Monaco ist bekannt für seine Casinos, seine Yachten – und seine horrenden Mietpreise. Für eine 100 Quadratmeter grosse Wohnung fallen in dem Stadtstaat an der Côte d'Azur 8000 Euro Miete im Monat an – locker.
«Wenn wir nicht zu Monaco werden wollen, muss ein Ruck durch Bauindustrie und Politik gehen», warnt Donato Scognamiglio (54), Präsident des Immobiliendienstleisters Iazi. Dieser hat am Freitagnachmittag neue Zahlen zum Schweizer Immobilienmarkt vorgestellt, die ein düsteres Bild über die Lage auf dem Schweizer Wohnungsmarkt zeichnen – für alle Beteiligten.
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Allen voran für die Mieterinnen und Mieter. Der Wohnungsbau hält mit dem Bevölkerungswachstum längst nicht mehr Schritt. «Das Erfolgsland Schweiz ist ausgebucht», sagt Scognamiglio und spielt damit an auf die im Wahlkampf zur Parole mutierte «10-Millionen-Schweiz». Derzeit steht die Bevölkerung bei rund 9 Millionen – und der Platz wird zunehmend knapp.
Schweizweit sind die Angebotsmieten letztes Jahr gemäss der Iazi-Erhebung um 6,4 Prozent gestiegen. Besonders prekär sieht die Lage in Zürich (+7 Prozent) aus. «Die Leute werden in Zukunft länger bei den Eltern zu Hause wohnen bleiben, weil es billiger ist», prophezeit Immo-Experte Scognamiglio. Zahlen belegen ausserdem, dass immer mehr Menschen in WGs ziehen, statt sich allein eine Bleibe zu leisten.
Aktien sind attraktiver
Doch – und das mag erstaunen – die Lage am Immobilienmarkt ist nicht nur für Mieterinnen und Mieter unbefriedigend. Sondern auch für Investoren! Es entstehe oft der Eindruck, «dass Immobilieninvestoren Traumrenditen erzielen, doch die aktuellen Zahlen sprechen eine andere Sprache», so das Fazit der Iazi-Experten.
Konkret warfen Wohnliegenschaften im vergangenen Jahr eine Rendite von 2,9 Prozent ab. Bei Büro- und Geschäftsliegenschaften schrumpfte die Rendite gar auf mickrige 1,4 Prozent. «Das ist eine Rendite wie bei einem besseren Sparheft», so Scognamiglio.
Schweizer Anleihen performten in der gleichen Zeit mit +6,4 Prozent, Aktien mit +4,7 Prozent, so die Analyse. Will heissen: «Am Aktienmarkt kann ich dreimal mehr verdienen, und das ganz ohne Stress», so Scognamiglio. Das Geld fliesst nicht mehr automatisch in den Immobilienmarkt. Es ist paradox: Die tieferen Renditen hemmen den Geldfluss in Immobilien und damit die Bautätigkeit – die Mieten steigen weiter.
Die Party ist vorbei – vorerst
Mieterinnen und Mietern, die unter den horrenden Preisen in den Zentren leiden, dürfte bei solchen Unkenrufen der Immo-Investoren über angeblich tiefe Renditen die Spucke wegbleiben. Auch Scognamiglio gibt zu: «Wir hatten 22 Jahre lang Partystimmung auf dem Immobilienmarkt. Das ist die längste Party, die ich kenne.»
Immerhin: Die Party ist nur kurzfristig ausgesetzt. Die Leitzinssenkung durch SNB-Präsident Thomas Jordan (61) vom Donnerstag bezeichnet Iazi als «Silberstreifen am Horizont» für die Immobilienbranche.
Die Mieter warten derweil noch auf ihren Silberstreifen. Eine Lösung könnte die Umnutzung von Büro- zu Wohnflächen sein. Homeoffice sei Dank liegen Büros zunehmend verwaist da. Schweizweit beträgt der Leerstand bei den Büros 5,9 Prozent. In der Agglomeration Zürich ist es teils massiv mehr, in Wallisellen ZH etwa stehen gemäss Iazi über 25 Prozent der Büroflächen leer. Zum Vergleich: Bei den Wohnungen beträgt der Leerstand in der Stadt Zürich laut offizieller Statistik 0,06 Prozent.