Koffer-Chaos am Flughafen Zürich
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Gepäck ohne Ende:Koffer-Chaos am Flughafen Zürich

Reise-Frust nach Landung am Flughafen Zürich
«Tausende von Koffern stehen hier verloren herum»

Grösser könnte das Reise-Chaos kaum sein – auch am Flughafen Zürich. Blick-Leserreporter berichten von einem Haufen verlorener Koffer und Passagieren, die vergeblich auf ihr Gepäck warten. Swissport beschwichtigt und hat eine Erklärung für die vielen Koffer.
Publiziert: 19.07.2022 um 00:22 Uhr
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Aktualisiert: 19.07.2022 um 06:30 Uhr
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Am Flughafen Zürich herrscht derzeit ein Koffer-Chaos.
Foto: Blick-Leserreporter Miklós Klaus Rózsa
Carla De-Vizzi

Endlich Sommerferien! Die Reiselust ist gross, das Chaos noch grösser. Schon seit mehreren Wochen häufen sich die Berichte über chaotische Zustände an den Flughäfen – und die Situation scheint sich nicht zu bessern.

Schon kurz nach 5.30 Uhr bildet sich am Sonntag vor dem Flughafen Zürich eine lange Schlange, wie ein Foto von Blick-Leserreporter Elias Egli (35) aus Romanshorn TG zeigt. Er musste an dem Tag nicht in den Flieger steigen. «Zum Glück», sagt Egli zu Blick.

Doch nicht nur beim Abflug, auch bei der Ankunft zu Hause kommt es zu Problemen, wie Blick-Leserreporterin Bettina Spoerri (53) aus Zürich berichtet. Am Samstagabend sei sie am Flughafen Zürich in einem «absoluten Koffer-Chaos» gelandet.

Passagiere warteten lange aufs Gepäck und fingen an zu jassen

«Tausende von Koffern standen verloren in den Hallen herum», so Spoerri. Überall habe es Halden von Gepäckstücken gegeben. «Das Chaos war beängstigend.» Zudem habe auch niemand kontrolliert, dass nichts gestohlen werde. Sicherheit? Fehlanzeige! «Auch teure Kameraausrüstungen waren in den Gepäckbergen zu sehen. Die hätte man problemlos unbemerkt mitgehen lassen können.»

Bettina Spoerri war um 16.20 Uhr gemeinsam mit ihrem Mann Miklos Klaus Rozsa aus Budapest in Zürich gelandet. Fast zwei Stunden warteten sie bei der Gepäckausgabe auf ihre Koffer – vergeblich.

Mit ihnen warteten viele andere Passagiere. «Die Leute fingen an zu jassen, da ihnen derart langweilig war», so Spoerri. Schliesslich gab das Paar die Hoffnung auf, dass ihre Koffer noch kommen könnten, und ging zum «Lost & Found»-Schalter («Fundbüro»). Und schon wieder hiess es: warten.

Plötzlich entdeckte sie ihren Koffer auf einem anderen Stockwerk

«Vor uns standen zirka fünfzig Personen und warteten darauf, dort Antworten zu kriegen.» Doch nur ein Schalter war geöffnet. «Eine einzige Person musste sich also um all diese Anfragen kümmern», so die Leserreporterin.

Laut einer Durchsage mussten sich die Reisenden auf eine Wartezeit von bis zu drei Stunden einstellen. «Uns wurde gesagt, man solle lieber nach Hause gehen und versuchen, das Problem online zu lösen.» Drei bis sieben Tage könne es dann dauern, bis man sein Gepäck wieder habe.

Nicht mit Spoerri. Sie hoffte doch noch, ihren Koffer zu finden, und machte sich auf die Suche – mit Erfolg. «Nach zweieinhalb Stunden habe ich dann in einer Halle auf einem anderen Stockwerk unsere grünen Koffer erblickt!» Spoerri hatte also Glück im Unglück. «Ich will mir nicht vorstellen, wie es für Leute war, die in Zürich umgestiegen sind.»

«Überall waren Wagen vollbepackt mit Gepäckstücken»

Auch Blick-Leserreporterin Nadja Diethelm (49) aus Buchs SG berichtet von chaotischen Zuständen am Sonntag am Flughafen Zürich. Kurz nach 13.30 Uhr landeten sie und ihr Freund von Kreta kommend in Zürich. «Überall waren Wagen vollbepackt mit Gepäckstücken zu sehen», so die Leserreporterin zu Blick.

Zudem suchten die Passagiere in den Wagen verzweifelt nach ihren Gepäckstücken. Glücklicherweise gehörte sie selbst nicht dazu: «Mit unserem Gepäck war alles in Ordnung.»

Es werden aktuell fünfmal mehr Koffer nachträglich nachgeschickt

Swissport, das für das Gepäck am Flughafen Zürich zuständig ist, will von den Problemen nichts wissen. Dem Unternehmen seien keine Unregelmässigkeiten bei der Auslieferung der Gepäckstücke am Gepäckband bekannt, erklärt Swissport-Mediensprecherin Nathalie Berchtold auf Anfrage: «Es gab weder am Samstag noch am Sonntag Probleme.»

Für die Fotos, die das Koffer-Chaos beweisen, hat sie eine einfache Erklärung. «Aktuell wird wegen der Unregelmässigkeiten im internationalen Flugverkehr fünfmal mehr Gepäck nachträglich nachgeschickt als normalerweise.» Heisst: Die Koffer haben keinen Platz im Flieger und müssen dann eben von einer anderen Maschine mitgenommen werden. Und das könne einige Tage dauern.

Das Ausmass der nachträglich nachgeschickten Koffern sei aktuell grösser, verloren gingen aber nach wie vor wenige Gepäckstücke.

Passagiere werden nicht informiert

Die Airlines würden in der Regel die Passagiere nicht darüber informieren, wenn das Gepäck separat transportiert werden muss. Berchtold zu Blick: «Wenn man seinen Koffer auf dem Gepäckband nicht vorfindet, kann man einen entsprechenden Verlustrapport ausfüllen, und dann wird einem der Koffer nachgeschickt, sobald dieser in der Schweiz eintrifft.»

Der Fall von Leserreporterin Spoerri sei ihr nicht bekannt. «Es kann sein, dass die Passagierin nicht rechtzeitig am Gepäckband war», so die Swissport-Sprecherin. Denn die Koffer des Flugs aus Budapest seien beim Gepäckband angekommen. «Nach 29 Minuten waren die Koffer dieses Flugs auf dem Band.»

Wenn die Koffer dann nicht geholt würden, kümmere sich ein Swissport-Mitarbeitender darum. Das Gepäck werde dann vom Band geholt und an die Passagiere nach Hause geschickt – so die Erklärung von Berchtold zu den Fotos der Blick-Leserreporterin.

«Immer einer von uns stand beim Band»

Spoerri und ihr Mann beteuern aber, dass sie am Gepäckverband gewartet hätten. «Wir haben uns abgewechselt. Immer einer von uns stand beim Band – auch, als längst keine Koffer mehr kamen», so Spoerri.

Berchtold bestätigt hingegen, dass nur ein «Lost & Found»-Schalter offen gewesen sei. Dennoch sei dies nicht die einzige Möglichkeit, wie Passagiere verlorenes Gepäck melden können. «Es gibt mehrere ‹Lost & Found›-Maschinen, wo man ein entsprechendes Formular ausfüllen kann.»

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