Darum steht Pierin Vincenz vor Gericht
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Monster-Prozess in Zürich:Darum steht Pierin Vincenz vor Gericht

Vincenz-Prozess Tag 7
«Die Vorwürfe sind unerträglich»

Der Hauptangeklagte Pierin Vinzenz fehlt auch heute vor Gericht. Blick hält dich am Tag 7 des Prozesses im Live-Ticker auf dem Laufenden.
Publiziert: 08.03.2022 um 18:55 Uhr
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Aktualisiert: 09.03.2022 um 12:10 Uhr
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Pierin Vincenz verlässt nach Tag acht das Zürcher Volkshaus.
Foto: Philippe Rossier
Patrik Berger und Fabian Vogt

Nach dem unfreiwilligen Auswärtsspiel im nahen Zürcher Volkshaus fand die Fortsetzung des Wirtschaftsprozesses des Jahrzehnts wieder im heimischen Bezirksgericht statt. Allerdings ohne den Hauptangeklagten Pierin Vincenz (65), welcher der Verhandlung während der ersten fünf Tage jeweils gut gelaunt, konzentriert und mit dem obligaten Cola-Fläschli neben sich verfolgt hatte. Der ehemalige Raiffeisen-CEO blieb dem Tag 6 des Wirtschaftsprozesses fern. Wie auch sein Anwalt Lorenz Erni (71).

Die Begründung in schönstem Juristendeutsch: «Der Beschuldigte 1 ist heute und morgen nicht an der Verhandlung anwesend, weil seine Verteidigung aufgrund Terminkollisionen nicht dabei sein kann.»

Dabei ging es am Dienstag um einen fetten Brocken. Die grösste und teuerste aller Firmentransaktionen im Wirtschaftsprozess, der Fall Investnet, wurde verhandelt. Dieser Deal betrifft vor allem die Raiffeisen, die die KMU-Finanziererin Investnet mit einer Tochterfirma der Bank fusioniert hatte.

«Saubermann des Schweizer Finanzplatzes»

Auch hier sollen gemäss Staatsanwaltschaft die beiden Hauptangeklagten Vincenz und Beat Stocker (61) über eine Schattenbeteiligung vom Deal profitiert haben. Es geht um stolze 2,9 Millionen Franken, die Stocker seinem ehemaligen Kompagnon überwiesen haben soll. Für die Staatsanwaltschaft ist klar: Das ist Vincenz' Anteil am Investnet-Deal. Die Verteidigung sagt: Das war ein Darlehen für einen Hauskauf.

Die Anwälte von Andreas Etter (51) und Peter Wüst (68) widersprechen der Staatsanwaltschaft diametral. «Vincenz war der Saubermann des Schweizer Bankings», so Etters Anwalt. Er sei der Star der Szene gewesen, mit einem entsprechend hohen Salär. Da sei es absurd zu unterstellen, die persönlichen Pläne von Vincenz könnten darin bestanden haben, sich von einem kleinen Start-up wie Investnet, mit einem Umsatz von einer Million Franken, bestechen zu lassen. Etter habe keinen Grund gehabt, davon auszugehen, dass etwas faul sein könne.

«Seine Ehe ist zerbrochen»

Der Anwalt von Peter Wüst, der krankheitsbedingt abwesend war, klagt die Staatsanwaltschaft an: «Bis zur Verhaftung 2018 ging es meinem Mandanten gut. Die Verhaftung und die Untersuchungshaft haben ihn danach stark belastet.» Er habe Depressionen bekommen. «Sein Lebenswerk wurde zerstört. Sein Gesundheitsszustand verschlechterte sich zunehmend, bis zur heute bekannten irreversiblen Krankheit. Er musste in ein betreutes Wohnheim umziehen, seine Ehe ist zerbrochen. Er konnte nicht einmal ein Bankkonto eröffnen», sagt der Anwalt. Er bringt es auf den Punkt: «Die letzten vier Jahre haben das Leben meines Mandanten nachhaltig zerstört.»

Am Mittwoch geht der Prozess weiter. Dann wieder im Zürcher Volkshaus. Vincenz und Stocker müssen sich wegen gewerbsmässigem Betrug, Urkundenfälschung, unlauterem Wettbewerb und Veruntreuung vor Gericht verantworten. Es droht ihnen eine Strafe von 6 Jahren Gefängnis. Es gilt für alle Beteiligten die Unschuldsvermutung.

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