Auf einen Blick
- Autoversicherungsprämien steigen 2025 erneut. Versicherer begründen Erhöhung mit Inflation
- Experten zweifeln an Begründung, da Inflationsrate in der Schweiz niedrig bleibt
- Prämien könnten in Einzelfällen ohne Schadensfall 2025 um 15 Prozent steigen
Autofahrerinnen und Autofahrer konnten sich lange über sinkende Abgaben freuen. Die Versicherungsprämien sind heute deutlich tiefer als vor 20 Jahren. Nun scheint es, als ob die Versicherer wieder einen Spurenwechsel einläuten. Denn die Anbieter erhöhen fürs 2025 die Beiträge erneut.
Eine Analyse des Online-Vergleichsdienstes Comparis zeigt: 6 von 13 angefragten Versicherern kündigen eine allgemeine Prämienanpassung fürs nächste Jahr an. Bei 4 Anbietern sind individuelle Erhöhungen bei bestehenden Verträgen möglich. Betroffen ist also auch die Bestandskundschaft. Einzig der TCS sieht von Prämienerhöhungen für bestehende Kunden ab.
Inflation als Grund, aber ...
Die Versicherungen begründen den Prämienschock hauptsächlich mit der Inflation und den gestiegenen Kosten in der Schadensbearbeitung. Zudem gäbe es aufgrund von Umweltereignissen mehr Schadensfälle. Die Kosten für Ersatzteile und Reparaturen seien im Motorfahrzeugbereich heute deutlich teurer.
Die Anpassungen sorgen für Stirnrunzeln. Bereits 2024 waren die Prämien für Motorfahrzeugversicherungen 4,7 Prozent höher als im Vorjahr. «Die Begründungen der Versicherer werfen Fragen auf», sagt Comparis-Mobilitätsexperte Adi Kolecic. «Die Inflationsrate in der Schweiz lag im Oktober 2024 gegenüber dem Vorjahresmonat bei 0,6 Prozent. Das ist ein ähnliches Niveau wie 2021. Es stellt sich daher die Frage, ob die Versicherer die Teuerung als Vorwand nutzen, um nach Jahren sinkender Prämien die Preise wieder anzuheben.» Auch im November beträgt die Inflation lediglich 0,7 Prozent.
Ausmass noch unklar
Doch wie stark steigen die Prämien? Die Anbieter halten sich diesbezüglich noch bedeckt. Lediglich Simpego hat eine konkrete Erhöhung von durchschnittlich fünf Prozent kommuniziert. Für andere Versicherer liegen keine konkreten Zahlen vor. Gemäss Comparis könnten die Prämien aber in Einzelfällen ohne Schadensfall 2025 15 Prozent höher ausfallen als in diesem Jahr.
Ein Prämienschock wäre das definitiv. Darum ist es nicht überraschend, dass der Mobilitätsexperte zum Vergleich rät. «Kunden sollten sich nicht von allgemeinen Begründungen wie Inflation blenden lassen und Prämienerhöhungen wortlos akzeptieren», meint Kolecic.
Was viele Autobesitzende nicht wissen: Versicherte können den Vertrag nach einer Prämienerhöhung seitens Anbieter kündigen und zu einem günstigeren Versicherer wechseln – auch ausserhalb der regulären Kündigungsfristen. Vorausgesetzt, es handelt sich um eine allgemeine Prämienanpassung und nicht etwa um eine Erhöhung aufgrund eines Schadensfalls.