franken.

Auch an die US-Westküste locken Top-Preise: 488 Franken für den Flug nach San Francisco, nach Los Angeles geht es für 537 Franken. Sogar für extrem weit entfernte Orte gibt es niedrige Preise: Swiss bewirbt Anchorage in Alaska ab 557 Franken, Honolulu auf Hawaii für 658 Franken.

Sind die Flugkapazitäten schon wieder so hoch, dass die Swiss Dumpingpreise lancieren muss? Swiss-Finanzchef Markus Binkert (51) räumte diese Woche bei der Präsentation der Neunmonatszahlen ein, dass wegen der grossen USA-Nachfrage der Konkurrenzkampf mit anderen Fluggesellschaften wieder höher ist. Swiss fliegt viermal täglich nach New York und täglich nach Boston, Chicago, Miami, Los Angeles und San Francisco und muss die Flieger füllen.

Kern der Werbekampagne seien aber nicht die günstigen Preise: «Wir möchten mit der Kampagne auf unser US-Streckenangebot aufmerksam machen und Reiselust wecken», erklärt Swiss-Sprecher Michael Pelzer. Es handle sich nicht um neue Preise oder einen Rabatt, sondern um bestehende «tiefstmögliche Preise der jeweils günstigsten Buchungsklasse». Es seien grundsätzlich nur sehr wenige Tickets zu diesen Preisen verfügbar.

Den Schnäppchen-Preis gibts nur mit Glück

Blick versucht, New York für unter 400 Franken zu buchen. Bis Ende Jahr nicht möglich. Wir schaffen es immerhin, einen Flug für 413 Franken zu finden. Am Dienstag, 12. Dezember, für 231 Franken nonstop hin, und am Sonntagabend, 17. Dezember, für 182 Franken via Barcelona (Spanien) zurück. Die Ankunft erfolgt erst am Montagmittag.

Die «vernünftige» Variante fürs Weihnachtsshopping in New York im selben Zeitraum: Am Mittwoch, 13. Dezember nonstop hin für 688 Franken, am Samstag, 16. Dezember abends nonstop heimwärts mit Ankunft am Sonntagvormittag, für 622 Franken. Macht total: 1310 Franken.

In der Regel bewegen sich die Preise deutlich über dem Niveau, mit denen Swiss wirbt.

Die Preise bleiben durchschnittlich hoch

Eine klassische Marketingmasche: Swiss macht Lust auf Amerika mit Tiefpreisen, die aber kaum verfügbar sind. Die Realität ist, dass Swiss mit Ticketpreisen, die deutlich über früheren Werten liegen, ein hervorragendes Geschäft macht. Sie fuhr im dritten Quartal das beste Ergebnis der Firmengeschichte ein.

Immerhin: Die Verfügbarkeit der wenigen «tiefstmöglichen Preise» ist in den Wintermonaten tendenziell höher als während der Hauptreisezeit im Sommer. Das ändert allerdings nichts daran, dass die durchschnittlichen Preise von Swiss aktuell höher liegen als vor der Pandemie. Und daran wird sich wohl auch nichts ändern. «Wir rechnen damit, dass Flugtickets generell teurer werden, da insbesondere das Engagement für mehr Nachhaltigkeit mit hohen Investitionen und Kosten verbunden ist», schliesst Pelzer.

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