Die Sommerferien stehen vor der Tür. Doch viele Menschen hierzulande haben sich noch für kein Reiseziel entschieden. Die Buchungslage für das Badeferiengeschäft im Sommer liege unter dem Vorjahr, sagt der Schweizer Reiseveranstalter Hotelplan. Dafür würden Ferien im Herbst bereits rege gebucht.
Ähnlich tönt es bei Kuoni: «Die Buchungseingänge bewegen sich für Abreisen im Sommer derzeit noch leicht unter Vorjahr, während wir für andere Jahreszeiten ein Plus gegenüber 2023 verzeichnen», sagt ein Sprecher. Sind Badeferien im Herbst die neue Norm?
Im Herbst in die Wärme
Die Schweizer Sommer in den letzten Jahren seien sehr schön und warm gewesen, erklärt Nicole Pfammatter (52), CEO von Hotelplan. «Einige unserer Kundinnen und Kunden verbringen ihre Sommerferien zu Hause und reisen im Herbst in die Wärme, um so den Sommer noch etwas zu verlängern.»
Neben dem Klimawandel, der unseren Breitengraden mediterrane Sommer und dem Süden Bruthitze beschert, gibt es laut Pfammatter in diesem Sommer aber auch andere Gründe für den Trend: etwa die Fussball-EM und Olympische Spiele in diesem Sommer, die viele gern zu Hause mit ihren Freunden geniessen würden.
Trotz einer gewissen Verschiebung locke aber weiterhin der Sommer die meisten «Sun&Beach-Gäste» an, heisst es bei Kuoni.
Erste Hotels senken Preise
Den vergleichsweise niedrigen Buchungsstand im Sommer spüren die Hotels am Mittelmeer. Erste Hotels in Spanien und in der Türkei würden senken bereits die Preise. Schnäppchen für Kurzentschlossene liegen also durchaus drin.
Dennoch gehörten die Mittelmeerklassiker Zypern, Griechenland oder Spanien auch in diesem Jahr zu den beliebtesten Destinationen, sagen die Reiseveranstalter Hotelplan, Tui und Kuoni gegenüber Blick. Aber daneben boomen auch neuere Destinationen.
Island und Lappland im Trend
«Wir verzeichnen nach aktuellem Stand für Mallorca, Kreta, die Südtürkei, Zypern, Kos sowie nordische Ziele wie Island oder Lappland die grösste Nachfrage», schreibt die Kuoni Medienstelle. «Der europäische Norden etabliert sich als beliebte Sommerdestination für Schweizerinnen und Schweizer.»
Reisen in die nordischen Länder Norwegen, Island, Schottland, Irland, Finnland, Schweden und Dänemark stünden hoch im Kurs, bestätigt Hotelplan. Nur bei Tui sind es weiterhin ausschliesslich die ganz klassischen Badeferienziele wie Mallorca und Antalya, die sich gerade besonderer Beliebtheit erfreuen.
Eigenes Ferienerlebnis statt Massentourismus
Ein weiterer Trend bei Hotelplan sind Indvidualreisen. «Wir spüren, dass unsere Kundinnen und Kunden in ihren Ferien etwas erleben und mit ihrer eigenen, neuen Geschichte nach Hause reisen wollen», sagt Hotelplan-Chefin Pfammatter.
Kein Wunder hat sich doch die Debatte um die Schattenseiten des Massentourismus in diesem Jahr verstärkt. Von Japan über Venedig bis hin ins Lauterbrunnental haben die Einheimischen genug vom Overtourism. Viele Schweizerinnen und Schweizer wollen offenbar nicht Teil dieses Problems sein.
Das Portemonnaie sitzt locker
Mit schweizerischer Knauserigkeit hat der Buchungsstand jedenfalls nichts zu tun. «Die Zahlungsbereitschaft unserer Gäste ist weiterhin höher als vor der Pandemie», sagt eine Tui-Sprecherin. «So geben sie durchschnittlich 10 bis 20 Prozent mehr Geld für ihre Ferien aus.»
«Auffallend ist, dass sich die Reisenden auch bei den Zugreisen vermehrt etwas gönnen und die 1. statt der 2. Klasse wählen», bestätigt Hotelplan.