Diese Ansage wird einigen Bankern der zwangsfusionierten Credit Suisse so richtig eingefahren sein! «Jede Person aus der Credit Suisse muss gefiltert werden», sagte UBS-Präsident Colm Kelleher (65) in Zürich vor den Medien. Das ist ein Statement. Wie er das genau meint, lässt er jedoch offen. Und sorgt damit für Verwirrung. Doch wie kommt dieses Statement wohl bei den betroffenen Angestellten an?
Andreas Venditti (50), Finanz-Analyst bei der Bank Vontobel, stösst sich nicht an den deutlichen Aussagen von Kelleher. Für ihn ist klar: «Dass es in gewissen Bereichen der Credit Suisse Probleme mit der Risikokultur gab, war spätestens seit der Aufarbeitung des Archegos-Debakels bekannt», sagt er. Und fügt an: «Insofern ist es verständlich, dass die UBS in dieser Hinsicht Vorsicht walten lässt», sagt der Banken-Experte zu Blick.
UBS ist ein gebranntes Kind
Doch wie «filtert» die UBS einen Angestellten der ehemaligen Konkurrentin Credit Suisse? Die Frage sorgt in der Branche primär für ratlose Gesichter. Für Matthias Mölleney (62), Unternehmensberater und letzter Personalchef der Swissair, ist klar: «Die UBS hat ab dem Datum der Umsetzung der Übernahme der CS einen Zugriff auf die HR-Daten der Credit Suisse.» Dann kann sie genau schauen, was potenzielle Mitarbeitende der CS bisher im Detail geleistet haben. «Noch ist aber nicht klar, wann das sein wird. Das wird dauern», sagt Mölleney zu Blick.
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In Sachen Übernahmen sei die UBS ein gebranntes Kind. «Sie hat eine Fusion mit dem Bankverein hinter sich, bei der die kulturellen Unterschiede der beiden Banken sehr lange nicht ganz aus dem Weg geräumt werden konnten», so der Experte. Er ist gespannt, wie die Übernahme dann konkret über die Bühne geht. Denn: «Die UBS hat bisher keine ausgewiesene Kompetenz im Integrationsmanagement.»
«Einfach miteinander reden»
Der ganze Prozess dürfte allerdings noch eine ganze Weile dauern. «Normalerweise würde man jetzt einfach miteinander reden. Das ist aber etwas anderes als Filtern.» Nach einer solchen Aussage dürften der neuen UBS einige Talente verloren gehen. «Denn junge, begehrte Banker werden vermutlich versuchen abzuspringen, wenn sie hören, dass sie gefiltert werden», sagt Mölleney.
Die Credit Suisse wollte die Aussage von Kelleher auf Anfrage nicht kommentieren.