5 Euro Eintritt pro Tag
Mit diesem Trick kannst du Venedig weiterhin gratis besuchen

Seit heute muss man 5 Euro bezahlen, wenn man Venedig besuchen will. So will die Stadt die negativen Auswirkungen des Massentourismus beschränken. Schon am ersten Tag haben über 80'000 Touristen ein Ticket gekauft. Blick hat die wichtigsten Antworten.
Publiziert: 25.04.2024 um 15:20 Uhr
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Tagestouristen müssen in Venedig neu 5 Euro Eintritt bezahlen.
Foto: AFP
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Venedig ist eines der meistbesuchten Reiseziele der Welt. Seit heute sagt die Lagunenstadt dem Übertourismus mit einer neuen Massnahme den Kampf an – und verlangt Eintritt. Stolze fünf Euro muss bezahlen, wer Lust auf einen Espresso auf dem Markusplatz hat oder nur schnell ein Selfie vor der Rialtobrücke schiessen möchte. Die Norditaliener gehen damit neue Wege. Bisher sind in den grossen Tourismusdestinationen nur einzelne Sehenswürdigkeiten kostenpflichtig.

Auch kleine Gemeinden wie Iseltwald im Berner Oberland versuchen die negativen Auswirkungen von Touristen, die in Massen anreisen, zu beschränken – mit einer Selfiegebühr von 5 Franken. Erhoben wird sie an einem Drehkreuz beim idyllisch gelegenen Schiffssteg. Wie es bei den Reisenden ankommt, wenn man für den Besuch des ganzen Stadtzentrums bezahlen muss, wird sich in den nächsten paar Wochen zeigen. Im Frühling ist nämlich Hochsaison in Venedig. Blick hat die Antworten auf die wichtigsten Fragen. 

Wie komme ich an ein Ticket?

Den Eintritt muss man bezahlen, indem man sich im Internet registriert. Dann bucht man die 5 Euro über eine Kreditkarte ab und bekommt einen QR-Code aufs Handy. Den zeigt man bei einer Kontrolle vor. Wer in Venedig in einem Hotel oder einer privaten Unterkunft übernachtet, braucht diesen Code ebenfalls. Man bekommt ihn direkt vom Hotel oder vom Vermieter – ohne zusätzlich dafür zu bezahlen.

Kann ich die 5 Euro Eintritt umgehen?

Tagesgäste müssen die 5 Euro Eintritt zwischen 8.30 und 16 Uhr bezahlen. Wer diesen Obulus nicht entrichten will, der muss also entweder früh aus den Federn. Und sich dann am Sonnenaufgang über der Lagunenstadt erfreuen. Oder sich in den Abendstunden eine romantische Gondelfahrt gönnen. Dann kostet der Besuch in der Altstadt weiterhin nichts.

Immerhin: Auch Familien mit Kindern kommen vergleichsweise glimpflich davon. Bis zum Alter von 14 Jahren bezahlen diese keinen Eintritt.

Was passiert, wenn ich kein Ticket habe?

Wer Venedig besucht, der muss keine Eingangsschranken und Drehkreuze passieren oder Eingangskontrollen über sich ergehen lassen. Mit speziellen Informationssäulen werden Touristen darauf aufmerksam gemacht, dass sie die Altstadt betreten. Besucherinnen und Besucher werden dort stichprobenartig kontrolliert. Wer ohne Ticket erwischt wird, der muss eine Busse zwischen 50 und 300 Euro bezahlen. Spätestens dann wird Venedig zum richtig teuren Spass.

Warum muss man überhaupt Gebühren zahlen?

Der Strom an Besuchern aus aller Welt spült der Stadt an der Adria zwar viel Geld in die Kassen. Der Massentourismus macht Venedig aber schon seit Jahrzehnten zu schaffen. So leben heute in der Altstadt mit ihren Hunderten Kanälen keine 50'000 festen Einwohner mehr. Die meisten davon sind im Rentenalter. Venedig wird immer mehr zum grossen Museum, in dem kein normaler Alltag mehr stattfindet.

Dafür gibt es mehr als 50'000 Gästebetten. An vielen Tagen ist in den engen Gassen rund um Markusplatz und Rialtobrücke kaum noch ein Durchkommen. Vergangenes Jahr reisten nach Schätzungen 15 Millionen Besucher aus aller Welt an. Zu viel für Venedig. In einem ersten Schritt haben die Verantwortlichen Kreuzfahrtschiffen die Fahrt in die Lagune verboten. Mit mässigem Erfolg. Deshalb kommt in einem zweiten Schritt nun die Eintrittsgebühr.

Was passiert mit dem Geld?

Die Einnahmen sollen genutzt werden, um die Infrastruktur wie Toilettenanlagen zu verbessern. Und um Kanäle, Strassen sowie Gebäude zu sanieren. Es dürfte einiges an Geld zusammenkommen. Nach Angaben der Stadtverwaltung haben sich online schon jetzt für den ersten Tag über 80'000 Menschen registriert und die 5 Euro Eintritt bezahlt. «Mit dem Eintritt wollen wir kein Geld verdienen», sagt Bürgermeister Luigi Brugnaro zur deutschen ARD. «Uns ist es wichtig, dass die Stadt weniger überlastet ist, es soll eher abschrecken, an dem oder dem Tag als Tagestourist zu kommen.»

Wie geht es mit der Gebühr weiter?

Die erste Testphase mit der neuen Touristen-Taxe soll bis zum 5. Mai laufen. Danach wird die Gebühr zunächst an den Wochenenden der Hochsaison bis Mitte Juli erhoben. Der Testlauf wird von zahlreichen Destinationen, die unter ähnlichen Problemen wie Venedig leiden, sehr genau beobachtet. Der internationale Druck auf Venedig, etwas gegen die Touristenströme zu unternehmen, ist gross. So hat die Unesco gar gedroht, Venedig als gefährdetes Welterbe einzustufen. Die bisher ergriffenen Massnahmen seien nicht ausreichend, um den Wert der historischen Stadt und ihrer Lagunen zu schützen.

Nach dem Test sitzen die Verantwortlichen aus Tourismus und Politik zusammen und ziehen Bilanz. Experten gehen davon aus, dass die 5 Euro Eintritt ab 2025 fix eingeführt werden. Und Venedig für Reisende damit definitiv noch ein bisschen teurer wird.

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