Die Liste der mysteriösen Anbieter
Achtung vor diesen Schweizer Fake-Shops!

Zwei Schweizer Unternehmer stehen hinter zahlreichen Onlineshops, die zu vermeintlichen Tiefpreisen Billigstware aus China vertickern. Fliegt die Masche auf, wechseln sie den Namen des Unternehmens oder der Website. Die beiden sind keine Einzelfälle.
Publiziert: 10.12.2024 um 00:10 Uhr
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Aktualisiert: 10.12.2024 um 14:40 Uhr
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Vorsicht bei Dropshipping-Anbietern: Ist wirklich drin, was du dir gewünscht hast?
Foto: MediaModifier

Auf einen Blick

  • Schweizer kaufen aus Unachtsamkeit auf dubiosen Websites ein
  • Hinter diesen Fake-Shops stecken oft Briefkastenfirmen mit Sitz in der Schweiz
  • Immer prüfen, wer hinter einem unbekannten Onlineshop steht
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

In der Vorweihnachtszeit hat Onlineshopping Hochkonjunktur. Gerade im Päcklistress und bei der Schnäppchenjagd im Internet bleibt oft die nötige Vorsicht auf der Strecke. Dubiose Onlineshops, die mit Schweizer Herkunft werben, machen mit der Unachtsamkeit der Konsumentinnen und Konsumenten kräftig Kasse.

Blick hat Webshops aufgestöbert, die allesamt auch auf der schwarzen Liste des Konsumentenschutzes stehen. Dazu gehören: trend-box.ch, chiccasa.ch, luminabeauty.ch, baby-paradies.ch, pfotenland.ch, reise-welt.ch, autoprinz.ch, stellabrillantejewellery.ch oder cozyandcasa.com. Sie werben mit schönen Produktbildern, einwandfreiem Verkaufsdeutsch, .ch-Domain. Wer dort bestellt, erhält aber minderwertige Ware – die man selber und günstiger in China hätte bestellen können.

Wer steckt hinter solchen Webshops? Bei den Genannten ist es die Firma Vendora LLC mit Sitz in Dover im US-Bundesstaat Delaware. Kurzer Blick-Check: Eine klassische Briefkastenfirma. Online lässt sich an der genannten Adresse ein Firmensitz für wenig Geld mieten. Ein genauerer Blick in die AGB zeigt jedoch bald: Hinter der Vendora LLC steckt die Firma BGF Investment GmbH mit Sitz in Fehraltorf ZH. Diese machte zu Jahresbeginn in der SRF-Sendung «Espresso» Schlagzeilen durch den Verkauf von «China-Schrott». Die Trustpilot-Bewertungen der von dieser Firma betriebenen Websites: unterirdisch schlecht.

Neue Firma, gleiche Websites

Doch es zeigt sich: Die Betreiber geschäften trotz Kritik munter weiter. Nun eben unter dem Namen Vendora. Der Name BGF Investment wurde im Impressum ersetzt. In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) jedoch nicht. Als Gerichtsstand gilt der Bezirkshauptort Pfäffikon ZH. Blick versucht, die Personen hinter der BGF Investment zu kontaktieren und kann mit L. G.* am Telefon sprechen. 

So kaufst du deine Geschenke sicher im Internet
  • Verifiziere vor dem Kauf, wo der Webshop beheimatet ist. Du findest die Angaben unter «Impressum», «Über uns» oder «Kontakt»
  • Prüfe auf der Website des Shops auch, ob es auch eine Schweizer Telefonnummer zum Nachfassen gibt
  • Kaufe nur bei vertrauten Onlineshops ein und prüfe, dass die URL korrekt ist – Betrüger machen sich Tippfehler gerne zunutze!
  • Ist das Angebot «zu gut, um wahr zu sein»? Dann ist erhöhte Vorsicht geboten
  • Lies die AGB vor dem Kauf durch, insbesondere hinsichtlich Rückgaberecht, Widerrufsmöglichkeiten, Lieferfristen und versteckten Kosten
  • Bestelle wenn möglich auf Rechnung statt über Vorausbezahlung
  • Vorsicht beim Anklicken von Links in E-Mails oder Kurznachrichten, sowie beim Ausfüllen von Onlineformularen und Gewinnspielen
  • Schau auf Bewertungswebseiten wie Trustpilot nach, wie andere Nutzer die Plattform beurteilen oder welche Erfahrungen sie damit gemacht haben
  • Informiere Dich über Risiken auf iBarry, der Schweizer Plattform für Internetsicherheit
  • Verifiziere vor dem Kauf, wo der Webshop beheimatet ist. Du findest die Angaben unter «Impressum», «Über uns» oder «Kontakt»
  • Prüfe auf der Website des Shops auch, ob es auch eine Schweizer Telefonnummer zum Nachfassen gibt
  • Kaufe nur bei vertrauten Onlineshops ein und prüfe, dass die URL korrekt ist – Betrüger machen sich Tippfehler gerne zunutze!
  • Ist das Angebot «zu gut, um wahr zu sein»? Dann ist erhöhte Vorsicht geboten
  • Lies die AGB vor dem Kauf durch, insbesondere hinsichtlich Rückgaberecht, Widerrufsmöglichkeiten, Lieferfristen und versteckten Kosten
  • Bestelle wenn möglich auf Rechnung statt über Vorausbezahlung
  • Vorsicht beim Anklicken von Links in E-Mails oder Kurznachrichten, sowie beim Ausfüllen von Onlineformularen und Gewinnspielen
  • Schau auf Bewertungswebseiten wie Trustpilot nach, wie andere Nutzer die Plattform beurteilen oder welche Erfahrungen sie damit gemacht haben
  • Informiere Dich über Risiken auf iBarry, der Schweizer Plattform für Internetsicherheit

