«Vincenz war der Saubermann des Schweizer Bankings, der Star der Szene», mit diesem Satz versuchte Cornel Borbély am sechsten Prozesstag seinen Mandanten Andreas Etter zu entlasten. Sein Argument: Einen Starbanker besticht man nicht.
Ob dem wirklich so ist, das muss das Gericht im spektakulärsten Wirtschaftsprozess des Jahrzehnts erst noch entscheiden. Doch dürften diese Worte Balsam für das Ego von Pierin Vincenz (65) sein. Selbst wenn er sie nicht persönlich hören konnte, da er an den letzten beiden Prozesstagen durch Abwesenheit geglänzt hatte.
Aus der Öffentlichkeit verschwunden
Doch diese Woche ist der gefallene Starbanker wieder dabei, möglicherweise ist der Prozess am Dienstag bereits zu Ende. Dann nämlich, wenn es zeitlich dafür reicht, dass alle Angeklagten ihre Chance auf ein Schlusswort erhalten haben. Eine Chance, die Vincenz unbedingt nutzen sollte. Denn bislang war sein Auftritt eher durchzogen, er fiel durch Erinnerungslücken auf, zeigte wenig Einsicht und schon gar keine Reue. Mit einem überzeugenden Schlusswort könnte Vincenz beim Gericht durchaus noch punkten.
Seit seiner Verhaftung vor über vier Jahren ist der einst so gesellige Genossenschaftsbanker nur noch selten in der Öffentlichkeit gesichtet worden. Damit sich der Ex-Raiffeisen-Chef wieder vermehrt unters Volk mischen könnte, braucht es aber einen Freispruch ohne Wenn und Aber.
Kein Platz für Reue
«Ich fühle mich unschuldig. Ich habe nicht das Gefühl, ich hätte etwas Kriminelles unternommen», sagte Vincenz am ersten Prozesstag. Vielmehr zeichnete er von sich das Bild eines rastlosen Bank-Bosses, der Tag und Nacht im Dienste seiner Bank unterwegs war.
Für Reue ist da kein Platz. Nur wenn es Vincenz gelingt, sich vollständig zu rehabilitieren, hat er überhaupt eine Chance, wieder in die Mitte der Gesellschaft zurückzukehren.
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