Auf einen Blick
Kurz vor Jahresende noch schnell freiwillig Geld in die eigene Pensionskasse (PK) einzahlen: Dazu raten viele Finanzratgeber. Erstens, um damit sofort Steuern zu sparen, denn der Betrag lässt sich voll vom steuerbaren Einkommen abziehen. Und zweitens, um damit die Frühpensionierung zu ermöglichen, denn jeder jetzt einbezahlte Franken dient später dazu, das Leben im Ruhestand zu geniessen.
«Das ist im Grundsatz richtig, aber trotzdem nicht für alle empfehlenswert», sagt Fritz Schiesser. Er ist Finanzplaner, Vorsorgeexperte und Ko-Autor des soeben komplett überarbeiteten Ratgeberbuchs «Frühpensionierung planen» aus der Beobachter-Edition. Ob Einkäufe in die PK eine lohnende Sache sind, hängt von zahlreichen Faktoren ab. «Nur wer all diese Punkte vertieft anschaut, profitiert wirklich von einer freiwilligen Einzahlung», so Schiesser.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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Wer seine finanzielle Vorsorge klug angehen will, vermeidet deshalb folgende sieben typische Fehler:
Fehler 1: Zu früh einzahlen
Es ist sinnvoll, schon früh zu sparen, um sich eine Frühpensionierung leisten zu können. Aber finanziell sind freiwillige Einkäufe in die PK umso lohnender, je kürzer vor der Pensionierung sie erfolgen.
Das liegt daran, dass der Steuerspareffekt nur einmal spielt: im Jahr der Einzahlung. Je länger es ab dann noch dauert, bis man das Geld (in Form einer höheren Rente) zurückerhält, umso stärker wird die Steuerersparnis «verwässert».
Darum gilt: Erst ab 50 Jahren, besser erst ab 55, lohnt sich ein PK-Einkauf. Wer vorher genug Geld auf der hohen Kante hat, legt es besser gewinnbringend privat an.
Fehler 2: Zu spät einzahlen
Am lohnendsten wäre deshalb ein Einkauf unmittelbar vor der (Früh-)Pensionierung. Das ist erlaubt, sofern man das PK-Geld ausschliesslich in Form einer monatlichen Rente erhält.
Wer aber erwägt, es ganz oder teilweise in Kapitalform zu beziehen, darf spätestens drei Jahre vor diesem Bezug letztmals freiwillig in die PK einzahlen. Missachtet man diese Frist, wird rückwirkend der Steuerabzug für den Einkauf gestrichen. Damit würde die ganze Übung zu einem Minusgeschäft.
Fehler 3: Alles auf einmal einzahlen
Wer sich mit grossen Beträgen in die PK einkaufen will, tut das besser auf mehrere Jahre verteilt. Der Grund dafür ist die Steuerprogression. In den meisten Kantonen und beim Bund steigt der Steuersatz, je höher das Einkommen ist. Geringe Einkommen werden verhältnismässig tief besteuert.
Es ergibt deshalb steuertechnisch keinen Sinn, mehr Geld in die PK einzuzahlen, als man verdient – selbst wer sein steuerbares Einkommen auf unter null drückt, erhält keine Steuern zurück.
Wer zum Beispiel 80’000 Franken verdient und 30’000 Franken in die PK einzahlen will, tut das besser auf drei Jahre verteilt als alles auf einmal: Die zusätzliche Steuerersparnis kann je nach Einkommen und je nach Steuersatz mehrere Tausend Franken ausmachen.
Fehler 4: In eine schlecht finanzierte PK einzahlen
Der sogenannte Deckungsgrad ist eine wichtige Grösse, um den Zustand einer PK zu beurteilen. Er zeigt an, zu wie viel Prozent die garantierten späteren Leistungen der PK finanziell gedeckt sind.
Wer in eine PK mit einem Deckungsgrad von weniger als 100 Prozent einzahlt, riskiert, dass sein Geld wegen einer nötigen Sanierung schlecht oder gar nicht verzinst wird.
Fehler 5: In eine PK mit geringem Zinssatz einzahlen
Freiwillige Einzahlungen in die PK zählen immer zum sogenannt überobligatorischen Teil. Und für den gibt es kaum gesetzliche Mindestvorgaben, auch nicht für die Verzinsung. Diese ist aber wichtig – je länger es noch dauert bis zur Pensionierung, umso mehr.
Erkundigen Sie sich deshalb, wie in den letzten Jahren das obligatorische und das überobligatorische Kapital verzinst wurden. Nur wenn auch das Überobligatorium mindestens so gut verzinst wurde wie der Rest, sollten Sie eine Einzahlung in Erwägung ziehen.
Fehler 6: Geld einzahlen, das anderswo besser rentiert
Wenn die 50’000 Franken, die Sie in die PK einzahlen möchten, auf einem Sparkonto liegen, das 0,2 Prozent Zinsen pro Jahr abwirft, dann kann der Einkauf sinnvoll sein. Wenn Sie diese 50’000 Franken aber in einen Aktienfonds investiert haben, der mit 6 Prozent rentiert, dann nicht: Selbst wenn Sie die Steuerersparnis einrechnen, fahren Sie schlechter.
Das hängt damit zusammen, dass Pensionskassen keine grossen Risiken eingehen dürfen, und das drückt auf die mögliche Rendite. Darum sollten Sie nur Geld einzahlen, das Sie nicht anderswo gewinnbringender investiert haben.
Fehler 7: Die Folgen nicht abklären
Was geschieht mit Ihrer freiwilligen Einzahlung, falls Sie vor dem Rentenalter sterben? Meist hängen die Renten für die Hinterlassenen vom versicherten Lohn ab und nicht vom vorhandenen Guthaben. Deshalb kommt es auf das Reglement der PK an, ob die Einkäufe zusätzlich ausbezahlt werden.
Im schlimmsten Fall bleibt das Geld in der Kasse. Fragen Sie Ihre PK, was mit dem Geld geschähe, wenn Sie sterben: Nur wenn es garantiert Ihren Erben und/oder Nachkommen zugutekommt, sollten Sie freiwillig einzahlen.