Verhaftete Topmanager und Millionen leerstehende Wohnungen
Grösstem Immobilienkonzern der Welt droht der Kollaps

Abgesagte Krisenmeetings und verhaftete Topmanager: Beim grössten Immobilienunternehmen der Welt droht trotz Staatshilfe der Kollaps.
Publiziert: 26.09.2023 um 10:38 Uhr
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Aktualisiert: 31.10.2023 um 13:03 Uhr
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Eine China-Karte am Evergrande City Plaza in Peking: Der Immobilien-Gigant hat immer noch Probleme.
Foto: keystone-sda.ch
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

In China stehen laut dem nationalen Statistikbüro aktuell 648 Millionen Quadratmeter Wohnfläche leer. Bei 90 Quadratmetern Wohnfläche wären das 7,2 Millionen Wohnungen. Manche chinesische Analytiker haben die Leerwohnungszahl aber auf 65 Millionen Einheiten beziffert. Darin liesse sich die gesamte Schweizer Bevölkerung über neun Mal unterbringen.

Die Zahl steht symbolisch für das gigantische Missmanagement im chinesischen Immobiliensektor.

Dessen grösstes Aushängeschild ist China Evergrande. Die einst wertvollste Immobiliengesellschaft der Welt stand 2021 wegen riesiger Überschuldung und einem Aktienwertabsturz um 98 Prozent bereits vor dem Konkurs, wurde aber vom Staat gestützt. Evergrande startete eine Umstrukturierung und nahm vor einem Monat den Börsenhandel wieder auf.

Evergrande vor dem endgültigen Kollaps

Doch die Probleme sind geblieben. Ein Termin mit Gläubigern, der diese Woche stattfinden sollte, wurde kurzfristig abgesagt, wie die «South China Morning Post» berichtet. Man müsse den Umstrukturierungsplan überarbeiten, heisst es von Evergrande.

Dazu läuft offenbar der Verkauf von neuem Wohneigentum weiterhin schlecht. Das Unternehmen verschob auch eine geplante Umstrukturierung von Anleiheschulden gegenüber ausländischen Gläubigern in Höhe von umgerechnet rund 27 Milliarden Franken. In einer Börsenmeldung vom Montag bestätigt Evergrande, dass die Tochtergesellschaft Hengda Real Estate keine neuen Obligationen ausstellen kann.

Damit nicht genug: Laut dem Wirtschaftsblatt «Caixin» haben die chinesischen Behörden den ehemaligen CEO von Evergraande Xia Haijun sowie den früheren CFO Pan Darong verhaftet. Die beiden traten letzten Sommer aus dem Management zurück, nachdem Banken Einlagen von umgerechnet rund 1,7 Milliarden Franken bei Tochtergesellschaften beschlagnahmt hatten. Dabei handelte es sich um Kredite, die die Tochtergesellschaften aufgenommen hatten, ohne dass dies in der Bilanz ausgewiesen wurde.

Es gibt eine Reihe weiterer Untersuchungen gegen das Unternehmen in China. In der Grossstadt Shenzhen wurden vergangene Woche Mitarbeiter der Tochtergesellschaft Evergrande Wealth Management festgenommen.

Immobilienmarkt weiterhin schwach

Evergrande hüllt sich in Schweigen. Neue Gläubigertermine sind nicht bekannt, die Verhaftung der Ex-Manager wurde nicht bestätigt. Auch hat Evergrande keine aktuellen Verkaufszahlen vorgelegt.

Aber die jüngsten Meldungen anderer verschuldeter Unternehmen deuten darauf hin, dass der chinesische Wohnungsmarkt in diesem Quartal weiter ins Stocken geraten ist. Die Umsätze der ebenfalls in Nöten stehenden Unternehmen Country Garden Holdings und Sunac China Holdings sind weiter gesunken. Und mit ihnen auch die Hoffnung der Gläubiger auf eine Rettung von Evergrande.

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