Die grosse UBS-Generalversammlung in Basel ist vorbei – nach fast 4,5 Stunden. Die Aktionäre sind ruhiggestellt, der Geschäftsbericht wurde mit 99 Prozent angenommen. Und CEO Sergio Ermotti (63) bekommt sein 14 Millionen-Salär bestätigt. Auch wenn die Aktionäre dem Vergütungsbericht «nur» mit 83,5 Prozent zugestimmt haben.
Für die CS- und UBS-Angestellten ist aber nach wie vor Zittern angesagt. Gleich fünf Entlassungswellen soll es dieses Jahr bei der Grossbank geben. Allein in der Schweiz müssen sich 3000 Mitarbeitende auf eine Kündigung gefasst machen. Im Juni solls mit der ersten Welle in diesem Jahr losgehen.
Personal ausgelaugt
«Ich schaue in viele müde Gesichter», sagte Friedrich Dumke, Präsident der Arbeitnehmervertretung der UBS, an der GV. Die letzten zwölf Monate seien für das Personal «sehr intensiv und arbeitsreich» gewesen. Die Anspannung und der Stress unter den Angestellten ist gross.
Davon geht auch die Arbeitnehmerorganisation Angestellte Schweiz aus: «Die Unsicherheit, ob es zu Kündigungen kommt und wen es trifft, ist psychisch äusserst belastend», sagt Manuela Donati, Kommunikationsbeauftragte von Angestellte Schweiz, gegenüber Blick. Zudem entfachen die geplanten Kündigungen einen Konkurrenzkampf unter den Mitarbeitenden. «Dass der bereits viel diskutierte und sehr umstrittene Lohn von Sergio Ermotti von einem Grossteil der Aktionärinnen und Aktionären gutgeheissen wurde, wird wohl die Stimmung auch nicht positiv beeinflussen», so Donati weiter.
Die Gewerkschaften schweigen. Der Schweizer Bankenpersonalverband (SBPV) wollte gegenüber Blick keine Stellung zur UBS nehmen – wegen «vertraulicher Gespräche», die aktuell laufen. Auch das ist ein Indiz, dass es wohl bald mit den Kündigungen losgeht. Die Unia verweist an ihre Schwester, den SPBV.
Fachkräftemangel als Chance
Nach einer Kündigung stehen die Karten nicht gerade gut für das Personal der neuen Superbank: Denn die ausgeschriebenen Stellen im Bankensektor erreichen ein neues Tief. Die Anzahl der ausgeschriebenen Jobs bei den zehn grössten Schweizer Banken sank um fast 18 Prozent auf 730. Das zeigt eine Analyse des Jobportals Indeed. Die besten Erfolgsaussichten dürften Stellensuchende wohl bei Raiffeisen haben – mit 200 Jobinseraten sucht sie am meisten Personal. Ansonsten hatte zuletzt nur Vontobel mehr Stellen ausgeschrieben als noch im Februar.
Donati von Angestellte Schweiz sieht aber auch Chancen für die Mitarbeitenden: «Heutzutage ist es üblich, dass Arbeitnehmende die Branche wechseln.» Auch Quereinsteiger seien aufgrund des Fachkräftemangels immer stärker gefragt. «Das erfordert eine gewisse mentale Offenheit und Beweglichkeit von den Arbeitnehmenden – das kann eine Herausforderung sein und ist nicht selbstverständlich.»