Die jüngste Entwicklung hat UBS-CEO Ralph Hamers (57) überrollt: Der ehemalige CEO der niederländischen Finanzgruppe ING kam Ende 2020 in die Schweiz, weil ihm die Bank in seiner Heimat zu klein geworden war. Nun wird die neue Superbank UBS zu gross für ihn. Das findet zumindest der UBS-Verwaltungsrat rund um Präsident Colm Kelleher (65). Hamers muss seinen Stuhl für Sergio Ermotti (62) räumen.
Dabei sind Hamers Zahlen an der Spitze der Schweizer Grossbank eindrücklich: 2021 und 2022 blieben unter dem Strich 7,46 und 7,63 Milliarden Franken Gewinn. So viel sprang bei der UBS seit 15 Jahren nicht mehr heraus. Trotzdem traut ihm die Führungsetage den Chefposten der neuen UBS offenbar nicht zu. Die Integration der verlustreichen Credit Suisse in die UBS ist eine Mammutaufgabe.
Hamers hinterlässt Spuren
Hamers hat im Kleinen bewiesen, wie man eine Bank für die Zukunft flott macht. So hat er als CEO der ING-Gruppe den Gewinn zwischen 2013 und 2019 beinahe verdoppelt. Doch bei der ING dreht sich alles um das standardisierte Privatkundengeschäft. Der CEO der UBS muss zwei Bankriesen zusammenführen. Und er muss ein Milliardengrab, die Investmentbank der Credit Suisse, zuschaufeln und abwickeln. Und genau das hat sein Vorgänger und Nachfolger Sergio Ermotti bei der UBS schon einmal bewerkstelligt.
Was von Hamers bleibt? Er hat bei der UBS die Kultur verändert: Ganz ohne Krawatte und mit locker getragenem Hemd hat er ein kollegialeres Arbeitsklima etabliert, das starre Abteilungsdenken abgeschafft und mehrere Hierarchiestufen gestrichen. Unter seiner Führung konnte die UBS auch die Kosten deutlich herunterfahren.
Sechsmal mehr Lohn
Das zahlte sich auch für Hamers aus: Das erfolgreiche Geschäftsjahr 2022 spülte ihm 12,64 Millionen Franken aufs Konto. Bei der ING-Gruppe erhielt er jährlich knapp zwei Millionen Franken. Viel zu wenig, wie er damals fand.
Auch nach dem wohl nicht ganz freiwilligen Abgang bei der UBS sprudelt der Geldhahn für Hamers weiter. Goldene Fallschirme gibt es bei der UBS zwar schon länger keine mehr, doch: «Die Kündigungsfrist bei CEOs beträgt meistens ein Jahr», sagt Vergütungsexperte Sacha Cahn (50).
Hamers wird also auch 2023 noch einen üppigen Millionenbetrag erhalten. Einen Teil davon für ein Beratungsmandat, mit dem er der Bank erhalten bleibt. «Er hat die UBS punkto Digitalisierung vorangebracht. Hier dürfte er sich sicherlich weiterhin einbringen», sagt Cahn. Er hält aber auch einen baldigen Einstieg bei einer anderen Grossbank für möglich: «Hamers hat bei der UBS äusserst erfolgreiche Zahlen geliefert. Es ist eine Frage der Zeit, bis er ein Angebot erhält.»