Die Kantonsregierung hatte beschlossen, die Löhne für die Staatsangestellten ab Anfang 2023 um 1,4 Prozent nach oben anzupassen. Den Arbeitnehmenden im öffentlichen Dienst ist dies zu wenig, sie verlangen einen vollen Teuerungsausgleich von 3 Prozent.
«Die Weigerung des Staatsrats, Lohnverhandlungen zu eröffnen, wird als Ohrfeige und Verachtung empfunden», sagte der Präsident der Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes, der Waadtländer SP-Grossrat Julien Eggenberger, am Donnerstag in einem Interview mit der Zeitung «Le Temps».
«In diesem Land, in dem die Sozialpartnerschaft ein Kardinalwert ist, verhandelt man, wenn man sich nicht einig ist. Die Diskussionen können schwierig, lang und anspruchsvoll sein (...) Aber man spricht miteinander, man kommt Schritt für Schritt voran», so Eggenberger. Die Rechte benutze für die Streiks das schreckliche Wort «Geiselnahme». «In Wirklichkeit sind wir durch die unflexible Haltung des Staatsrats gezwungen, den Widerstand zu verstärken», sagte der Gewerkschaftspräsident.
Am 31. Januar waren zwischen 5000 (laut Angaben der Polizei) und 10000 Personen (Quelle Gewerkschaften) für höherer Löhne durch die Strassen der Waadtländer Hauptstadt gezogen. Am 23. Januar waren es zwischen 3000 und 4000 gewesen. Zu den Sektoren des Bildungs- und Gesundheitswesens war auch der Sektor der Polizei hinzugekommen.
Neben der Lehrerschaft wollte sich am Donnerstag auch das Personal des Universitätsspitals Chuv mit geplanten Arbeitsniederlegungen in mehreren Abteilungen und einer Versammlung vor den Gebäuden des Chuv an dem Protesttag beteiligen. In einem offenen Brief an die Waadtländer Bevölkerung, der am Donnerstag veröffentlicht wurde, prangerten die Angestellten des Chuv «sich ständig verschlechternde Arbeitsbedingungen und eine unzureichende Personalausstattung» an.
«Wir verlangen weder Belohnungen noch Privilegien, sondern einfach Anerkennung und Respekt. Als Gegenleistung für diesen täglichen Einsatz im Dienste der gesamten Bevölkerung erfahren wir nun, dass unser Arbeitgeber unsere Löhne senken will. Denn ja, die Inflation nicht auszugleichen, bedeutet, den Wert unseres Lohns zu senken, das haben wir nicht verdient», heisst es in dem Brief.
(SDA)