Grünes Licht für Bitcoin-ETF
«Investitionen werden deutlich massentauglicher»

Die Genehmigung eines Bitcoin-ETF durch die US-Börsenaufsicht ist ein bedeutendes Ereignis in der Finanzwelt. Blick beantwortet dazu die dringlichsten Fragen.
Publiziert: 11.01.2024 um 15:30 Uhr
|
Aktualisiert: 13.02.2024 um 14:22 Uhr
1/6
Können bald überall auf der Welt Spot-Bitcoin-ETF gehandelt werden?
Foto: Anadolu via Getty Images

Der Bitcoin befindet sich auf einem wilden Zickzack-Kurs nach oben: Noch vor einem Jahr war ein Bitcoin mickrige 17'439 Dollar wert. Inzwischen sind es wieder über 44'000 Dollar. Ein Plus von knapp 160 Prozent!

Die US-Börsenaufsicht SEC hat grünes Licht für die Einführung von Bitcoin-ETF gegeben. Am Dienstagabend kursierte eine Falschmeldung zum Startschuss der Bitcoin-ETF. Anleger jubelten und der Kurs sprang zwischenzeitig auf 48'000 Dollar. Doch dann folgte das Dementi. Ein Hackerangriff war schuld. Inzwischen hat der Bitcoin-Kurs wieder etwas nachgelassen, befindet sich aber immer noch auf hohem Niveau.

Was verändert der künftige Handel von Bitcoin-ETF? Und warum hat die digitale Währung in einem Jahr derart zugelegt? Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.

Warum ist der Bitcoin-Kurs so stark gestiegen?

Dafür gibt es vor allem zwei Gründe: Anleger spekulieren darauf, dass die US-Notenbank Fed und Europäische Zentralbank bald die Leitzinsen senken könnten. Die Inflation in den USA lag gemäss aktuellsten Zahlen im November 2023 bei 3,1 Prozent. Im Euro-Raum betrug die Inflation im Dezember bei 2,9 Prozent. Mit niedrigeren Zinsen sind beispielsweise Obligationen, also festverzinslichen Wertpapieren, weniger lukrativ. Gleichzeitig werden riskantere Anlagen wie Bitcoin attraktiver.

Der zweite Grund: Im aktuellen Boom ist eine grosse Portion Hoffnung mit eingepreist. Die US-Börsenaufsicht SEC könnte an diesem Mittwoch einen Exchange Traded Fund (ETF) für Bitcoin zulassen. Die Aufsicht würde damit den Handel der Kryptowährung deutlich vereinfachen. Der Entscheid wird bis Mittwochabend, 23 Uhr, erwartet.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Was sind ETF überhaupt?

Bekannt sind Exchange Traded Funds (ETF) vor allem als Investitionsmöglichkeit in bekannte Indizes wie den Swiss Market Index (SMI). Der SMI bildet den Kurs der 20 grössten Schweizer Unternehmen ab. Damit ist das Risiko deutlich breiter verteilt als bei einem Einzeltitel. Anleger können nicht direkt in Indizes wie den SMI investieren. Doch mit ETF können solche Indizes abgebildet werden. Anleger besitzen über den ETF tatsächliche Anteile an den Firmen und profitieren somit auch von Dividenden-Ausschüttungen.

Wie funktioniert ein Bitcoin-ETF?

Die US-Börsenaufsicht hat die Einführung von sogenannten Spot-Bitcoin-ETF gutgeheissen. Diese basieren auf dem aktuellen Spotmarktpreis, ähnlich wie bei Gold-ETFs, und nicht auf dem Terminmarktpreis. «Anleger in den ETF halten die Bitcoins nicht selber, sondern einen Anteil an einem Fonds», sagt Denis Oevermann (28) Investment Analyst und Crypto Researcher beim Schweizer Kryptofinanzdienstleister Bitcoin Suisse.

Dabei profitieren sie genauso von Kursanstiegen, wie wenn sie eigene Bitcoins in ihrer Krypto-Wallet – quasi eine digitale Geldbörse für Coins – halten würden. Das gilt natürlich auch bei Kurseinbrüchen. Bei Bitcoin-ETF liegt der Vorteil nicht in einer breiteren Risiko-Verteilung wie beispielsweise beim SMI, sondern im deutlich einfacheren Zugang. So dürften die ETF voraussichtlich an zahlreichen grossen Börsen weltweit handelbar sein – ohne erst technische Hürden wie eine eigene Bitcoin Wallet überwinden zu müssen. «Bitcoin-Investitionen werden dadurch deutlich massentauglicher», so Oevermann.

