Doku lässt kein gutes Haar an Vail Resorts
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US-Skikonzern unter Beschuss
Wie Vail Resorts das Skifahren zerstört haben soll

Der US-Riese Vail Resorts steht erneut in der Kritik – und wie. Eine Reportage wirft dem Unternehmen vor, den Wintersport zu zerstören, indem es Skifahren unerschwinglich macht und Einheimische verdrängt. Vail Resorts hält dagegen.
Publiziert: 16.03.2025 um 20:38 Uhr
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Aktualisiert: 17.03.2025 um 11:00 Uhr
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Vail Resorts soll mit seinem Geschäftsmodell den Skisport zerstören, so der Vorwurf. (Bild: Vail Resorts, Colorado)
Foto: gettyimages

Darum gehts

  • Vail Resorts: heftige Kritik in den USA
  • Vorwürfe: Hohe Ticketpreise, lange Warteschlangen und Verdrängung von Einheimischen
  • Vail kontrolliert 39 Prozent des US-Skiindustrieumsatzes
  • Tageskarten kosten über 300 Dollar
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

In der Schweiz konnte der US-Riese Vail Resorts bis anhin punkten: Der weltweit grösste Skigebietsbetreiber bringt den Tourismus in Andermatt voran. Und in Crans-Montana war man nach der Vail-Übernahme der Bergbahnen erleichtert, einen zuverlässigen Partner am Berg zu haben – und den vorherigen Besitzer, den tschechischen Milliardär Radovan Vitek (54) los zu sein. 

In der Heimat wird die Kritik an Vail Resorts hingegen immer lauter. Zuletzt in einer Reportage, in der der Konzern praktisch als Totengräber des Wintersports bezeichnet wird. Ihr Name zu Deutsch: «Wie Vail Resorts das Skifahren zerstört».

Urheber ist die Non-Profit-Medienorganisation «More Perfect Union». Für die Produktion hat sie mit Einheimischen in von Vail betriebenen Resorts und mit Experten gesprochen. Die Vorwürfe: Familien könnten sich die Tageskarten für rund 300 Dollar nicht leisten. Die Skifans müssten sich mit langen Warteschlangen und überfüllten Pisten abfinden. Und die hohen Immobilienpreise und Mieten würden die Einheimischen aus den Resortgemeinden verdrängen. 

Vail Resorts geht auf Einkaufstour

Zwei Angestellte der Ski-Patrouille in Park City im Bundesstaat Utah erzählen, wie schwierig die Wohnungssuche geworden ist. Einer von ihnen ist Lou Chiapetta, der während der Wintersaison für ein kleines Zimmer über 600 Dollar pro Monat bezahlt. Damit hätte er noch Glück. «Andere teilen sich zu dritt ein Zimmer», erzählt er. In diesem Winter sah sich Vail im Resort Park City Mountain mit einem grossangelegten Streik von rund 200 Ski-Patrouilleuren konfrontiert. Die Löhne seien in Anbetracht der extrem hohen Lebenshaltungskosten zu niedrig, so die Kritik. 

Noch 1998 gab es in den USA 509 Skigebiete und Gäste profitierten vom grossen Wettbewerb um die tiefsten Preise. Die Ticketpreise lagen zwischen 35 und 60 Dollar. Doch ab 1996 startete Vail seine Expansion, wobei sich die Zukäufe von Skiresorts in den 2010er-Jahren massiv beschleunigten. Heute besitzt Vail in den USA 37 Skiresorts. Mit Vail und dem grossen Konkurrenten Alterra beherrsche ein Duopol den Skiresortmarkt, sagt Hal Singer, Ökonom an der Universität Utah in der Reportage. Er forscht in den Bereichen Kartellrecht und Konsumentenschutz.

Zwei Player generieren mehr als halben Branchenumsatz

Auf die beiden Megakonzerne Vail und Alterra entfällt gemäss Reportage die Hälfte des Umsatzes im US-Skiresortmarkt. Schätzungen des Marktforschungsunternehmens Ibisworld bestätigen dies. So soll Vail Resorts in den USA für knapp 39 Prozent des Umsatzes der Skiindustrie verantwortlich sein. Alterras Anteil wird auf gut 16 Prozent geschätzt. Das gibt den beiden Konzernen eine unglaubliche Preissetzungsmacht. Ein Tagespass im Park City Mountain Resort kostete 2011 noch rund 90 Dollar. Im aktuellen Winter sind es mehr als 300 Dollar. «Im Vail Ski Resort in Colorado kostete eine Tageskarte 2010 noch 100 Dollar. Heute sind es 329 Dollar», nennt Singer ein weiteres Beispiel.

