Ukrainische Geschäftsfrau sucht am WEF Investoren
«Viele Geldgeber zögern, wollen auf einen Waffenstillstand warten»

Die ukrainische Wirtschaftsexpertin Anna Derevyanko kämpft in Davos für Investitionen. Trotz Kriegsmüdigkeit und Arbeitskräftemangel sieht sie Hoffnung für die Ukraine.
Publiziert: 21.01.2025 um 20:40 Uhr
|
Aktualisiert: 21.01.2025 um 22:20 Uhr
1/5
Das House of Ukraine in Davos.
Foto: Philippe Rossier

Auf einen Blick

  • Ukraine-Wirtschaft: Investoren zögern, Reformen trotz Krieg, grosser Arbeitskräftemangel
  • Lohngetriebene Inflation verteuert das Leben für alle Ukrainer
  • 40 Prozent der Waffen stammen inzwischen aus ukrainischer Eigenproduktion
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_928.JPG
Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Für viele im Ukraine-House ist der Aufenthalt in Davos GR wie eine Erholung vom Leben mit dem Krieg in der Ukraine. Endlich keine Bomben- und Raketeneinschläge mehr, wieder mal ein paar Nächte durchschlafen. Das gilt für Anna Derevyanko (48) nur bedingt. Die Direktorin der European Business Community (Ukraine) ist dauernd auf Achse, reist zwischen europäischen Ländern und der Ukraine hin und her. 

Ihre Mission: Investoren für die ukrainische Wirtschaft aufzutreiben. Das Problem: «Viele Investoren und Geldgeber zögern, wollen erst nach einem Waffenstillstand wieder in Geld in die Ukraine bringen.» Der Waffenstillstand: Er spaltet die ukrainische Bevölkerung: «Viele sind nach drei Jahren Krieg entkräftet und müde, sind bereit auch einen hohen Preis für das Schweigen der Waffen bezahlen», so Derevyanko. Andere wollten dagegen weiter kämpfen.

Immerhin: Die ukrainische Wirtschaft stehe gar nicht so schlecht da, wie man meinen könnten, sagt die Geschäftsfrau. Das habe auch damit zu tun, dass die Regierung trotz des Krieges einige notwendige Reformen angestossen habe. Das grösste Problem: «Den Firmen gehen die Arbeitskräfte aus.» Der Hauptgrund: Die Armee braucht immer mehr Leute. Oder wie es Derevyanko ausdrückt: «Der Bedarf der Armee nach neuen Soldaten nimmt nicht ab.» 

Schwierige Flüchtlingsfrage

Immer schwingt in ihren Aussagen Hoffnung mit, sie versucht, die Dinge nicht ganz so schwarzzumalen wie sie sind. «Wer gut ist in seinem Job, kann in der Ukraine viel Geld verdienen. Mehr als in anderen europäischen Ländern.» Die Kehrseite: Die lohngetriebene Inflation verteuert das Leben für alle im Land. 

Besonders stolz ist sie darauf, dass inzwischen 40 Prozent der Waffen aus Eigenproduktion stammen: «Wir mussten etwas unternehmen, da die internationalen Waffenlieferungen immer viel zu zögerlich ankamen.» 

Wünschte sie sich, dass mehr Flüchtlinge in die Ukraine zurückkehren? Sie weicht etwas aus: «Klar, für die Ukraine wäre es besser, viele kämen zurück.» Allerdings weiss sie auch, bevor es nicht zu einem Waffenstillstand, ist die Angst vieler zu gross, um heimzukehren. Dafür habe sie auch Verständnis.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.