Die Schweizer Wirtschaft dürfte sich im laufenden Jahr nicht gar so fulminant erholen wie bislang erwartet. Davon geht die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) in ihrer aktuellen Prognose aus.
Die KOF senkt die Wachstumserwartung des Bruttoinlandprodukt (BIP) im laufenden Jahr 2021 auf 3,2 von 4,0 Prozent. Bislang hatte das Institut jeweils die Prognosen im Drei-Monats-Rhythmus erhöht.
Als Grund für die jetzige Revision führt die KOF die anhaltenden globalen Lieferengpässe und den unsteten globalen Pandemieverlauf an. Durch die Lieferengpässe komme es zu Produktionsbeschränkungen und Preisanstiegen, was sich negativ auf die Erholung auswirke. Die Engpässe würden wohl bis in den kommenden Winter hinein anhalten.
Erholung kommt erst später
Die konjunkturelle Erholung verschieb sich gemäss den Ökonomen der Hochschule deshalb auf das Jahr 2022. Demzufolge erwarten die Experten 2022 einen Zuwachs von 3,6 Prozent. Im Juni lag die Prognose noch bei 2,8 Prozent. Für 2023 erwarten die Experten ein BIP-Wachstum von 1,8 Prozent. Bis dahin werde die Produktion wieder auf dem Vorkrisenniveau liegen.
Massgeblich zum Wachstum 2021 trügen die nachholenden Ausgaben der privaten Haushalte bei. Positiv wirkten sich auch das wieder geöffnete Gastgewerbe und die persönlichen Dienstleistungen aus. Die Industrie leide jedoch unter den Lieferengpässen. Einzige Ausnahme bildeten hier die Pharmaexporte. Diese haben den Anteil am Warenexport laut der KOF weiter ausgebaut.
Arbeitsmarkt entwickelt sich positiv
Die KOF erwartet wegen der gut laufenden Konjunktur eine deutliche Entspannung auf dem Schweizer Arbeitsmarkt für die zweite Hälfte 2021 und auch das kommende Winterhalbjahr. Die Kurzarbeit werde weiter zurückgehen. Die beschäftigungsintensive Dienstleistungsbranche profitiere von der Aufhebung der Corona-Restriktionen, wodurch die Arbeitslosen- und Erwerbslosenquote deutlich zurückgehen sollte.
Ein starker Anstieg der Löhne ist gemäss KOF jedoch nicht zu erwarten, da die Teuerung einen realen Kaufkraftzugewinn zunichte mache. Im Vergleich zum Ausland bewegt sich die Inflation in der Schweiz mit derzeit 0,9 Prozent auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau.
Laut KOF ist der Anstieg nur temporär und die Experten erwarten für das laufende Jahr eine Inflation von 0,5 Prozent, sowie 0,6 bzw. 0,4 in den kommenden Jahren. Die Teuerung liege vor allem an steigenden Energiepreisen, wie auch Preisanstiegen bei Flug- und Pauschalreisen sowie Hotelübernachtungen.
Risiken durch Corona, Lieferengpässe und Inflation
Als Risiken für die Prognose sehen die Experten vor allem unerwartete Entwicklungen in der Corona-Pandemie. Zudem sei unsicher, wie sich die Produktions- und Lieferengpässe langfristig auswirken würden.
Durch die stark steigenden Energiepreise bestehe zudem das Risiko einer höheren Inflation. Auch sei die Entwicklung des chinesischen Immobilienmarktes eine Warnung für eine mögliche Überhitzung des Schweizer Wohnungsmarktes, schreiben die Experten weiter. (SDA/koh)