«Für mich ist es heute ein spezieller Tag»
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Swisscom-CEO tritt zurück:«Für mich ist es heute ein spezieller Tag»

Überraschender Wechsel an der Spitze
CEO Schaeppi tritt nach 23 Jahren bei Swisscom zurück

Die Swisscom hat im vergangenen Jahr den Umsatz um 0,7 Prozent auf 11,2 Milliarden Franken gesteigert. Mit dem Jahresresultat wird der Abtritt von CEO Urs Schaeppi bekannt.
Publiziert: 03.02.2022 um 07:27 Uhr
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Aktualisiert: 03.02.2022 um 11:03 Uhr
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Chef Urs Schaeppi verlässt die Swisscom per 1. Juni 2021.
Foto: keystone-sda.ch
Ulrich Rotzinger

Swisscom-CEO Urs Schaeppi (61) nimmt den Hut. Er tritt per 1. Juni zurück – nach 23 Jahren beim blauen Riesen. Dennoch kommt der Abgang überraschend. Rücktrittsgerüchte kamen schon vor ein paar Jahren auf. Ja sogar mit Rücktrittsforderungen war er konfrontiert, als es 2020 und 2021 zu wiederholten Pannen gekommen war. Aber Schaeppi und sein Konzern wischten diese immer wieder vom Tisch.

Schaeppi gehe auf eigenen Wunsch, heisst es am Donnerstag in einer Mitteilung. Die Rede ist von einem «neuen unternehmerischen Abschnitt», den er in Angriff nehmen wolle. «Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel», lässt er sich weiter zitieren. «Ich hatte eine tolle Zeit.» Schaeppi: «Vom Natel der 90er-Jahre bis zum ausgeklügelten Smartphone, den schnellen Netzen und den Daten in der Cloud – die Technik wie auch die Art zu kommunizieren haben sich privat wie auch im Geschäft gewaltig verändert.»

Übernahm 2013 CEO-Posten von Carsten Schloter

Der Berner hatte im Jahre 2013 nach dem Tod von Carsten Schloter die Führung des grössten Schweizer Telekomkonzerns übernommen. In seiner Ägide habe die Zahl der TV-Kunden um rund 60 Prozent und die Zahl der Breitbandkunden der italienischen Tochter Fastweb um rund 40 Prozent zugenommen.

Bis Ende 2022 stehe er Swisscom noch beratend zur Seite. Der Verwaltungsratspräsident dankt Schaeppi: «Er hat in den vergangenen 23 Jahren unser Unternehmen auf dem Weg vom Telefonanbieter zum integrierten ICT-Konzern massgeblich mitgeprägt – dafür danke ich ihm herzlich.»

Schaeppi, der im Sommer den Konzern verlässt, hat im 2021 mehr Lohn bekommen als im Vorjahr: 1,96 Millionen Franken. Damit gehört der abtretende Swisscom-CEO traditionellerweise zu den am schlechtesten bezahlten Chefs der grössten börsenkotierten Schweizer Firmen.

Technik-Chef übernimmt CEO-Posten

Sein Nachfolger sei bereits vom Verwaltungsrat gewählt. Technikchef Christoph Aeschlimann (45) übernimmt im Frühsommer den CEO-Posten von Schaeppi. Der Informatik-Ingenieur leitet heute den Bereich Infrastruktur, Netz und IT, ist Mitglied der Konzernleitung und wohnt mit seiner Familie in Genf.

Der Basler Aeschlimann ist auch der Swisscom-Manager, den der Telekomriese zuletzt immer bei Pannen vorschickte, um diese der Bevölkerung in einfachen Worten zu erklären.

Schaeppi verabschiedet sich mit einem guten Resultat. Der Telekomkonzern steigerte im letzten Jahr den Umsatz um 0,7 Prozent auf 11,18 Milliarden Franken. Unter dem Strich steht ein Gewinn von 1,83 Milliarden Franken in den Büchern – ein Plus von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zückerli für die Investoren: Swisscom schlägt eine Dividende von 22 Franken pro Aktie vor.

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Neue Baustelle für neuen CEO

Derweil droht die Swisscom nach einer Verfügung der Eidgenössischen Wettbewerbskommission mit der Kürzung ihrer Pläne für den Ausbau des Glasfasernetzes. Der blaue Riese hat eigentlich das Ziel, die Zahl der Glasfaseranschlüsse bis 2025 von einem Drittel der Haushalte und Geschäfte um 1,5 Millionen auf rund 60 Prozent zu erhöhen.

Der von den Behörden verordnete Ausbau wäre deutlich teurer und würde die geplante Abdeckung von rund 60 auf 50 Prozent reduzieren, teilt Swisscom mit. «Das ursprüngliche Ausbauziel, bis 2025 rund 1,5 Mio. Glasfaseranschlüsse zu bauen, würde damit um einen Drittel oder rund 500'000 Wohnungen und Geschäfte verringert.» Denn es gäbe massive Mehrkosten für die Bauweise mit vier Fasern statt einer Glasfaser-Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht vor allem in ländlichen und dünn besiedelten Gebieten.

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