Dem Entscheid war ein zähes Ringen zwischen der UBS-Spitze und den Personalkommissionen vorausgegangen. Nun ist klar: Die Grossbank wird die Löhne um 2,25 Prozent erhöhen – und zwar für die Mitarbeitenden der UBS und der übernommenen Credit Suisse. Eine Sprecherin bestätigt entsprechende Recherchen von Blick. Die Lohnerhöhung betreffe «die in der Schweiz tätigen Mitarbeitenden von UBS und Credit Suisse bis und mit mittlerem Kader», schreibt die Sprecherin in einer schriftlichen Stellungnahme. Die Anpassung um 2,25 Prozent tritt per 1. März in Kraft. Damit liege die Erhöhung leicht über der Prognose, welche die hauseigenen Ökonomen für die Finanzbranche erstellt hätten.
Konkret betrifft die Lohnerhöhung alle Mitarbeitenden, die unter den Gesamtarbeitsvertrag der Branche fallen. Doch nicht alle kriegen automatisch mehr Geld aufs Konto. Wie die Bank schreibt, erfolgen die Lohnanpassungen «markt-, funktions- und leistungsorientiert». Das bedeute, dass der Prozentsatz der Salärerhöhung nicht zwingend bei 2,25 Prozent liege, sondern nach oben und unten abweichen könne.
Mehr zu Boni-Banker
Dass die Löhne nur individuell erhöht werden, stösst auf Kritik. «Wir bedauern, dass die UBS keine generelle Lohnerhöhung vornimmt», sagt Natalia Ferrara (41), Geschäftsführerin des Schweizerischen Bankpersonalverbands (SBPV). Ihre Organisation hatte sich für eine Lohnanpassung von fünf Prozent eingesetzt. Vor allem die Arbeitnehmenden, die seit mehreren Jahren leer ausgegangen seien, müssten angesichts der Teuerung und der sprudelnden Bankgewinne nun eine Lohnerhöhung erhalten, argumentierte der Verband. Der SBPV schloss sich der Forderung des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes an, der ebenfalls fünf Prozent verlangte.
Nur jeder Dritte bekommt mehr Lohn
Angesichts der bevorstehenden Massenentlassungen kann der Verband die durchgeboxte Lohnerhöhung als Erfolg verbuchen. UBS-Chef Sergio Ermotti (63) stellte letzten Sommer die Zahl von 3000 Entlassungen in den Raum, die wegen der Vollintegration bis Ende 2025 ausgesprochen werden müssen. Insgesamt werden aber viel mehr Stellen wegfallen, da Frühpensionierungen und freiwillige Abgänge in dieser Zahl nicht eingerechnet sind.
Aktuell beschäftigen UBS und Credit Suisse in der Schweiz rund 37’000 Personen. Von den Lohnerhöhungen soll jedoch nur jeder dritte Mitarbeitende profitieren. Das bedeutet, dass die Fixlöhne von rund 24’000 Angestellten unverändert bleiben. Für Bankmitarbeiter mit hohen Löhnen ist das Fixgehalt zwar auch wichtig. Für sie ist der jährliche Bonus allerdings das entscheidende Element, ob es für sie ein gutes oder ein mittelmässiges Jahr war.
Die Bonussaison beginnt Ende Januar. Dann legen Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte die Höhe des Bonustopfs fest. Bei UBS und Credit Suisse ist die Stimmung dieses Jahr besonders angespannt, weil die Boni erstmals aus einem einzigen Topf gespeist werden. Wie hoch der Bonus ausfallen wird, ist noch nicht in allen Details geklärt. Im vergangenen Jahr hatte die UBS insgesamt 3,3 Milliarden Franken ausgeschüttet. Bei der Credit Suisse waren es 1,6 Milliarden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Bonustopf für 2023 die Marke von 5 Milliarden Franken übersteigt.
Die kombinierte Grossbank zählte Ende September 2023 115’981 Vollzeitstellen. Das sind rund 3100 weniger als drei Monate zuvor. Im vierten Quartal dürfte die Zahl weiter gesunken sein. Schüttet die UBS 5 Milliarden aus, ergibt dies eine durchschnittliche variable Vergütung von mindestens 44’000 Franken pro Vollzeitstelle. Im Vorjahr waren es 45’000 Franken bei der UBS und 31’000 Franken bei der CS.
Lohnunterschiede angleichen
Obwohl die Credit Suisse letztes Jahr zusammengebrochen ist, werden auch ihre Mitarbeitenden einen Bonus erhalten. Das bestätigen mehrere Quellen. Die UBS könne es sich schlicht nicht leisten, den eigenen Leuten einen Bonus zu zahlen, den Kolleginnen und Kollegen der übernommenen Bank aber nicht, sagt ein Insider. Man wolle sich als eine Bank positionieren und damit auch die spalterischen Kulturfilter-Aussagen des Topmanagements vom letzten Frühling vergessen machen.
Es gibt aber auch viele CS-Kader, die dieses Jahr deutlich weniger oder gar keinen Bonus erhalten. Das betrifft vor allem Arbeitnehmende in hoch bezahlten Positionen. Es war ein offenes Geheimnis auf dem Schweizer Bankenplatz, dass die CS ihren Angestellten stets mehr zahlte als die UBS. Spitzenverdiener in der Schweizer Einheit der CS erhielten zum Teil über 20 Prozent höhere Grundlöhne als ihre gleichrangigen Kollegen bei der UBS. Dazu kamen höhere variable Vergütungen. Damit soll nun Schluss sein. Die sogenannten Lohnbänder der beiden Grossbanken werden einander angeglichen. Dies geschieht über die Boni und teilweise über eine Reduktion der Fixlöhne bei den Spitzenverdienern.