«Ich fuhr am Paradeplatz vorbei und fragte mich, wars das jetzt wirklich?»
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Blick-Kolbe über CS-Zerfall:«Das Mittelmanagement bei der UBS ist überfordert»

UBS-Ermotti hat sich entschieden
Das passiert mit dem CS-Prachtbau am Paradeplatz

Die Credit Suisse residierte an bester Adresse am Paradeplatz. Nun ist klar, was mit dem ehemaligen Hauptsitz passiert. Er wird Teil eines neuen Finanzcampus im Herzen von Zürich.
Publiziert: 19.03.2024 um 07:00 Uhr
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Aktualisiert: 19.03.2024 um 16:30 Uhr
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Der Paradeplatz 8, der ehemalige Hauptsitz der Credit Suisse, wird nicht verkauft.
Foto: keystone-sda.ch
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Es ist das Symbol des Finanzplatzes schlechthin: das Gebäude Nummer 8 am Zürcher Paradeplatz. Seit 1876 wird von hier aus erst das Schicksal der Schweizerischen Kreditanstalt, später der Credit Suisse bestimmt. Bis zum 19. März 2023, dann streicht die CS die Segel – nicht nur im Logo. Die UBS übernimmt.

Mit der gesamten CS kommt die UBS für drei Milliarden Franken auch in den Besitz des Paradeplatz 8. Was also tun mit dem ikonischen Gebäude? Verkaufen? Vermieten? Optionen, die geprüft werden, denn die Übernahme der CS kostet die UBS eine Menge Geld.

Doch nun erteilt die UBS Verkaufsspekulationen eine Absage. «Wir behalten den Paradeplatz 8», sagt UBS-Chef Sergio Ermotti (63) im Gespräch mit Blick. «Dieses Gebäude ist ein wichtiger Teil der CS-Geschichte und wird nun zu einem Bestandteil der UBS-Zukunft.»

Die UBS umschliesst mit ihren Immobilien jetzt von drei Seiten den Paradeplatz. Das ehemalige Bankverein-Gebäude am Paradeplatz 6 wird gerade umgebaut, gegenüber wurde vor kurzem mit viel Pomp das Luxushotel Mandarin Oriental Savoy eröffnet.

Die Vision der UBS: Rund um den Paradeplatz soll ein Finanzcampus mit rund 4000 Arbeitsplätzen entstehen. «Wir wollen unsere Arbeitskräfte mitten in der City bündeln», so Ermotti. «Das ist auch ein Signal an die Stadt und den Standort Zürich.» Der Plan: Der Paradeplatz soll lebendiger werden. In den oberen Stockwerken wird gearbeitet, unten gibt es Platz für Läden und Gastronomie.

UBS-Hauptsitz bleibt an der Bahnhofstrasse

Bei den Kosten für die Integration der CS in die UBS schaut Ermotti normalerweise ganz genau hin, beim Paradeplatz gibt er sich grosszügiger. «Das ist vielleicht kommerziell nicht die beste Lösung, aber es geht bei unserer Entscheidung um mehr als nur Kosten.»

Der Zeitpunkt ist kaum zufällig gewählt. Denn rund um den Jahrestag werden die Stimmen lauter, die das Bedürfnis der Schweiz nach einer Grossbank grundsätzlich infrage stellen. Zumal einer Bank, deren Bilanzsumme mehr als doppelt so gross wie die Schweizer Wirtschaftsleistung ist – und damit auch ein erhebliches Risiko für das Land darstellt.

Neben den Liegenschaften am Paradeplatz umfasst der Finanzcampus auch Gebäude an der Bärengasse sowie den Bärenhof. Am Hauptsitz an der Bahnhofstrasse 45 werde die UBS allerdings festhalten, wie Ermotti betont. Ein Gebäude, das erst vor wenigen Jahren aufwendig renoviert worden ist. Obwohl es offenbar auch Diskussionen gab, den Hauptsitz an den Paradeplatz zu verlegen. Doch diese Idee sei schnell verworfen worden.

Denkmalgeschütztes Gebäude

Insgesamt hat die Bank Gebäude für mehrere Milliarden Franken in der Bilanz, vornehmlich in der Schweiz. Im Ausland ist die Grossbank meist Mieterin. Wie viel die einzelnen Gebäude rund um den Paradeplatz im Detail wirklich wert sind, will die UBS nicht verraten.

Noch ist der Finanzcampus im Herzen von Zürich erst ein Konzept. Doch eines, das schnell entwickelt werden soll. Ab Anfang 2027 wird das ehemalige Bankverein-Gebäude bezugsbereit sein. Die Restaurierung des ehemaligen CS-Sitzes dürfte sich komplex gestalten, da auch der Denkmalschutz ein Wörtchen mitreden will.

Die Bündelung von 4000 Arbeitsplätzen ist Teil der Überarbeitung des gesamten Immobilien- und Standortportfolios. Dieses hatte die UBS seit der Finanzkrise laufend reduziert, von mehr als 450 auf ungefähr die Hälfte der Gebäude. Durch die Übernahme der CS sind es nun wieder mehr als 400 Gebäude. Darunter der Uetlihof, dessen Mietvertrag erst Ende 2037 ausläuft. Andere Standorte wie etwa den CS-Tower in Zürich-Oerlikon oder Teile der Büroflächen im Einkaufszentrum Sihlcity hat die Bank bereits aufzugeben beschlossen.

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