Die Credit Suisse ist von einem Gericht in Singapur zu weiteren hohen Schadenersatz-Zahlungen an den georgischen Milliardär Bidzina Ivanishvili verurteilt worden. Das Gericht in Singapur bezifferte die zu leistenden Zahlungen laut mehreren Medienberichten auf insgesamt 926 Millionen US-Dollar. Die CS wird das Urteil anfechten, wie sie gegenüber Blick sagt.
Dabei hat das Singapurer Handelsgericht in seinem Urteil vom Freitag die Schadenersatz-Zahlung um 79,4 Millionen Dollar verringert. Gleichzeitig müssten aber auch die in einem parallelen Verfahren auf den Bermudas gesprochenen Beträge in die Berechnung einbezogen werden, damit es nicht zu doppelten Forderungen komme.
«Das heutige Urteil ist falsch und wirft weitreichende Rechtsfragen auf», sagt die CS am Freitagvormittag zum Urteil gegen ihre Tochtergesellschaft Credit Suisse Trust.
Betrügerischer Genfer CS-Berater
Der ehemalige georgische Regierungschef und Milliardär Ivanishvili war Kunde des betrügerischen Genfer CS-Beraters Patrice Lescaudron und hatte hohe Summen seines Vermögens über die CS investiert. Lescaudron hatte spätestens ab 2011 reichen Kunden dreistellige Millionenbeträge aus dem vom ihm betreuten Vermögen abgezweigt – darunter von Ivanishvili.
Patrice Lescaudron war 2015 bei der Credit Suisse fristlos entlassen worden. 2018 wurde er in einem Strafverfahren in Genf zu fünf Jahren Gefängnis und zu einer Zahlung von 130 Millionen US-Dollar verurteilt. Im Sommer 2020 nahm er sich das Leben.
Das Singapurer Gericht berücksichtigte in seinem Urteil allerdings nicht nur die von Lescaudron direkt gestohlenen Summen. Die Richterin bemass den vom Kläger erlittenen Verlust vielmehr an dem Wert, den sein Portfolio erreicht hätte, wäre es von einem «kompetenten, professionellen Treuhänder» verwaltet worden. Sie machte CS Trust also auch für schlechte Investitionsentscheide verantwortlich.
CS auch in Bermudas verklagt
Ivanishvili hatte die CS auch auf den Bermudas in dieser Angelegenheit verklagt. Das dortige Gericht war im vergangenen Jahr zum Schluss gekommen, dass Lescaudron von der Bank zu wenig kontrolliert worden war. Es verurteilte die Grossbank zur Zahlung einer Schadenersatzsumme in Höhe von 607 Millionen US-Dollar. Die Credit Suisse hat auch gegen das Urteil auf den Bermudas Berufung eingelegt. Das Urteil des Berufungsgerichts des britischen Überseegebiets war für die erste Jahreshälfte 2023 angekündigt worden.
An der Börse gaben die Aktien der CS sowie der Konkurrentin UBS, welche die Übernahme der Credit Suisse in den kommenden Wochen abschliessen dürfte, in einem schwachen Umfeld für Bankentitel am Freitag deutlich nach: Beide Titel notierten gegen 11 Uhr um 1,4 Prozent unter dem Vortagesschluss. (SDA/kae)