Der Yen fällt und fällt. Für 1 Franken bekommt man inzwischen 170 Yen, in einem Jahr wertete die japanische Währung um 15 Prozent ab. Was für die Einheimischen zum Problem wird, ist ein Segen für die ausländischen Gäste aus Ländern mit einer stärkeren Währung. Dazu gehören auch die Schweizerinnen und Schweizer.
Eine grosse Schale Ramen kostet in Tokio umgerechnet noch etwa sechs Franken. Die Übernachtung im Business Hotel gibt es für 50 Franken. Das tönt fast zu gut, um wahr zu sein, wenn man die Preise von Zürich oder Genf gewohnt ist. Denn ein begehrtes Reiseziel war Japan schon lange, nun scheint es endlich auch erschwinglich zu sein.
«Japan hat eine sehr hohe Nachfrage»
Schweizer Reiseveranstalter sprechen von einem Boom. «Japan hat eine sehr hohe Nachfrage», sagt Markus Flick, Sprecher von DER Touristik Suisse mit Marken wie Kuoni und Asia 365. «In diesem Jahr liegen wir bei den Buchungen 30 bis 40 Prozent über dem Vorjahr.»
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Dass Japan im Trend liegt, kann man auch an den offiziellen Zahlen ablesen: Die touristischen Ankünfte in Japan aus der Schweiz lagen 2023 bei 47’718. Das sind mehr als 2019, im Jahr vor der Pandemie, als 45'510 touristische Einreisen aus der Schweiz erfolgten.
Tiefer Yen «ein kleiner Puzzlestein»
Insgesamt kamen im letzten Jahr 25 Millionen ausländische Gäste, obwohl das Land nach der Pandemie erst im Frühling wieder richtig für den Tourismus geöffnet hat. Zum Vergleich: 2019 waren es 32 Millionen Einreisende gewesen.
«Japan ist einerseits exotisch und andererseits steht es uns auch nahe, etwa wegen des guten öffentlichen Verkehrs», sagt Flick. Der tiefe Yen mache Reisen nach Japan für den Mittelstand erschwinglich, sei für die Beliebtheit des Landes aber eher «ein kleiner Puzzlestein».
Denn eines sei klar: «Japan ist weiterhin keine günstige Destination und lockt auch nicht unbedingt Reisende an, die billig reisen wollen».
7 Prozent unter dem Vorjahrespreis
Der Durchschnittspreis für Japan-Reisen liegt laut Flick sieben Prozent unter dem Vorjahrespreis. Dass dafür der tiefe Yen verantwortlich ist, liegt auf der Hand. Aber ganz so gross wie der Absturz des Yen ist der Preisunterschied also nicht.
«Der tiefe Yen-Kurs macht Reisen nach Japan aktuell attraktiver», sagt auch Bettina Kraemer, Sprecherin der Japanischen Fremdenverkehrszentrale JNTO. Es sei möglich, dass dies mit ein Grund für den aktuellen Boom sei. Aber: «Im Vergleich zu anderen asiatischen Destinationen sehen wir weiterhin ein deutlich höheres Preislevel».
Nicht billig ist zum Beispiel weiterhin der Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen. Doch ein viel wichtigerer Preisfaktor für die Japan-Reise ist der Langstreckenflug, wo die Preise im Moment sehr hoch sind. Retourflüge von Zürich nach Tokio unter 1000 Franken sind kaum mehr zu finden, auch wenn man einen Zwischenstopp in Kauf nimmt.
Probleme für Japan
In Japan selbst sorgen der Tourismus und die Schwäche des Yen für Probleme. Angebote für die ausländischen Gäste werden für Einheimische unerschwinglich. So kam es in den sozialen Medien sogar zu Diskussionen, unterschiedliche Preise für Einwohner und Reisende zu erlauben, wie es in vielen Entwicklungsländern gang und gäbe ist.
Gleichzeitig sorgen die Touristenmassen für Probleme. In Kyotos Geisha-Viertel Gion dürfen die Reisenden einige Gassen deshalb unter Androhung einer Busse nicht mehr betreten.
Und am heiligen Berg Fuji leidet die Natur unter dem riesigen Andrang. Die Behörden haben den Zugang zur Hauptroute deshalb auf 4000 Personen pro Tag begrenzt. Für den Trail sind neu zwölf Franken Eintritt fällig – oder eben 2000 Yen.