Der neue Bahnhof Altdorf UR ist mächtig wie ein grosser Fels in den Urner Alpen. Der massive Betonbau ist viel mehr als ein Bahnhof. Er hat Wohnungen, Restaurants und ist gleichzeitig auch der Hauptsitz der Urner Kantonalbank. Insgesamt investieren die SBB, der Kanton Uri, die Gemeinde Altdorf und die Urner Kantonalbank 110 Millionen Franken in den neuen Kantonsbahnhof. Viel Geld für die neue ÖV-Drehscheibe mit überregionaler Bedeutung.
Auch drei Jahre nach der Eröffnung gehen die Emotionen rund um den Bahnhof hoch. Es geht um einen fehlenden Lift für Menschen mit Behinderung. Und um die Toiletten – besser gesagt um das WC. Denn es gibt nur eines. Männer, Frauen, Behinderte und Kinder, die einen Wickeltisch brauchen, teilen sich eine einzige öffentliche Toilette. Und die kostet erst noch. Mit Münz bezahlen geht nicht. Das nervt Einheimische wie Touristinnen und Touristen.
2200 Reisende sind zu wenig für grosses WC
Die «Urner Zeitung» zeigt das Problem mit einem simplen Beispiel auf: Kommt ein Bus vom Telldenkmal am Bahnhof Altdorf an, darin 20 Passagiere, die auf den Zug nach Zürich umsteigen wollen und Druck auf der Blase haben, dann gibts Probleme. «Wenn nur drei davon aufs WC müssen, müssen zwei warten. Da ist der Anschlusszug schnell verpasst», rechnet ein Leser vor. Heisst konkret: Entweder man verklemmt sich sein Geschäft. Oder man verpasst den Zug.
Doch warum gibt es in Altdorf nur eine Toilette? Nach welchen Kriterien entscheiden die SBB über die Grösse der Toilettenanlagen? Zentral ist die Zahl der ein- und aussteigenden Reisenden. In Altdorf sind es täglich 2200 Personen. Zu wenig für eine grössere Toilette, ein ganz normales Modul-WC muss reichen. Das steht an vielen kleinen Bahnhöfen im Land und hat ein WC, ein Pissoir und einen Wickeltisch. Eine SBB-Sprecherin betont: «Zusätzlich haben unsere Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, die rollenden WCs in unseren Zügen zu nutzen.»
WC-Zutrittskarte am Selecta-Automaten
Reisende stören sich auch daran, dass sich die Türe der Toilette nur öffnet, wenn man einen Franken bezahlt – mit einer Debit- oder Kreditkarte. Bei den SBB sieht man das anders: «Die Rückmeldungen unserer Kundinnen und Kunden haben gezeigt, dass sie die berührungslose und damit hygienische Bedienung der Anlage sehr schätzen», sagt die SBB-Sprecherin. Wer mit Bargeld bezahlen möchte, kann zudem am Selecta-Automaten daneben eine WC-Zutrittskarte kaufen.