Um 22 Uhr MEZ ging die X-Meldung über die Ticker: Die US-Börsenaufsicht SEC habe Bitcoin-ETFs zum Handel genehmigt. Der Markt reagierte euphorisch mit einem soliden Kurssprung nordwärts. Ein Bitcoin wurde für fast 48'000 Dollar gehandelt.
Am Mittwoch würde eine Gerichtsfrist ablaufen. Bewilligt die SEC bis am 10. Januar die ETFs nicht, droht eine Anklageflut. Doch kurz später war der Tweet der SEC gelöscht – anstelle meldet die SEC, das X-Konto sei «kompromittiert» worden. «Ein nicht autorisierter Beitrag wurde gepostet. Die SEC hat die Notierung und den Handel von börsengehandelten Spot-Bitcoin-Produkten nicht genehmigt.»
Auch der SEC-Vorsitzende Gary Gensler (66) meldete sich auf X zu Wort und wiederholte die Klarstellung seiner Behörde. Das SEC-X-Konto sei gehackt und Bitcoin-Fonds seien nicht bewilligt worden.
Markt zweifelt an SEC-Dementi
Das nimmt der Markt weder Gensler noch der SEC nicht so richtig ab. In sozialen Medien wird spekuliert, jemand habe einen vorbereiteten Tweet zu früh veröffentlicht. Denn der US-Börsenaufsicht gehen im Widerstand gegen Krypto die Optionen aus. Womöglich, so wird spekuliert, wird der angebliche Hack von der SEC jetzt als Vorwand genommen, eine Untersuchung einzuleiten und die ETFs weiter zu verzögern.
Finanzgiganten wie Blackrock, JP Morgan und Grayscale, die sowohl Wall Street als auch der US-Regierung nahe stehen, drängen auf das Finanzprodukt. Bitcoin-ETFs ebnen den Weg dafür, dass auch Institutionen und Privatanleger, die bislang vor digitalen Währungen zögerten, in den regulierten Handel mit Krypto einsteigen können.
Wie am Montag und Dienstag aus gut informierten Finanzkreisen in den USA verlautete, laufe mit der Genehmigung der Bitcoin-ETFs alles nach Plan für grünes Licht am Mittwoch. In hitzigem Hin und Her wurden von der SEC in letzten Minuten noch Formulare verlangt.
SEC wird Markt-Manipulation vorgeworfen
Derweil ist nicht nur die Kryptobranche in Aufruhr. Der SEC, die sich jahrelang gegen digitale Währungen stemmte, wird jetzt auch von politischer Seite Marktmanipulation vorgeworfen. «So wie die SEC von einem börsennotierten Unternehmen Rechenschaft verlangen würde, wenn es einen solch kolossalen, marktbewegenden Fehler begehen würde, muss auch der Kongress Antworten auf das Geschehene erhalten», empörte sich der republikanische Senator Bill Hagerty (64) auf X. «Das ist inakzeptabel.»
Auch wird mit Häme über einen X-Post der SEC hergezogen, in dem die Finanzbehörde noch im Oktober warnte: «Seien Sie vorsichtig, was Sie im Internet lesen. Die beste Quelle für Informationen über die SEC ist die SEC selbst.»
Es wird auch daran erinnert, dass die SEC 2018 Elon Musk (52) wegen «irreführender Tweets» anklagte. Musk habe den Preis von Tesla-Aktien manipulieren wollen.
«Buy the rumor, buy the news»
Nach dem SEC-Dementi blieb der Bitcoin-Handel zunächst volatil, verzeichnete aber keine Panikverluste. Anleger bleiben zuversichtlich, dass das SEC-Okay bald vorliegt.
Ein Bitcoin-ETF bedeutet auch für Wall Street ein historisches neues Finanzinstrument. Die Digitalisierung von Vermögenswerten dürfte einen gigantischen neuen Markt öffnen, weshalb das gängige Handelsmotto von vielen zum erwarteten Bitcoin-ETF revidiert wird: Statt «Buy the rumor, sell the news.» – «Kaufe das Gerücht, verkaufe die News.» – heisst es neu: «Buy the rumor, buy the news.» «Kaufe das Gerücht, kaufe die News.»
Kurzfristig ist am Markt mit hoher Volatilität zu rechnen, was für Kryptoanleger nichts Neues ist. Mittel- bis langfristig haben sich inflationsresistente Kryptowährungen wie Bitcoin und sogenannte Altcoins als solide Anlagen erwiesen.