Swissport-Personal geht auf die Barrikade
«Ein Warnstreik über Weihnachten wäre denkbar»

Die Angestellten der Bodenabfertigungsunternehmen Swissport und Goldair-AAS sind mit den diesjährigen Lohnverhandlungen nicht zufrieden. Jetzt drohen sie mit Streik. Ein solcher würde den Feiertags-Ferienverkehr empfindlich treffen.
Publiziert: 07.12.2023 um 12:37 Uhr
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Aktualisiert: 07.12.2023 um 14:43 Uhr
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Fluggepäck auf dem Vorfeld des Flughafens Zürich: Kommt es tatsächlich zum Streik bei Swissport, droht just zur Weihnachtszeit ein Chaos.
Foto: Sven Thomann
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Rund um die Feiertage herrscht am Flughafen Zürich viel Betrieb. Doch dieses Jahr droht ein Koffer-Chaos. Denn die Angestellten der Bodenabfertiger Swissport und Goldair-AAS drohen offen mit einem Streik.

Was ist passiert? Die Gewerkschaft VPOD meldet, dass die Lohngespräche mit Swissport und Goldair-AAS gescheitert seien. Swissport sei lediglich bereit gewesen, 80 Prozent der Teuerung auszugleichen. Laut VPOD angesichts der bereits tiefen Löhne «ein Schlag ins Gesicht der Mitarbeitenden».

Bei Goldair-AAS habe nach Jahren ohne Lohnerhöhung oder 13. Monatslohn abermals eine Nullrunde herausgeschaut. Die Firma habe auf die Forderungen nach 5 Prozent Lohnerhöhung und einem 13. Monatslohn gegenüber dem VPOD aber «auf stumm geschaltet», wie Gewerkschafter Stefan Brülisauer (35) gegenüber Blick festhält.

Zwischen dem VPOD Luftverkehr und Goldair-AAS wurde inzwischen eine kantonale Schlichtung eingeleitet. Goldair-AAS ist ein 2019 gegründetes Joint Venture zwischen dem Schweizer Bodenabfertiger AAS und der griechischen Goldair Handling.

Bei den Angestellten lautet der Tenor laut VPOD: «Wenn wir nur 80 Prozent der Teuerung ausgeglichen erhalten, dann erhält die Firma eben auch nur 80 Prozent unserer Leistung.» Wie ein allfälliger Streik aussehen würde, ist laut Brülisauer noch nicht abschliessend entschieden: «Ein Warnstreik über Weihnachten wäre aber denkbar.» 

Wie realistisch ist ein Streik?

Aber dürfen die Angestellten überhaupt streiken? Wer einen gültigen Gesamtarbeitsvertrag hat, darf laut Gesetz nicht streiken.

«Ein Streik wäre zulässig, wenn er der letzte Ausweg ist», argumentiert Brülisauer. Der VPOD habe alles versucht, eine gütliche Lösung zu finden. Die Gespräche und eine Petition brachten nichts. «Wir versuchen es noch mit der Schlichtung und mit dem Flughafen Zürich», so Brülisauer.

Letzterer wird ab 2025 das sogenannte PRM-Geschäft – also Flughafen-Dienstleistungen für Menschen mit eingeschränkter Mobilität – von der Goldair-AAS übernehmen, mitsamt deren 120 Mitarbeitenden. Diese hoffen, dass sie immerhin ab 2025 einen besseren Lohn erhalten. «Wir haben das Gefühl, Goldair-AAS möchte nun 2024 noch so viel Gewinn wie möglich abschöpfen auf Kosten der Mitarbeitenden», kritisiert Brülisauer. 

Flughafen-Sprecherin Bettina Kunz erklärt auf Anfrage, dass sie derzeit keine Kenntnis von konkreten Streikplänen habe. Als Flughafenbetreiber sind man aber daran interessiert, einen möglichst reibungslosen Flugbetrieb sicherzustellen.

Swissport pocht auf Friedenspflicht

Swissport-Sprecherin Nathalie Berchtold bestätigt, dass Swissport entsprechend den Gesprächen mit VPOD, SEV und KVMV Schweiz und der Vereinbarung im Gesamtarbeitsvertrag die Teuerung 2024 zu 80 Prozent ausgleicht: «Dies entspricht einer Erhöhung der Lohnzahlungen per 1. Januar 2024 um 1,76 Prozent.» Weiteren Forderungen der Gewerkschaften könne Swissport aufgrund der wirtschaftlichen Situation sowie den bestehenden Vereinbarungen mit Kunden nicht nachkommen.

Berchtold fügt an, dass Swissport über einen gültigen Gesamtarbeitsvertrag bis 31. Dezember 2026 verfügt und den darin enthaltenen Vereinbarungen nachkomme. Und dieser setzt Friedenspflicht voraus: «Jegliche Kampfmassnahmen – auch in Fragen, die im GAV nicht geregelt werden – würden gegen den geltenden Vertrag verstossen.» Sie bezeichnet die Streikgefahr daher als «eher unwahrscheinlich».

Chaos in den Weihnachtsferien wäre verheerend

Käme es aber tatsächlich zum Streik, droht im Gepäckbereich ein Chaos – und dies nicht zum ersten Mal. Das Image des Flughafens würde leiden.

«Es herrscht immer noch Personalmangel am Flughafen, und der Betrieb wird nur durch den ausserordentlichen Einsatz der Mitarbeitenden aufrechterhalten», lamentiert Brülisauer. Bereits jetzt staue sich in Zürich das Gepäck wieder. «Entscheiden sich die Mitarbeitenden vor den Ferien dafür, die Extrameile, die sie bisher geleistet haben, nicht mehr zu gehen, dann ist das Flugchaos programmiert.»

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