Ist die Zulassung in den USA der Eisbrecher für Europa?

«Die Zulassung in den USA ist sicherlich ein starkes Zeichen und ein wegweisender Entscheid», sagt Denis Oevermann. Regulatorische Prognosen wären aber schwierig. «Die technischen und regulatorischen Hürden für einen ‹richtigen› Spot BTC ETF sind in Europa etwas höher. Deshalb werden hier eher ETPs zum Einsatz kommen, was aber nicht börsengehandelte Fonds sind, sondern Schuldinstrumente. Die neuen US-Produkte werden aber künftig (mit Einschränkungen) auch in Europa zugänglich sein, sei es über Broker oder Banken», sagt er.

Was ändert sich für Anleger?

Bitcoin-ETF könnten auch für Pensionskassen – anfangs wohl vor allem aus den USA – interessant werden. «Langfristig sind Bitcoin-ETF relevant für jene, die vorher keinen einfachen Zugang zu dieser Anlageklasse hatten», sagt Denis Oevermann. Kauf und Verwaltung von Bitcoins sind kompliziert. Da wagen sich nicht alle heran. Mit ETFs dagegen haben private wie auch institutionelle Anleger mehr Erfahrung. Wer bisher zögerte, kann nun auf einen einfacheren Investitionsprozess setzen und in Bitcoin und allenfalls weitere Kryptowährungen einsteigen, ohne sich mit Kryptowährungsbörsen, Wallets und privaten Schlüsseln herumschlagen zu müssen. Es winkt damit auch die Chance, Portfolios weiter zu diversifizieren. Anleger profitieren bei ETFs zudem von tieferen Gebühren.

Was sagen die Pensionskassen zum Bitcoin-ETF?

Bisher gebe es keine Anzeichen, dass Pensionskassen in grossem Stil in Kryptoanlagen investieren werden, sagt der Schweizerische Pensionskassenverband ASIP auf Anfrage. «Kryptowährungen boomen vielleicht an anderen Stellen. Für Schweizer Pensionskassen ist diese Anlageform aber in vielen Fällen zu exotisch und passt nicht zur langfristigen Ertragsorientierung, die für sichere Renten nötig ist.»

Was bedeutet das für Schweizer Anbieter?

Bei Bitcoin Suisse seien Anlagen Kryptowährungen bereits heute einfach zugänglich. Der Schweizer Kryptodienstleister dürfte langfristig aber trotzdem profitieren. «Mit der Bewilligung von Spot-Bitcoin-ETF in den USA wird die Legitimität und Akzeptanz der Anlageklasse steigen», sagt Oevermann.

Wie wirkt sich die neue Anlageklasse auf den Kurs aus?

Mit dem leichteren Zugang für private und institutionelle Anleger könnte die Nachfrage nach Bitcoin den Kurs weiter befeuern. «Der Kurs ist in den letzten Monaten bereits deutlich gestiegen. Kurzfristige Preisprognosen zu treffen ist schwierig. Langfristig ist unsere Aussicht sehr positiv für diese Anlageklasse, und wir erwarten ein gutes risk-reward Verhältnis für die neue Anlageklasse. », so Oevermann. Anleger investieren meist langfristig in ETF. Damit wird der Markt weniger liquide. «Die geringere Verfügbarkeit gekoppelt mit Liquiditätszuflüssen in ETFs könnte sich preistreibend auswirken», so der Experte. Einige Beobachter spekulieren schon über einen Bitcoin-Kurs deutlich über der 100'000-Franken-Marke. Zum Vergleich: Das Allzeithoch des Bitcoins liegt bei knapp 60'000 Franken, erreicht im November 2021. Bei den risikoreichen Kryptowährungen ist aber immer Vorsicht geboten. Dennoch: Die Zulassung eines Bitcoin-ETF dürfte ein Sprungbrett für eine breitere Akzeptanz von Kryptowährungen im institutionellen Handel sein.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.