Tag 6 im Monster-Prozess
«Vincenz war der Star der Banker-Szene»

Am Dienstag stehen Ex-Banker Pierin Vincenz und seine Mitangeklagten erneut vor den Schranken des Gerichts. Der Wirtschaftsprozess des Jahrzehnts biegt auf die Zielgerade ein, allerdings ist noch offen, wann das Urteil kommt.
Publiziert: 08.03.2022 um 00:28 Uhr
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Aktualisiert: 08.03.2022 um 16:21 Uhr
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Der sechste Tag des Vincenz-Prozesses findet am Dienstag ausnahmsweise tatsächlich im Gebäude des Bezirksgerichts Zürich statt, ...
Foto: Philippe Rossier

Der Prozess gegen den gefallenen Starbanker Pierin Vincenz (65) geht in die heisse Phase. Von den meisten unbemerkt, jährte sich die Verhaftung der beiden Hauptangeklagten Vincenz und Beat Stocker (61) am 27. Februar bereits zum vierten Mal. Danach verbrachten die beiden ehemaligen Geschäftspartner 106 Tage in Untersuchungshaft, Stocker gemäss Anklageschrift sogar 20 Minuten mehr als Vincenz.

Doch bei aller Detailliertheit der Anklage ist mehr denn je offen, wer als Sieger aus dem Prozess hervorgehen wird – und vor allem wann. Am Dienstag steht der erste der vier für den März anberaumten Verhandlungstage auf dem Programm, am 23. ist endgültig Schluss. Klar ist nur: Ein Urteil wird es auch dann noch nicht geben. «Die Urteilseröffnung wird nicht schon am 23. März stattfinden», schreibt das Bezirksgericht Zürich auf Anfrage von Blick. «Der Termin dafür wird zeitnah kommuniziert.»

Starke Verteidigung

Die Zeit drängt: Der Fall Commtrain droht bereits Anfang April zu verjähren. Dabei versprechen sich einige Prozessbeobachter von der ersten der insgesamt vier von der Anklage vorgeworfenen «Schattenbeteiligungen» die grössten Chancen, dass es zu einer Verteilung kommen könnte.

Peter V. Kunz (57) allerdings schätzt die Möglichkeit dafür nicht allzu hoch ein: «Die Verteidigung hat sich bisher besser geschlagen, als ich anfänglich vermutet habe», so der Rechtsexperte. Wenn überhaupt, so sei mit bedingten Strafen zu rechnen. Dafür könnte es mit dem Urteil schnell gehen: «Ich wäre nicht überrascht, wenn die Gerichtsschreiber erste Entwürfe der Urteile – zumindest teilweise – bereits geschrieben haben», so Kunz.

Tausende Arbeitsstunden

Die Verhandlung am Dienstag findet ausnahmsweise im «Wohnzimmer» von Richter Sebastian Aeppli (63) statt, dem berühmt-berüchtigten Saal 31 im Parterre des altehrwürdigen Zürcher Bezirksgerichts. Im Zentrum stehen der Fall Investnet und die Verteidigung der beiden Mitangeklagten Peter Wüst (68) und Andreas Etter (51).

Noch bevor das Urteil verkündet wird, stehen die Anwälte als Sieger bereits fest. Sie werden gesalzene Honorarnoten abrechnen dürfen. Vincenz-Verteidiger Lorenz Erni (71) hatte zum Zeitpunkt seines Plädoyers bereits 1750 Stunden für den Ex-Banker aufgewendet. Das Team um Andreas Blattmann hat für die Verteidigung Stockers sogar an die 3500 Stunden gearbeitet. Damit ist die Arbeit aber noch lange nicht getan. Denn egal, wie das Gericht entscheiden wird, ein Weiterzug des Verfahrens an die nächsthöhere Instanz ist so gut wie sicher.

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