Es schien, als sei der Deal in trockenen Tüchern. Ende April kündigte Tech-Milliardär Elon Musk (50) an, Twitter definitiv zu kaufen. Nun beisst er sich an dem Vorwurf fest, dass der Online-Dienst zu niedrige Zahlen von Fake-Accounts angebe.
Der Deal könne nicht weitergehen, bis Twitter-Chef Parag Agrawal beweise, dass solche Profile tatsächlich weniger als fünf Prozent der Nutzer-Basis ausmachten, schrieb Musk auf Twitter. Die böse Vermutung: Es scheint, als ob er damit den Preis drücken will – oder versucht, den Boden für einen Ausstieg aus dem Deal zu bereiten. Die Aktie von Twitter fällt jedenfalls mit Musks Attacken immer weiter.
Musk will möglicherweise tieferes Kaufangebot abgeben
Der Tech-Milliardär hat rund 42 Milliarden Dollar für Twitter geboten – das macht pro Aktie 54,2 Dollar. Am Dienstag sackte der Kurs im vorbörslichen Handel zeitweise um weitere mehr als drei Prozent an die Marke von 36 Dollar ab. Musk würde also weit mehr für Twitter bezahlen, als die Firma jetzt wert ist.
Der Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla rückt schon seit Freitag die angeblichen falschen Angaben zu Fake- und Spam-Accounts in den Vordergrund. Da erklärte er den Deal deswegen für «vorläufig ausgesetzt» – während rechtlich fraglich ist, ob er die Vereinbarung mit Twitter überhaupt einseitig auf Eis legen kann. «Je mehr Fragen ich stelle, desto grösser werden meine Sorgen», sagte Musk bei einem Konferenz-Auftritt. Ein Deal zu einem niedrigeren Gebot sei «nicht ausser Frage».
Musk will Redefreitheit und postet Kackhaufen
Twitter-Chef Parag Agrawal (37) versuchte die Schätzungen der Zahl von Bot-Accounts in einer Serie von Tweets zu erläutern. Solche Schätzungen seien von ausserhalb des Unternehmens schwer anzustellen – ein Schuss in Richtung Musk.
Der Tesla-Chef reagierte eigenwillig – mit einem Kackhaufen-Emoji. Dabei sagt Musk selbst, er wolle mit seinem Kauf, Twitter zu einem Ort des Diskurses umkrempeln, einem Ort der freien Meinungsäusserung.
Musk ist auf Anteilseigner angewiesen
Unklar ist, ob inkorrekte Angaben zur Zahl der Fake-Accounts wirklich als eine so gravierende Falschinformationen über das Twitter-Geschäft durchgehen, dass Musk die Konditionen des Deals ändern oder die Übernahme abblasen kann.
Für den Erfolg des Übernahmeversuchs ist Musk darauf angewiesen, dass ihm genug Anteilseigner ihre Anteile abtreten wollen. Twitter und Musk wollten die Übernahme bislang bis Jahresende abschliessen. Er kaufte in den vergangenen Monaten bereits einen Anteil von gut neun Prozent an Twitter an der Börse zusammen. Zur Finanzierung des Deals setzt Musk neben Verkäufen von Tesla-Aktien auf Unterstützung anderer Investoren. (gif/SDA)