Auf einen Blick
- Leerkündigung in Oerlikon: Zwei Mehrfamilienhäuser sollen abgerissen und neu gebaut werden
- Erst vor wenigen Jahren wurde saniert, Mieter kämpfen gegen Abriss
- In Zürich mussten in vier Jahren fast 5000 Wohnungen Neubauprojekten weichen
Die Leerkündigung der Sugus-Häuser in der Nähe des Zürcher Hauptbahnhofs hat im Dezember für einen Aufschrei gesorgt. Die Mieterinnen und Mieter der über hundert Wohnungen können nicht nachvollziehen, warum ihre günstigen Wohnungen derart umfassend saniert werden müssten. Nun sorgt auch ein Fall in Oerlikon für rote Köpfe.
Dort sollen an der Viktoriastrasse zwei Mehrfamilienhäuser abgerissen werden und Neubauten weichen, wie tsüri.ch berichtet. Dabei hat der Eigentümer die Gebäude mit insgesamt 18 Wohnungen erst vor zwölf Jahren aufwendig saniert und ans Fernwärmenetz angeschlossen, wie eine Mieterin gegenüber dem Onlineportal anprangert. Sie hat gemeinsam mit anderen Bewohnerinnen die im Mai ausgesprochenen Kündigungen angefochten. Ihre damalige Hoffnung: dass der Eigentümer die Gebäude saniert und sie danach wieder einziehen können.
Abreissen und Neubauen hoch im Kurs
Doch die Vermieterseite hat bereits im Kündigungsschreiben festgehalten, dass ein «zeitgerechtes Wohnen» mit punktuellen Sanierungen nicht möglich sei. Mit dem Abriss und Neubau solle zudem zusätzlicher Wohnraum entstehen: 35 statt den bisher 18 Wohnungen. Die geplanten Neubauten verfügen über mehr Wohnfläche. Der Grossteil der zusätzlichen Wohnungen ist jedoch auf kleinere Einheiten zurückzuführen.
In den letzten vier Jahren mussten in Zürich fast 5000 Wohnungen für Neubauprojekte weichen, wie Zahlen der Stadt zeigen. Das sind deutlich mehr als im Schnitt der zehn vorangegangenen Jahre. Hinzu kommen noch Leerkündigungen für Kernsanierungen, wie es bei den Sugus-Häusern geplant ist.
Oft droht der Wegzug aus der Stadt
Oft handelt es sich um Wohnungen mit Mieten, die deutlich unter den Durchschnittsmieten liegen. Die Folge: Vorwürfe an die Eigentümer, dass sie nur ihre Rendite maximieren wollen. Und Mieterinnen und Mieter, die in ihrem Quartier oder gar in der ganzen Stadt keine bezahlbare Wohnung finden und ihr soziales Umfeld zurücklassen müssen. Die Argumente der Immobilienbranche in solchen Fällen: Verdichtung. Sanierungsbedarf. Dass man sich ans Gesetz hält und man selbst entscheiden könne, was sie mit dem Eigentum geschieht.
«Viele von uns wohnen bereits über zehn Jahre hier. Wir alle lieben unsere Wohnungen, verweilen gerne im Garten – aus dem Quartier wegziehen zu müssen, zerreisst uns das Herz», erzählt die Mieterin gegenüber tsüri.ch. Der Glaube, dass ihr Kampf für die Mietwohnungen Erfolg haben könnte, hat sie inzwischen aufgegeben. Sie wird im April 2026 in eine Siedlung hinter der Stadtgrenze ziehen.