Seit letztem Sommer führt Peter Spuhler (62) den Zughersteller Stadler Rail in der Doppelfunktion als CEO und Verwaltungsratspräsident. Und das wird auch so bleiben, wie der Unternehmer in einem Interview mit der NZZ sagt. Auf die Frage, in wie vielen Jahren er einen neuen Konzernchef präsentieren wird, sagt Spuhler: «Das kann ich nicht sagen.»
Spuhler hatte das operative Geschäft von Stadler vor eineinhalb Jahren wieder in die eigenen Hände genommen, nachdem es mit dem 2018 eingesetzten CEO Thomas Ahlburg zu Differenzen gekommen war. «Leider Gottes hat der Nachfolger die erwartete Leistung nicht gebracht», so Spuhler. «Wenn es in der Konzernleitung nicht klappt, muss man den Stecker ziehen.»
Kein Druck auf Sohn Lucas
Derzeit, so lässt Spuhler durchblicken, sucht er nicht einmal mehr nach einem neuen CEO. Zuerst wolle er Stadler Rail wieder auf die Spur bringen. «Bei meiner ersten Übergabe hatten wir eine Ebit-Marge von über 7 Prozent, einen Rekordauftragsbestand von 16 Milliarden Franken und einen Netto-Cash-Bestand von einer knappen Milliarde Franken.» Auf dieser Flughöhe wolle er die Firma in neue Hände geben. Bis dahin seien aber noch zwei, drei Baustellen zu lösen.
Dass der nächste CEO nur eine Übergangslösung sein wird, bis Spuhlers Sohn Lucas (30) das Zepter übernimmt, glaubt Spuhler nicht: «Also mein Sohn wird sicher nicht mein Nachfolger. Dafür ist er zu jung.» Er mache auch keinen Druck: «Ich bin nicht der Vater, der seine Kinder zwingt, das Gleiche zu tun wie er.»
Brennstoffzellen sind die Zukunft
Weiteren Wachstumsplänen erteilt Spuhler eine Absage. «Stadler hat die absolut richtige Grösse, mit 10 Millionen Produktionsstunden pro Jahr ist das ausreichend.» Weiteres Wachstum wäre nur mit eigenen Fabriken in Asien und Südamerika möglich.
Doch: «In unserer Branche ist Grösse an sich kein strategischer Vorteil. Wir haben nicht die hohen Stückzahlen, die es für eine Fokussierung der Abläufe braucht. Bei uns gibt es extrem viel Handarbeit, vor allem in der Montage.» Unabhängig wolle der Konzern aber bleiben.
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Grosses Potenzial sieht Spuhler in grünen Technologien. Dieselzüge etwa würden derzeit kaum noch nachgefragt. «Stadler hat mehr mit Batterie oder mit Brennstoffzellen betriebene Züge verkauft als Alstom und Siemens.» Das grösste Potenzial sieht er in Brennstoffzellenzügen – ein Prototyp für die USA werde in Bussnang TG gebaut. «Wir glauben, dass wir mit dieser Technologie einen ähnlich grossen Schritt wie damals bei der Einführung der Niederflurzüge machen können.»
Zweite Chance für Ex-Frau von Vincenz
Und er äusserte sich zu Nadja Ceregato. Die Ex-Ehefrau des ehemaligen Raiffeisen-Präsidenten Pirmin Vincenz (65) arbeitet als Generalsekretärin für die Firma Aebi Schmidt, an der Spuhler beteiligt ist. Sie wurde wegen der Verletzung von Geschäftsgeheimnissen verurteilt. Sie hatte Vincenz interne Raiffeisen-Papiere zugespielt.
Spuhler sagt, er habe davon nichts gewusst. Bei Aebi Schmidt mache Ceregato «einen ausgezeichneten Job». Ausserdem: «Jeder hat eine zweite Chance verdient.» (sf)