Sind ausgerechnet menschliche Exkremente die Lösung für sauberes Fliegen?
Könnte durchaus sein! Das Unternehmen Firefly aus Bristol (GB) hat kürzlich ein Verfahren zur Herstellung von nachhaltigem Flugbenzin (SAF, für «sustainable aviation fuel») aus menschlichen Ausscheidungen entwickelt.
Nun hat die stark wachsende ungarische Fluggesellschaft Wizz Air – die unter anderem Basel mit mehreren europäischen Zielen verbindet – angekündigt, dass sie in Firefly investiert. Sie wird das Startup mit 5 Millionen Pfund unterstützen und will ab 2028 mindestens 525'000 Tonnen des «Exkrement-Sprits» auf ihren Flügen verwenden.
So funktioniert es
Firefly hat ein Verfahren perfektioniert, bei dem Klärschlamm aus Kläranlagen entnommen und einer hydrothermalen Verflüssigung (HTL) unterzogen wird. Das spaltet den Schlamm in zwei Materialien: Ein Bio-Rohöl, das sich zu Düsentreibstoff raffinieren lässt, sowie ein Biokohlepulver, das als Düngemittel für die Landwirtschaft verwendet werden kann.
Eine Lebenszyklusanalyse ergab, dass der Kraftstoff von Firefly rund 90 Prozent weniger Emissionen verursacht als herkömmlicher Düsenkraftstoff. Allerdings ist dieser für den Einsatz im Luftverkehr noch nicht zertifiziert. Das Verfahren dafür läuft aktuell.
Gibt es genügend Klärschlamm?
Dem «Exkrement-Sprit» attestieren Fachleute durchaus gute Chancen. Der Prozess sei gut erprobt, die Rohstoffe relativ günstig und in ausreichender Menge vorhanden. Dass diese Art Treibstoff zu billigen Wortspielen gereicht, dürfte auch kein Problem sein.
Ein im «Stern» zitierter Luftfahrtexperte glaubt allerdings, dass die Zertifizierung noch in weiter Ferne liegt. Weil Klärschlamm oft mit Schwermetallen und anderen Stoffen wie Phosphor belastet sei, die zuerst abgeschieden werden müssten.
Dazu stellt sich die Frage, ob es genügend Klärschlamm hat. Europa produziert davon jährlich rund 3 Millionen Tonnen: Daraus liessen sich bei maximaler Nutzung rund 300'000 Tonnen Flugzeug-Treibstoff herstellen. Laut Daten der Internationalen Energieagentur (IEA) lag der weltweite Flugkraftstoffverbrauch im Jahr 2019 bei rund 300 Millionen Tonnen.
Die Luftfahrt steht also vor einer grossen Herausforderung, um die Schadstoffemissionen trotz wachsender Nachfrage in den kommenden Jahren drastisch zu senken. Die Swiss setzt ihrerseits beim SAF bislang auf Solartreibstoff und CO2-Filteranlagen.