Swisscom-CEO bricht sein Schweigen zur Notruf-Panne
«Der Ausfall hat mich stark erschüttert»

Swisscom-Chef Urs Schaeppi entschuldigt sich für den stundenlangen Ausfall der Notfall-Rufnummern in der Schweiz am Freitag.
Publiziert: 14.07.2021 um 01:29 Uhr
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Aktualisiert: 14.07.2021 um 14:42 Uhr
Swisscom-Chef Urs Schaeppi will alles dran setzen, dass Notruf-Netzpannen wir am Freitag in Zukunft verhindert werden.
Foto: Keystone

Urs Schaeppi (61), Konzernchef der Swisscom, hat sich für den stundenlangen Ausfall der Notfall-Rufnummern in der Schweiz am vergangenen Freitag bei den Feuerwehrleuten und allen betroffenen Personen entschuldigt.

«Ich entschuldige mich bei den Feuerwehrleuten und allen Betroffenen. Der Ausfall hat mich stark erschüttert. Das ist absolut nicht das, was wir als Swisscom von uns erwarten», sagt Schaeppi in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung». Swisscom werde alles daran setzen, solche Ausfälle künftig zu verhindern. Das Thema habe Top-Priorität.

Warum er am Freitag nicht Stellung zur Notruf-Panne bezogen hat, erklärt er so: «Es ist normal, dass in solchen Fällen zunächst die Pressestelle Fragen beantwortet. Ich war permanent im Kontakt mit ihr und den Technikern. Und jetzt stehe ich ja Ihnen Rede und Antwort.»

Viele Massnahmen, die die Swisscom nach den Pannen im Vorjahr getroffen habe, hätten Wirkung gezeigt. Schaeppi erinnerte daran, dass die Swisscom jede Woche 4000 Netzwartungen ausführe. Obwohl die Netzstabilität höchste Priorität habe, könne es zu Ausfällen kommen.

Wartungsfehler

Auf die Frage, was die Ursache für die jüngste Panne gewesen sei, sagte Schaeppi, die Swisscom habe ein Netzelement einer Telefonie-Plattform für Geschäftskunden gewartet. Ein Software-Update habe zu einem Fehlverhalten geführt und einen Dominoeffekt ausgelöst.

Die Swisscom habe aber auch den Lieferanten der Netzkomponente einbeziehen müssen. Darum habe die Störung so lange gedauert. Das Notrufsystem habe an sich funktioniert. Doch weil die Notrufstellen auch Festnetz-Geschäftskunden sind, seien auch sie betroffen gewesen.

Letztlich trägt Schaeppi als Unternehmenschef die Verantwortung für die Netze, schreibt die «NZZ». Ob er an einen Rücktritt gedacht habe? «Es geht in einer solchen Situation darum, die Ursachen zu erkennen und diese zu beseitigen. Viele Massnahmen, die wir nach den Pannen des Vorjahres getroffen hatten, zeigten auch Wirkung. Man darf nicht vergessen: Wir führen jede Woche 4000 Wartungsarbeiten im Netz aus. Obwohl Stabilität für uns höchste Priorität hat, kann es zu einzelnen Ausfällen kommen. Das lässt sich leider nicht verhindern», sagt Schaeppi.

Swisscom-Netz gehöre zu den besten der Welt

Der Swisscom-CEO widerspricht der These, Sparprogramme hätten sich negativ auf die Netzqualität ausgewirkt. Die Swisscom investiere jährlich etwa 20 Prozent des Umsatzes in die Infrastruktur. Allein in der Schweiz seien dies 1,6 Milliarden Franken.

Die Swisscom-Netze gehörten zu den besten der Welt. «Wir brauchen ein technologisches und organisatorisches Referenzmodell, um die Notrufsysteme robuster zu machen», sagte Schaeppi. Daher sei die vom Bakom vorgeschlagene Idee der Systemführerschaft richtig.

Kein staatliches System

Christophe Aeschlimann, Leiter Netzwerke bei der Swisscom und Mitglied der Geschäftsleitung, wies in einem Interview mit der Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» auf die Komplexität des Systems hin. Die Swisscom arbeite wegen des Föderalismus mit Dutzenden von verschiedenen Alarmzentralen in der Schweiz zusammen.

Das alles zu koordinieren sei nicht einfach. Die Swisscom sei ein Telekom-Anbieter, der von den Alarmzentralen ausgewählt worden sei, um Anrufe weiterzuleiten. Es sei daher klar, dass die Swisscom sich eine klare Zuweisung von Verantwortlichkeiten wünsche. Denn heute gebe es keine Gesamtaufsicht des Systems durch den Staat. (SDA/uro)

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