Dieser erklärt, dass die BGF Konkurs angemeldet habe und er «nicht mehr im Dropshipping aktiv» sei. Dropshipping ist eine Form des Handels, bei der ein Händler Ware vom Lieferanten erwirbt und sie an Kunden weiterverkauft, ohne physischen Kontakt mit der Ware zu haben. Tatsächlich: Am 2. Dezember findet sich im Handelsamtsblatt eine «vorläufige Konkursanzeige». Bei den oben genannten Websites steht seit jenem Tag «Betrieb eingestellt», einige Websites sind ganz verschwunden.

Doch L. G. ist immer noch im Onlinehandel: Er hat mit seinem Geschäftspartner C. B.* am 7. Oktober 2024 eine neue Firma mit dem Namen Czarina GmbH gegründet, mit Sitz in Effretikon ZH. Die Firmenadresse ist laut Blick-Recherchen identisch mit der Wohnadresse von B.

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Neues Geschäftsmodell mit Wohnung als Lager

Die Firma Czarina verfolge laut G. ein anderes Geschäftsmodell: Bei dieser sei die Ware auf Lager und komme innert 1–3 Tagen – und nicht aus China. Ein Lager in einer Wohnung? Blick findet die Website czarina-jewellery.com, hinter der die Czarina GmbH steckt. Auch deren Adresse führt nach Effretikon: Zur Wohnadresse von G. Die Website sieht allerdings unfertig aus. Als Blick G. nachfragt, weshalb bei der im Oktober gegründeten Website von Czarina Jewellery bereits fünf Monate alte Kundenrezensionen zu finden sind, bleibt eine Antwort aus. Kurz darauf sind die Rezensionen verschwunden.

Dazu kommt, dass Czarina nicht nur im Schmuckgeschäft aktiv ist. Die Website ufoot.ch, wo Schuheinlagen oder Fusspflegeprodukte günstig im Angebot sind, nennt als Betreiberin die Czarina GmbH. Das Lager in der Blockhauswohnung in Effretikon müsste also nicht nur für Schmuck, sondern auch für Fusspflege reichen.

Dropshipping ist einfach

Der Verdacht liegt nahe, dass die wieder ins mediale Fadenkreuz geratenen Websites verschwinden und für neue Unternehmungen Platz machen. Schriftliche Fragen zu den Konkursgründen, zur Verwendung der US-Briefkastenfirma oder den schlechten Trustpilot-Bewertungen beantwortet G. nicht mehr. Die BGF Investment findet sich aber in den AGB weiterer Firmen. Beispielsweise bei Pyros Media aus Neuenburg, die unter anderem die Website zenbodyshop.ch betreibt. Oder bei der inzwischen offline genommenen Website swissgadgetshub.ch.

Vielleicht wurden die AGB kopiert. Denn G. und B. sind bei Weitem keine Einzelfälle: In der Schweiz sind viele Privatpersonen als Dropshipper aktiv. Warum auch nicht? Dropshipping ist in der Schweiz legal. Und simpel: Eine gute Website, etwas Werbung in sozialen Medien, aber keine Lagerkosten und ein Angebot, das sich schnell ändern lässt. Kundensupport? Bei vielen Dropshippern nur vordergründig angeboten. Geld zurück gibt es praktisch nie, für Retouren werden Umtriebsentschädigungen verlangt.

Die Betreiber bewegen sich trotz ausgeklügelter AGB hart am Rande der Legalität. Justiziabel sind aber nur Verstösse gegen das Bundesgesetz gegen unlauteren Wettbewerb. Etwa, wenn ein «Schweizer Produkt» beworben wird, das sich dann als chinesisches Billigprodukt entpuppt. Zu Anzeigen kommt es wegen des geringen Warenwerts fast nie.

* Name der Redaktion bekannt
 

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