Blick bringt Licht ins Radio-Chaos
SRG macht Kampagne für UKW-Aus – dabei laufen die privaten Sender weiter

Der Bundesrat verlängerte die Frist für die UKW-Abschaltung im Jahr 2023 zum letzten Mal. Trotzdem sorgte in den letzten Wochen eine SRG-Kampagne für Verwirrung. Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.
Publiziert: 11:51 Uhr
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Aktualisiert: vor 22 Minuten
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UKW-Radio: Hält wohl länger, als gedacht.
Foto: Shutterstock

Auf einen Blick

  • Definitive UKW-Abschaltung erst Ende 2026
  • SRG-Sender laufen bereits ab nächstem Jahr nur noch auf DAB+
  • Private Sender aber weiterhin auf UKW verfügbar
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

Die Verbreitung der Radioprogramme sorgt momentan für Verwirrung. Die Ultrakurzwelle (UKW) wird per Ende 2026 eingestellt – DAB+ ist die Zukunft. Die SRG schaltet auf ihren Sendern aber bereits jetzt eine Kampagne, die den Eindruck erweckt, dass per 31. Dezember 2024 alle Schweizer Sender abgeschaltet werden: «UKW wird abgeschaltet. Prüfen Sie, ob ihr Radio DAB+ empfängt. Denn ohne DAB+ …» Der Spot endet in einem Rauschen.

Warum wirbt das öffentliche Medienhaus aber schon jetzt für den digitalen Übertragungsstandard? Die SRG-Radios schwenken bald schon auf Digital Audio Broadcasting – also DAB+ – um, während die privaten Sender abwarten. Durch die frühere Abschaltung der 850 UKW-Antennen spart die SRG laut eigenen Angaben 15 Millionen Franken pro Jahr. Die Privaten hoffen dabei auf steigende Hörerzahlen. Blick liefert die Übersicht zum Radio-Chaos.

War die Umstellung auf DAB+ nicht schon lange geplant?

Doch. Bereits im Oktober 2017 hat der Bundesrat über das Abschaltungsdatum des Ultrakurzwellen-Rundfunks debattiert. Seit daher wurde der Termin verschiedene Male verschoben und zwischendurch auf Ende 2022 festgelegt. Unter anderem dank Roger Schawinski (79) können wir aber auch heute noch auf den UKW-Frequenzen Radio hören. Er kämpfe jahrelang an vorderster Front gegen die Abschaltung. 2021 meinte er gegenüber Blick: «Das staatlich verordnete Abwürgen von UKW ist die komplett unsinnige Lösung für ein nicht existierendes Problem.»

Im selben Jahr zögerte seine erfolgreiche Petition mit über 60'000 Unterschriften den Entscheid weiter hinaus. Das damals auf Ende 2024 festgelegte UKW-Ende hat der Bundesrat dann im Oktober 2023 für ein letztes Mal um zwei Jahre verlängert. Radioprogramme können also noch bis Ende 2026 über UKW verbreitet werden.

Welche Sender stehen vor der UKW-Abschaltung?

Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft hat entschieden, ihre Radioprogramme bereits ab Anfang 2025 nicht mehr über UKW-Welle zu senden. Ganz konkret sind also folgende Sender betroffen: Radio SRF 1, Radio SRF 2 Kultur und Radio SRF 3. Alle anderen Programme der SRG sind schon jetzt nur via DAB+ erhältlich. Private Schweizer Radios wie Radio Energy, Radio 24 und Radio Bern1 sind bis Ende 2026 per UKW empfangbar.

Wie viele Haushalte und Autos haben kein DAB+?

Die Radionutzung findet heute überwiegend digital (DAB+ und Internet) statt. Im Frühjahr 2023 betrug der Anteil der digitalen Radionutzung 81 Prozent – die UKW-Nutzung hat sich auf 19 Prozent reduziert. Vor sieben Jahren betrug die UKW-Nutzung noch 43 Prozent. Ein Umschwung ist also definitiv zu sehen.

Bei den Autos sieht das noch etwas anders aus. Derzeit verfügen 2,6 der 4,6 Millionen Personenwagen in der Schweiz über einen DAB+-Empfang. Zwei Millionen Fahrzeuge können in wenigen Wochen also keine SRG-Sender mehr hören. Seit 2021 müssen alle Neuwagen mit DAB+ ausgestattet sein.

Empfängt mein Radio DAB+?

Hörerinnen und Hörer können relativ schnell überprüfen, ob ihr Radio über DAB+ laufen kann. Falls auf dem Radio-Display hinter dem Sendername ein «+» erscheint, so hörst du bereits DAB+. Steht irgendwo auf deinem Gerät die Abkürzung DAB+, so musst du lediglich von der UKW-Welle (FM) auf DAB+ umstellen.

Achtung: Der Hinweis «digitales Radio» reicht nicht aus, da sich dieser lediglich auf das digitale Display bezieht.

Wie kann ich mein UKW-Radio auf DAB+ nachrüsten?

Es gibt die Möglichkeit, das bestehende Radio auf DAB+ nachzurüsten. Dies geschieht mit Zusatzgeräten, die sich mit den UKW-Radios verbinden lassen. So müssen Hörerinnen kein komplett neues Radio kaufen. Gute Adapter und Kabel sind für unter 150 Franken erhältlich. Wenn Autofahrer beispielsweise aber bereits ein portables Navi installiert haben, könnte der Kabelsalat etwas unpraktisch werden.

Nachrüster bieten aber auch komplett neue DAB+-Radios ab 200 Franken an. Inklusive Einbau resultieren dabei aber schnell einmal Kosten über 500 Franken. Wer es also von Anfang an professionell haben will, muss einiges mehr investieren: Bei den grossen Herstellern kosten fachmännische Umrüstungen 400 bis über 1000 Franken.

Wie gut ist die DAB+-Abdeckung in der Schweiz?

Der Bundesrat hat mitgeteilt, dass es Orte in der Schweiz gibt, an denen es keinen oder kaum DAB+-Empfang gibt. Es sind allerdings nur sehr wenige. Die Betreiber der Funknetze stellen auf ihren Websites Versorgungskarten zur Verfügung. Auf denen ist die Abdeckung der einzelnen Radioprogramme ersichtlich. Für die SRG-Sender in der Deutschschweiz findest du die Karte online, für das Netz der privaten Sender ist Swissmediacast verantwortlich.

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