Der grosse Gamechanger sei Vails Einführung der Saisonkarte Epic Pass im Jahr 2008 gewesen, der in allen Skiresorts des Konzerns gültig ist. Mit den Pässen kann Vail einen Grossteil des Umsatzes vor Saisonstart sichern. Ab da sind die Tagespreise explodiert. «Wenn man die Tagespreise erhöht, erscheint die Saisonkarte immer erschwinglicher», so Singer. Aber: Vail habe auch den Preis des Epic Pass seit 2010 um knapp 400 Dollar auf über 1000 Dollar erhöht. Die Abos haben noch einen weiteren Vorteil für Vail: Der Konzern betreibt in den Destinationen Hotels, Skischulen, Sportgeschäfte und weiteres Gewerbe. Kommen die Abobesitzer häufiger, klingeln auch dort die Kassen.

Das sagt Vail Resorts

Blick hat Vail Resorts mit der heftigen Kritik konfrontiert. Zum Duopol-Vorwurf verweist der Konzern darauf, dass es in den USA über 400 Skigebiete gebe, Vail also nur einen Bruchteil betreibe. Der Epic Pass habe die Branche «revolutioniert». Aber auch hier gebe es mehrere Konkurrenzprodukte. 

«Vor dem Epic Pass waren Skigebiete völlig vom Wetter abhängig – gute Schneejahre bedeuteten gute Geschäfte, schlechte Schneejahre schlechte Geschäfte», schreibt Medienchef John Plack. Und: «Der Epic Pass gab unseren Resorts, Gemeinden, Mitarbeitern und Gästen mehr Sicherheit. Wir wissen, dass Stabilität angesichts des Klimawandels entscheidend für das Überleben und Gedeihen der Skibranche ist – und der Epic Pass ermöglicht es uns, schwierige Wettersaisons mit minimalen Auswirkungen zu meistern.» 

Plack verweist auch auf die verschiedenen regionalen Optionen beim Saisonpass, die für Erwachsene zwischen 418 und 1051 US-Dollar kosten. Mit dem Epic Day Pass gebe es auf Tageskarten Rabatte von bis zu 65 Prozent. «Die Vorstellung, wir hätten den Zugang zu unseren Skigebieten teurer gemacht, stimmt nicht. Wir belohnen unsere treuen Skipassinhaber, die ihre Skitickets vor der Saison kaufen», so Plack. 75 Prozent der Gäste verfügen über ein Abo.

Investitionen ins Personal und höhere Gästezufriedenheit

Dank der stabilisierenden Wirkung der Abos auf den Umsatz habe man in den letzten zehn Jahren zudem über zwei Milliarden US-Dollar in die Resorts investieren können. Dadurch hätten sich die Wartezeiten an den Liften in den letzten drei Jahren verkürzt. «Durchschnittlich gab es in dieser Saison in unseren Skigebieten weniger als 3 Prozent der Zeit Warteschlangen von mehr als zehn Minuten an den Liften, einschliesslich Wochenenden und Feiertagen», so Plack. 

Die Investitionen ins Personal hätten zudem in den letzten Jahren zur höchsten Rücklaufquote der Saisonangestellten in der Konzerngeschichte geführt. So habe man 2022 in den US-Gebieten einen Mindestlohn von 20 Dollar pro Stunde eingeführt. Man investiere weiter in Löhne, Sozialleistungen und auch Personalwohnungen. 

Vail Resorts gab kürzlich bekannt, dass die Gästezufriedenheit in den Skiresorts im Vergleich zu den drei Vorjahren stark gestiegen sei. Ausnahme: Park City Mountain, wo die Gäste während des 13-tägigen Streiks oft vor stillstehenden Liftanlagen standen. Man habe den Gästen Gutschriften für ihren Epic Pass für die nächste Saison angeboten, so Plack. 

Für den laufenden Winter konnte Vail Resorts gemäss eigenen Angaben 2,3 Millionen Epic-Pässe verkaufen. Das sind zwei Prozent weniger als im Vorjahr. Dank Preiserhöhungen stieg der Umsatz jedoch um 4 Prozent, wie Vail Resorts im Dezember die Investoren informierte.

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