Darum gehts
- Schweizer geben 2,6 Milliarden Franken für Onlineshopping im Ausland aus
- Digitec Galaxus wächst stark, Fashion-Bereich leidet unter ausländischer Konkurrenz
- Onlinehandel erreicht insgesamt 14,9 Milliarden Franken, 3,5 Prozent mehr
Für nicht weniger als 2,6 Milliarden Franken haben Schweizerinnen und Schweizer im letzten Jahr online im Ausland geshoppt. Das ist fast ein Fünftel mehr als im Vorjahr, wie eben veröffentlichte Zahlen des Handelsverbands Swiss zeigen. Bereits im Vorjahr legte der Online-Umsatz im Ausland um 10 Prozent zu. Der Grund: Kleinpakete aus Asien.
15 Millionen Pakete haben die chinesischen Onlineriesen Temu und Shein letztes Jahr in die Schweiz geschickt, zeigen Schätzungen – 5 Millionen mehr als im Vorjahr. Temu und Shein sollen in der Schweiz damit 2024 einen Umsatz von 900 Millionen Franken gemacht haben. «Eine knappe Milliarde Umsatz wird damit aus der Schweiz rausgezogen», sagt Bernhard Egger (56), Geschäftsführer beim Handelsverband Swiss, an der Medienkonferenz.
Für den Schweizer Handel stelle die Nichteinhaltung der Schweizer Gesetzgebung durch diese Plattformen ein Problem dar. Dabei missachte die ausländische Konkurrenz zum Teil das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) sowie die Produkthaftpflicht. Zudem würden die Konzerne keine vorgezogene Recyclinggebühr auf Elektronikartikel zahlen, wie das in der Schweiz üblich ist.
Der Handelsverband wird deshalb einen Brief an den Bundesrat schicken – und verlangt Antworten. «Das ist nicht Wish. Temu und Shein sind gekommen, um zu bleiben», argumentiert Egger. Man scheue den Wettbewerb nicht – doch dieser müsse fair sein.
Migros-Tochter als grosse Gewinnerin
Doch die Schweizerinnen und Schweizer geben das grosse Geld nach wie vor auf inländischen Websites aus: Der Umsatz ist mit 12,3 Milliarden Franken stabil geblieben. Hierzulande ist vor allem Digitec Galaxus deutlich gewachsen – er verzeichnet ein Plus von 18 Prozent. Dabei habe der Migros-Onlineriese vom Aus von Coop-Tochter Microspot profitiert.
Insgesamt haben die Schweizer letztes Jahr 14,9 Milliarden Franken online ausgegeben, 3,5 Prozent mehr als im letzten Jahr. Am meisten gewachsen ist dabei der Food-Bereich. Vor allem Getränke oder Wein kaufen Kundinnen und Kunden immer öfter auch mal online. Der Heimelektronikmarkt konnte sich nach einem schwierigen Vorjahr stabil halten.
Am meisten gelitten hat letztes Jahr der Modebereich: Bereits zum zweiten Mal in Folge verzeichnet die Branche ein Minus von 7 Prozent. Insbesondere Kleider kaufen Konsumenten immer öfter bei ausländischen Fast-Fashion-Produzenten wie Shein, die ihre Mode günstiger anbieten als Schweizer Händler.
Ohne stationären Handel geht es nicht
Dabei kaufen Herr und Frau Schweizer am liebsten hybrid ein – also mal online, mal physisch im Laden. Das ist bei den meisten Produkten der Fall, wie bei Heimelektronik, Möbel oder Schuhen. Nur bei Brillen setzen die Käufer zum Grossteil auf den stationären Handel.
2025 soll der Umsatz im Onlinehandel nochmals um 4 bis 7 Prozent steigen. Die Studienautoren rechnen damit, dass die Konsumenten wieder mehr in Kauflaune kommen. Dabei wird Social Commerce gerade bei der jüngeren Zielgruppe immer beliebter – also der direkte Verkauf auf Sozialen Medien. Neben dem Handelsverband Swiss waren auch Niq, GfK und die Schweizerische Post an der Studie beteiligt.