Aufpreis mit Green-Tarif
Nur 3 von 100 Passagieren bezahlen mehr fürs Klima

Klima ist ein wichtiges Thema. Bei den Swiss-Passagieren ist aber kaum jemand bereit, für die Nachhaltigkeit mehr zu bezahlen. Der Green-Tarif kann nur direkt bei der Swiss gebucht werden.
Publiziert: 24.05.2023 um 13:25 Uhr
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Seit Ende der Pandemie verreisen die Schweizerinnen und Schweizer wieder mehr – auch mit dem Flugi.
Foto: Sven Thomann
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Seit vergangenem August kann man bei der Swiss einen Green-Tarif buchen. Für einen Aufpreis kann man «Economy Green» oder «Business Green» fliegen – und dabei das Klima etwas schonen. Seit Februar lässt sich der Tarif für Ziele in ganz Europa buchen.

Bei Economy belaufen sich die Mehrkosten gegenüber dem «Economy Classic»-Tarif für Hin- und Rückflug auf 40 bis 50 Franken, wie eine Abfrage verschiedener Europaflüge in den kommenden Wochen zeigt. Ein Beispiel: Für einen Flug von Zürich nach Berlin Ende Mai zahlt man mit dem Green-Tarif 20 Franken mehr als beim Economy-Classic-Flug. Die Differenz gegenüber dem «Economy Light»-Tarif ist noch grösser, dagegen ist der «Economy Flex»-Tarif teurer als der Green-Tarif. In der Business-Klasse beträgt der Aufpreis in der Regel 50 Franken.

Nur ein Bruchteil leistet sich Aufpreis

Das scheint den meisten Flugreisenden bereits zu viel zu sein: «Insgesamt sind rund 3 von 100 Fluggästen gewillt, einen Klimaschutzbeitrag zu leisten», schreibt eine Sprecherin der Swiss gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Die Zahlen für den Green-Tarif liegen noch tiefer. Denn zu den 3 Prozent gehören auch Personen, die andernorts im Buchungsprozess freiwillig einzeln für nachhaltigen Treibstoff oder Klimaschutzprojekte einzahlen.

Die Flugscham existiert zwar noch: «Man gönnt sich weiterhin Flugreisen – aber mit schlechtem Gewissen», sagte Florian Eggli (45), Dozent für Tourismus an der Hochschule Luzern (HSLU), letztens zu Blick. Zusätzlich Geld auszugeben für das Klima, scheint aber für die wenigsten eine Option zu sein.

Ein Problem: Bucht man über ein Reiseportal oder -büro, wird der Green-Tarif gar nicht erst angeboten. Bei Buchungen direkt auf der Swiss-Website wählt immerhin jeder zehnte den Green-Tarif – und leistet damit einen Beitrag zur Nachhaltigkeit.

Ökotreibstoff und Klimaschutz-Projekte

Aber was passiert eigentlich, wenn man den Green-Tarif bucht? Mit dem Grossteil der Einnahmen – 80 Prozent – werden Klimaschutz-Projekte finanziert. Dadurch sollen CO2-Emissionen kompensiert werden.

Der übrige Fünftel der Einnahmen fliesst in nachhaltigen Flugtreibstoff: «Sustainable Aviation Fuel», kurz SAF. Bei diesem sind die Emissionen bis zu 80 Prozent tiefer als bei herkömmlichem Kerosin. Da SAF aber knapper als Kerosin ist, ist der Treibstoff auch deutlich teurer. In der Schweiz fehlt zudem eine Lieferkette für den Ökotreibstoff, heisst es im Bericht. «Aus beiden Gründen betanken wir SAF daher in Wien und Frankfurt», erklärt die Swiss-Sprecherin.

Ein Flugzeug, das in Zürich abhebt, stösst also immer gleich viel CO2 aus – Green-Tarif hin oder her. Leisten sich aber mehr Flugreisende den Green-Tarif, wird dafür in einem anderen Flug der Swiss ab Wien oder Frankfurt mehr Ökotreibstoff getankt.

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