Auf einen Blick
- Schweizer Hotellerie verzeichnet Rekord mit 43 Millionen Logiernächten im Jahr 2024
- Zuwachs aus exotischen Märkten wie Portugal und Brasilien überrascht positiv
- Städtetourismus wächst stärker als Bergtourismus, Seminare und Kongresse sind wichtige Treiber
Die Schweiz ist beliebt wie nie: Die Hotellerie verzeichnete 2024 mit knapp 43 Millionen Logiernächten erneut einen Rekord, wie Schweiz Tourismus (ST) vermeldet. Der Zuwachs von 2,6 Prozent sei der positiven Entwicklung bei den ausländischen Gästen zu verdanken, sagt Martin Nydegger (54), Direktor der Vermarktungsorganisation ST.
Blick: Die Schweiz zieht gerade im Winter auch in exotischen Märkten immer besser. Welche neuen Gäste haben Sie überrascht?
Martin Nydegger: Portugiesische Gäste haben um 14 Prozent auf 180’000 Logiernächte zugelegt. Obwohl wir dort erst seit drei Jahren aktiv sind. Auch Gäste aus Brasilien kommen immer zahlreicher und haben im Januar-Geschäft teilweise die Russen ersetzt. Dann sind dort Schulferien, es ist heiss und der Schweizer Winter dadurch immer beliebter.
Worauf führen Sie das Wachstum in exotischen Märkten zurück?
Grundvoraussetzung ist, dass es einem Land wirtschaftlich gut geht. Ist das der Fall, können wir mit unserer Präsenz vor Ort das Zünglein an der Waage sein. Die Schweiz hat die nötige Infrastruktur und ist ein offenes Land. Hier kommt man mit Englisch gut durch.
Wer hat negativ überrascht?
Das Geschäft mit Südostasien ging um beinahe 13 Prozent zurück, vor allem in Thailand büssten wir ein. Und jenes in den Golfstaaten um 4 Prozent.
Reiche Gäste aus den USA oder Brasilien geben im Schnitt pro Tag deutlich mehr aus als Schweizer. Muss man mit weiteren Preiserhöhungen und einer Verdrängung der Schweizer rechnen?
Das kann ich mir nicht vorstellen. In der Schweiz gibt es kein grosses Wohlstandsgefälle zwischen den ausländischen und einheimischen Gästen. Zudem lag der Anteil der Schweizer Gäste vor der Pandemie bei 45 und heute bei fast 49 Prozent. Die inländischen Gäste bleiben sehr wichtig.
Die Bergbahnen haben für die erste Saisonhälfte starke Zahlen vermeldet. Kann man von einem Top-Winter ausgehen?
Bis jetzt läuft es sehr gut. Der Winter steht und fällt mit den Bedingungen und das Wetter und die Schneeverhältnisse waren bisher erfreulich. Jetzt hilft das schlechte Wetter im Flachland. Es treibt die Leute in die Berge. Die Rückmeldungen aus der Branche sind sehr positiv.
Weniger Freude bereiten die steigenden Preise im Wintersport. Wird Skifahren zum Luxusgut?
Die Preissteigerungen bei den Bergbahnen bewegen sich im Rahmen der allgemeinen Teuerung. Die Tourismusbetriebe mussten in den letzten Jahren auf steigende Kosten reagieren. Der Fachkräftemangel hat beispielsweise höhere Löhne zur Folge.
Man spricht im Wintertourismus von den Bergen und kaum von den Städten. Zurecht?
Nein. Der Winter ist für den Städtetourismus sehr wichtig. Der Dezember war hier früher eher schwach. Dann bauten Zürich, Basel, Montreux und andere Städte ein fantastisches Angebot mit Weihnachtsmärkten auf. Das hat sich ausgezahlt. Der Städtetourismus legt stärker zu als jener in den Bergen. Ein zentraler Treiber hierfür sind zudem Seminare und Kongresse. Dieser Austausch hat für Unternehmer in Zeiten von Homeoffice und virtuellen Meetings deutlich an Bedeutung gewonnen. Die individuellen Geschäftsreisen hingegen haben um ein Drittel abgenommen.