Auf einen Blick
Schon jetzt ist klar: Der Waldbrand am Rande von Los Angeles in Kalifornien dürfte als einer der grössten Feuerschäden in die Geschichte eingehen. Derzeit ist die Rede von einem Schaden im Umfang von 130 bis 150 Milliarden Dollar. Irgendjemand wird das bezahlen müssen.
Und so richtet sich der Blick auf die Versicherer – und in der Schweiz insbesondere auf Swiss Re und Zurich, die beide mit ihrem internationalen Geschäft potenziell betroffen sein könnten. Der Rest der Branche dürfte schadenfrei davonkommen. Baloise, Helvetia, Mobiliar, Vaudoise – sie alle sind nicht in den USA tätig.
Brandopfer sind kaum versichert
Gut für die Versicherer, weniger gut für die Schadensopfer: Nur ein kleiner Teil der Kosten dürfte überhaupt bei der Branche landen. Banken wie J. P. Morgan und Vontobel schätzen, dass von den bis zu 150 Milliarden Dollar Schaden nur gerade 10 bis 20 Milliarden versichert sind. Ähnlich die Einschätzung der Deutschen Bank, die die Schäden für Erst- und Rückversicherer als «manageable» bezeichnet.
Der Hintergrund: Grossfeuer sind in Kalifornien nichts Neues, daher haben viele Versicherer sich aus dem Policengeschäft zurückgezogen. Die Branche schiebt den Grund dafür auf die Regulierung des US-Bundesstaates, der mit einer Preisdeckelung versucht hat, die Prämien für Feuerpolicen zu begrenzen. Als Reaktion darauf hatte zum Beispiel der US-Versicherer State Farm angekündigt, den Versicherungsschutz für 72’000 Häuser in der Region nicht zu verlängern. Die Prämien würden nicht ausreichen, um die Schäden zu decken.
Die Folge: Viele Hauseigentümer wollen oder können die Prämien der alternativen, weniger regulierten Versicherer nicht mehr bezahlen. Oder Kunden landeten bei staatlichen Versicherungen, deren Deckung aber nicht ausreicht, die Schäden zu bezahlen. Viele Bewohner Kaliforniens sind daher gar nicht mehr versichert. Den grössten Schaden dürften also die Hauseigentümer und der kalifornische Staat tragen müssen.
Wer zahlt?
Und so stellt sich derzeit vor allem die Frage, wer die verbleibenden rund 20 Milliarden bezahlen muss. So heisst es beim Rückversicherer Swiss Re, es sei derzeit noch zu früh für Schätzungen, wie Sprecherin Charlotte Nelson auf Anfrage festhält. Als global tätiger Rückversicherer dürfte Swiss Re in der einen oder anderen Form vom Grossbrand betroffen sein.
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Direkt abschätzbar ist das aber nur dort, wo grosse Schäden von einzelnen Policen abgedeckt werden. In Kalifornien dagegen sind zahlreiche Einzelgrundstücke betroffen, die – sofern versichert – über viele verschiedene Versicherer laufen.
Zurich in den USA aktiv
Etwas anders die Lage bei der Zurich. Sie ist gleich doppelt in den USA tätig, einem traditionell wichtigen Markt für die Versicherung. Einerseits hat sie in den USA eigene Niederlassungen. Anderseits arbeitet die Zurich eng mit der genossenschaftlich organisierten Farmers-Gruppe zusammen.
Die direkte Zurich-Tochter dürfte nur am Rande betroffen sein. Grund dafür: Sie versichert vor allem Geschäftskunden, der Grossbrand jedoch wütete vor allem in Wohnvierteln.
Farmers besonders betroffen
Stärker unter dem Brand leiden dürfte Farmers. Die Bank Vontobel nennt Farmers in einer Einschätzung als zweitgrössten Versicherer in Kalifornien mit einem Marktanteil von gegen 8 Prozent.
Allerdings schlagen Grossschäden bei Farmers nicht direkt auf die Bilanz der Zurich durch. Das hat damit zu tun, wie das Geschäft aufgesetzt ist. Zurich ist als Dienstleister an den Umsätzen von Farmers beteiligt. Wächst Farmers, wächst auch das Geschäft der Zurich in Amerika. Gewinne und Verluste hingegen gehen direkt auf das Farmers-Buch. Wie die Swiss Re wollte auch die Zurich die Auswirkungen der Brände vorerst nicht kommentieren.
Investoren bleiben entspannt
Versicherungsinvestoren bleiben entsprechend entspannt: Die Aktie der Swiss Re hat seit Jahresanfang nur gut 2 Prozent verloren, ähnlich gut hält sich die Aktie der Zurich. Ganz anders dagegen ist die Lage der Menschen in Kalifornien: Mangels ausreichenden Versicherungsschutzes stehen viele von ihnen nun vor dem Nichts.