Wegen fehlender Impfbereitschaft
Schweiz verschiebt Moderna-Lieferung um Monate

Der Impffortschritt in der Schweiz stockt. Bis Ende Jahr sollten eigentlich noch zehn Millionen Impfdosen ins Land kommen. Droht nun deren Verfall?
Publiziert: 17.08.2021 um 12:38 Uhr
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Aktualisiert: 17.08.2021 um 22:39 Uhr
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Vor wenigen Monaten war der Impfstoff in der Schweiz noch ein rares Gut. Im Bild Dosen der ersten Lieferung im Dezember 2020 beim Kantonsspital Nidwalden.
Foto: keystone-sda.ch
Sarah Frattaroli

Fast 20 Millionen Impfdosen von Moderna und Biontech hat die Schweiz für das laufende Jahr bestellt. Geliefert wurde davon bisher rund die Hälfte. Dass die Schweiz die andere Hälfte in diesem Ausmass überhaupt noch braucht, wird immer unwahrscheinlicher. Derzeit werden wöchentlich rund 130'000 Impfdosen verspritzt. Im Juni waren es noch über 600'000.

Droht nun der Verfall der Impfstoffe? Nein, versichert das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Bei der Armeeapotheke und den Kantonen lagern derzeit rund eine Million Impfdosen. «Die Pfizer-Impfdosen, die sich in der Armeeapotheke befinden, laufen frühestens Ende November 2021 ab. Jene von Moderna frühestens im Januar 2022», sagt BAG-Sprecherin Masha Renfer-Foursova auf Nachfrage von Blick.

August-Lieferung auf Ende Jahr verschoben

Nur: Wenn die weiteren Lieferungen eintreffen wie abgemacht und wenn die Impfbegeisterung der Schweizerinnen und Schweizer nicht plötzlich rapide ansteigt – dann werden sich die Lager der Armeeapotheke weiter füllen. Das wird nicht passieren, erklärt Renfer-Foursova. Blick weiss: Vorher steht das BAG auf die Bremse. «Wir stehen in engem Kontakt mit den Impfstoffherstellern und haben die Möglichkeit – je nach Nachfrage der Kantone – Lieferungen zu verkleinern oder anzuhalten», sagt die BAG-Sprecherin.

Das ist nun geschehen, wie Renfer-Foursova bestätigt. Im August hätte nämlich eine grosse Moderna-Lieferung in der Schweiz eintreffen sollen. Eine Million Dosen waren vereinbart. Nun hat das BAG die Lieferung halbiert. «Die Kantone wurden letzte Woche darüber informiert», sagt Renfer-Foursova. Aufgeschoben ist allerdings nicht aufgehoben: Die vertagten 500'000 Dosen sollen stattdessen im vierten Quartal bezogen werden.

Astrazeneca geht an die Uno statt an die Schweiz

Ob die Impfbereitschaft bis dann tatsächlich wieder anzieht und die Dosen überhaupt benötigt werden, ist allerdings fraglich. Um den Impfstoff nicht verfallen zu lassen, könnte er gespendet werden. Andernorts sind Impfdosen nämlich weiterhin ein rares Gut, zum Beispiel auf dem afrikanischen Kontinent.

Die Schweiz spendet bereits Astrazeneca-Impfstoff. Davon hat sie 5,3 Millionen Dosen bestellt. Eine Zulassung hat das britisch-schwedische Vakzin hierzulande aber weiterhin nicht. Daher werden 4 Millionen Astrazeneca-Dosen über die Uno-Initiative Covax an andere Länder verteilt.

Dass bald auch Moderna- und Biontech-Dosen aus der Schweiz gespendet werden, ist bisher nicht geplant. Allerdings: Ewig kann das BAG seine Bestellungen nicht mehr auf die lange Bank schieben. Für 2022 gibt es nämlich bereits einen separaten Liefervertrag mit Moderna über weitere 7 Millionen Dosen. Diese sollen voraussichtlich als Auffrischimpfung zum Einsatz kommen und im Vergleich zu den ursprünglichen Impfstoffen auch gegen neuere Virusvarianten schützen.

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