Von Konkurs-Bude zum Milliarden-Konzern
So stellte Peter Spuhler die Weichen für den Erfolg

Sie sind Brüder im Geiste: Ernst Stadlers Hartnäckigkeit ist es zu verdanken, dass es Stadler Rail heute überhaupt gibt. Nur so konnte der Stern von Enkelinnen-Ehemann und Eishockeyspieler Peter Spuhler aufgehen.
Publiziert: 18.01.2022 um 18:42 Uhr
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Aktualisiert: 19.01.2022 um 12:01 Uhr
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Peter Spuhler (63) ist seit Mai 2020 CEO ad interim und Verwaltungsratspräsident von Stadler Rail. Er hat aus dem einst kleinen Unternehmen einen Grosskonzern geformt.
Foto: Keystone
Martin Schmidt

Stadler Rail konnte Anfang Woche den Zuschlag für den grössten Auftrag der Firmengeschichte vermelden. Es geht um die Produktion und Lieferung von 246 Schienenfahrzeugen des Typs Citylink nach Deutschland und Österreich und einer Option für weitere 258 Fahrzeuge. Werden alle bestellt, beläuft sich der Auftrag auf vier Milliarden Franken. Ein gewaltiger Erfolg für ein Unternehmen, das in seinen Anfängen sogar einen Konkurs überstand.

Die Geschichte von Stadler Rail schien früh ein jähes Ende zu nehmen. Der Ingenieur Ernst Stadler (1908–1981) baute Mitte der 1940er-Jahre in Wädenswil ZH Strassen- und Schienenfahrzeuge. Doch das Geschäft harzte, die Verluste häuften sich, und Stadler musste 1951 Konkurs anmelden. Ernst Stadler blieb jedoch hartnäckig und bereitete damit den Weg für eine furiose Entwicklung.

Von einer kleinen Werkstatt zum Milliarden-Konzern

Er übernahm in der Folgezeit Arbeiten in verschiedenen Werkstätten, bevor er in Zürich erneut eine eigene Werkstatt bezog. Diesmal hatte er mehr Erfolg. Er zog mit dem Unternehmen nach Bussnang TG, wo Stadler Rail noch heute seinen Hauptsitz hat. Nach seinem Tod führte seine Frau Irma Stadler (1924–2020) das Familienunternehmen weiter und verkaufte es 1989 für 4,5 Millionen Franken an den Ehemann ihrer Enkelin, Peter Spuhler (63).

Peter Spuhler spielte einst Eishockey in der Nachwuchsabteilung bei GC und träumte davon, Eishockeyprofi zu werden – daraus wurde aber nichts. Spuhler studierte stattdessen an der Universität St. Gallen Betriebswirtschaft und übernahm mit 30 Jahren Stadler Rail. Unter dem neuen Eigentümer und Chef entwickelte sich Stadler Rail von einer kleinen Werkstatt zum Weltkonzern.

Bei Spuhlers Übernahme beschäftigte die Firma 18 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von weniger als fünf Millionen Franken. Mittlerweile sind es 13'000 Mitarbeiter, die im letzten Jahr einen Umsatz von über 3,5 Milliarden Franken generierten. Mehr als zwei Drittel der Beschäftigten arbeiten in ausländischen Werken.

Wie siamesische Zwillinge

Spuhler beweist bei Firmenzukäufen immer wieder ein gutes Näschen. Er kauft sich zusätzliches Know-how und Technologien ein und fokussiert sich auf die Produktion von Nahverkehrszügen und Trams. Mit dieser Strategie gewinnt Stadler Rail regelmässig Ausschreibungen gegen die grossen Konkurrenten CRRC aus China sowie Bombardier Transportation und Alstom, die im letzten Jahr fusioniert haben. Seit gut zehn Jahren mischt Stadler Rail auch bei Fernverkehrszügen mit.

Spuhlers Werdegang und Stadler Rails Geschichte sind untrennbar miteinander verbunden. Als erfolgreicher Unternehmer machte Spuhler auch politisch Karriere und vertrat die SVP zwischen 1999 und 2012 im Nationalrat. Aus dem Nationalrat trat er zurück, damit er sein Unternehmen durch die schwierige Eurokrise führen konnte.

CEO ad interim

Anfang 2018 übergab Peter Spuhler seinen Posten als CEO mit hervorragenden Kennzahlen und konzentrierte sich auf seine Aufgabe als Verwaltungsratspräsident. Im Mai 2020 dann der grosse Knall: Wegen Differenzen mit seinem Nachfolger kehrte Spuhler als Geschäftsführer ad interim zurück.

Stadler Rail hat unter der Corona-Krise gelitten. Da Züge und Trams in der Pandemie weniger Kilometer abgespult haben, sind die Einnahmen bei den Serviceverträgen eingebrochen. Auch der Konkurrenzkampf in der Branche wird rauer.

Trotz der Kritik an Spuhlers Doppelmandat als CEO und Verwaltungsratspräsident will er die operative Führung erst wieder abgeben, sobald die Kennzahlen auf dem gleichen Niveau wie bei seinem letzten Rücktritt sind.

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Milliarden-Auftrag für Stadler:SBB bestellen 286 neue Züge
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